Übrigens sind selbst die bislang als unantastbar geltenden Euro 6-Diesel nicht zu 100 Prozent vor der Aussperrung sicher. Dr. Reinhard Kolke, Leiter Test und Technik beim ADAC erklärte gegenüber dem TV-Sender "mdr": "Es gibt in der Tat auch schon entsprechende Gerichtsverfahren gegen Kommunen. In denen wurde diskutiert, ob die Möglichkeit besteht, alle Diesel auszusperren". Allerdings scheint die Gefahr, dass diese Schadstoffklasse in den Städten außen vor ist, relativ gering zu sein. Schließlich sollen Nachrüstlösungen, die eine Harnstoff-Einspritzung beinhalten, die Emissionen zuverlässig auf das geforderte Maß zu reduzieren. Weniger effiziente Lösungen, wie eine reine Software-Nachrüstung wird die Dieselproblematik nicht lösen. "Das wäre eine reine Symptom-Bekämpfung, so bekommt das Diesel-Thema nicht vom Tisch. Dazu ist die öffentliche Meinung viel zu aufgeheizt", meint Automobil-Experte Stefan Bratzel.
Viele Gebrauchtwagen
Derweil brechen die Verkäufe von Dieselfahrzeugen ein. Im Mai sanken die Neuzulassungen laut dem Kraftfahrzeug-Bundesamt (KBA) um 0,9 auf 40,4 Prozent. Einst lagen diese Werte bei Deutschlands vormaligen Lieblingsmotor bei über 50 Prozent. Auch beim Gebrauchtwagenmarkt steigt der Druck auf die Modelle mit Selbstzünder-Triebwerk. Deutschlands größte Automobilbörse "mobile.de" verzeichnete bis zum 22. Mai 11,5 Prozent mehr Diesel-Inserate als im Vorjahr, gepaart mit einem partiellen Preisrutsch, der bei manchen Modellen sogar bis zu sieben Prozent ausmacht. Zudem fiel der Durchschnittspreis für einen Golf Diesel um rund 1.000 Euro und der eines 3er BMWs gar um 5,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Vom VW Tiguan wurden in der Online-Autohandelsplattform zu diesem Zeitpunkt 40 Prozent mehr Exemplare als noch vor einem Jahr angeboten - und das im Schnitt um 5,4 Prozent günstiger. "Die Verunsicherung der Endverbraucher über die Zukunft des Diesels erreicht besorgniserregende Dimensionen", befürchtet DAT-Geschäftsführer Jens Nietzschmann. Die Konsequenz: Die Restwerte der Dieselfahrzeuge befinden sich im Sinkflug.
Doch die Diskussion rund um den Dieselmotor und das VW "Dieselgate" sind nicht die einzigen Gründe für das Abrutschen des Diesel-Gebrauchtwagenpreises. Ein ganz wichtiger Faktor ist laut Maarten Baljet, Director Sales & Consulting bei bähr & fess forecasts GmbH, die sich auf Restwert-Vorhersagen spezialisiert haben, eine Angebotsschwemme bei gebrauchten Dieselfahrzeugen. Schließlich werden diese Automobile hauptsächlich von Firmen als Dienstwagen gekauft und fluten jetzt den Gebrauchtwagenmarkt, das trägt zur schlechten Restwertprognose bei.
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 04. Juli 2017