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Der Herr der Vespas
Bei Maskes Vespa Klassiekers in Holland kommen Freunde der wendigen Zweiräder aus dem Staunen nicht mehr raus.

Der Herr der Vespas

Bei Maskes Vespa Klassiekers in Holland werden Vespa-Träume wahr. (Foto: Marcel Sommer)

Bei Maskes Vespa Klassiekers in Holland kommen Freunde der wendigen Zweiräder aus dem Staunen nicht mehr raus.

"Preis auf Anfrage", ist in kleinen Lettern auf einem angeklebten Din A4-Blatt zu lesen. Für Sammler historischer Fahrzeuge an sich nichts Besonderes, können klassische Autos mit passender Historie den Wert einer Südseeinsel übertreffen. Doch hier im holländischen Rijen geht es nicht um Millionen-Werte. Auch nicht um hunderte Tausend Euro. "Das teuerste Exemplar, das ich besitze und das hier auch zu sehen ist würde rund 30.000 Euro kosten", erklärt Peter Maas. Die Rede ist von der V1 aus dem Jahre 1948, wobei das V für Vespa steht. Denn der sympathische 38-Jährige ist in der Vespa-Scene so etwas wie der ungekrönte König der Restaurateure und zugleich Besitzer von knapp 30 äußerst seltenen Exemplaren - und die V1 ist keine Geringere als die älteste Vespa Hollands.

Rund um die Uhr und weltweit gefragt

Begonnen hat die Leidenschaft für die Welt der Vespas mit 16 Jahren, als er seine erste eigene kauft. Nach zehn Tagen ist diese kurze Romanze allerdings ausgeträumt. Sie gibt den Geist auf. Kein Grund für den Holländer Maas der Zweiradwelt den Rücken zu kehren. Ganz im Gegenteil. Es folgt sofort die nächste, an die er sofort auch selbst Hand anlegt. Unterstützung erfährt er in diesen jungen Jahren stets von seinem technisch sehr versierten Vater, der aber eigentlich nichts mit Vespas, sondern nur mit Booten zu tun hat, sowie seiner Mutter. Letztere erkennt schon früh das Talent ihres Sohnes und hindert ihn wohl wissend, dass er schon weiß, was er macht, nicht daran, den heimischen Ofen als Lack-Back-Stube zu missbrauchen. Zehn Jahre lang bietet Peter Maas in der Garage seine Dienste der Öffentlichkeit an, bis er 2006 endlich seinen eigenen Shop eröffnet. Ob Ersatzteile, Restaurationen oder gleich eine ganze Vespa, hier findet sich alles. Mehr als 100 Vespas sind nahezu durchgehend bei Maskes Vespa Klassiekers geparkt. Aber das, was bei Peter Maas und seiner ebenfalls vom Vespa-Virus infizierten Lebensgefährtin Hilde Visser am meisten über die Ladentheke geht, ist natürlich, oder besser gesagt leider, keine komplette Vespa: Es ist ein 50-Cent teurer Kupfer-Dichtring.


Da die meisten Geschäfte mittlerweile per Internet über die eigene Homepage abgewickelt werden, ist Maskes Vespa Klassiekers bis weit über die Landesgrenzen bekannt. Genauer gesagt hat sich der einst als Hobby begonnene Job zu einem durchaus rentablen 24/7-Engagment gemausert. Denn wenn in Mitten Hollands der Tag zu Ende geht, haben die Amerikaner noch einige Stunden vor sich und im fernen Australien wachen die ersten Vespa-Fans schon wieder auf. Allerdings nur Vespa-Fans, die sich für Exemplare der Baujahre bis 1990 und auf keinen Fall indonesischer Produktion interessieren, denn "da kommt nur Müll her", verrät Peter Maas. Und weiter: "Die erste und letzte aus Asien, die wir mal hier hatten, fiel beim ersten Kickstart-Versuch komplett auseinander."

Auf Entdecker-Reise

Auf wen schon der Showroom auf der Homepage dieselbe Wirkung wie ein Kochbuch für einen Hungerleidenden hat, der sollte, egal wo er wohnt, sich schleunigst auf den Weg in die Hoofdstraat 77 in 5121 JB Rijen machen. Denn einmal vor Ort, wollen Vespa-Fans nur äußerst ungern wieder weg. Den Anfang machen schon im Eingangsbereich eine VM von 1953 und eine VM aus dem Jahre 1954. Gefolgt von zwei grünen Bacchetta von 1949 und einer cremefarbenen VNA von 1958. Von den gerade zur Restauration eingetroffenen Sonderlingen ganz zu schweigen. Wer nett fragt darf dann aber noch in die heiligen Hallen, beziehungsweise die heiligen zwei Dachboden-Etagen des Fachwerkhauses. Was sich dort auf über 1.000 Quadratmetern abspielt, könnte kontrastreicher kaum sein. Sei es die völlig verrostete MISA GLA 1960, die viele Jahre in einem See in Breda lag und nun genau neben einer perfekten Maskes Replika der Sei Giorni von 1951 von der Decke hängt. Oder die fast schon romantisch allein am Fenster platzierte GS160 MK2, die sich vier original lackierten und in Holland zugelassenen Rally 200, Rally 180, SS180, GS160 MK1 der ersten Generationen gegenübersieht.

Die älteste Vespa der Niederlande: Vespa V1 von 1948. (Foto: Marcel Sommer)
Maskes Replika der Sei Giorni Model von 1951. (Foto: Marcel Sommer)
GS160 MK2 der zweiten Generation. (Foto: Marcel Sommer)
(Foto: Marcel Sommer)
(Foto: Marcel Sommer)
(Foto: Marcel Sommer)

In der zweiten Etage werden derweil Ersatzteilträume wahr. Von den wie Wikinger-Helme von der Decke baumelnden Lenkrädern, über zahllose Zahnkränze bis hin zu Kleinstteilen in zahllosen Fächern ist hier alles zu finden. Dass dabei der eisige Wind durch die zerbrochenen Fenster pfeift und der durch das undichte Dach hineindringende Regen von aufgespannten Planen in Auffang-Fässer geleitet wird, rundet den bunten Mix an Eindrücken hervorragend ab und sorgt zugleich für eine echte Abenteurer- und Entdecker-Stimmung. Und auch, wenn Maskes Vespa Klassiekers stetig und unaufhaltsam im Online-Sektor expandiert gibt Peter Maas gern noch etwas mit auf den Weg: "Wenn Du nach Ersatzteilen oder einer Vespa schauen oder einfach nur eine gute Tasse Kaffee und ein wenig quatschen möchtest, fühl Dich herzlich willkommen bei uns!"

Autor: Marcel Sommer  Stand: 03.01.2017
Fotos: Marcel Sommer  

(Foto: Marcel Sommer)
(Foto: Marcel Sommer)
(Foto: Marcel Sommer)
(Foto: Marcel Sommer)
(Foto: Marcel Sommer)
(Foto: Marcel Sommer)