Es geht los. Das W12-Triebwerk presst den Continental GT durch die erste Kurvenkombination. Hier ist der Brite nicht wiederzuerkennen. Dank 48-Volt-Technik greift die Kombination aus Dämpfern und Wankausgleich in Millisekunden und überlassen die Schaukelpartie des Vorgängers den Schiffen, die unweit vor der walisischen Küste liegen. Die Lenkung - vielleicht etwas leicht, mit guter Rückmeldung, aber präzise und mit der DNA eines sportlichen Coupés. Der Zwölfender mit sechs Litern Hubraum geht nach Pedalstellung von sonorem Grollen über Wummern bis zum Brüllen über. 635 PS und 900 Nm lassen vermuten, dass 330 km/h Höchstgeschwindigkeit ebenso kein Problem sein sollten wie 0 auf Tempo 100 in unter vier Sekunden. Hier auf dem Rennkurs der walisischen Halbinsel Anglesey kann das Luxuscoupé seine Maximalleistung gar nicht ausfahren; doch wenn der Zwölfender die Start-Ziel-Gerade entlangwummert, vergeht hier nicht nur der lokalen Vogelwelt Hören und Sehen. Betont neutral geht es in der schnellen Rechtskurve namens Church, wo der Allradler unter Last weit nach außen getragen wird. Fahrwerk und 22-Zöller sorgen dafür, dass die zwölf Meter Streckenbreite gerade ausreichen. Nicht ungewöhnlich für eine Neuauflage nach fast 15 Jahren: Cockpit und Innenraum präsentieren sich nicht mehr betagt wie beim auslaufenden Modell. Es gibt moderne Schaltereinheiten, einen 12,3 Zoll großen Touchscreen wie man ihn auch aus dem Porsche Panamera kennt, mit der der Continental verwandt ist. Auch bei den Fahrerassistenzsystemen haben die Briten nachgelegt, um insbesondere S-Klasse Coupé von Mercedes nicht wegziehen zu lassen.
Wie zu erwarten, startet der neue Bentley Continental ausschließlich mit einem W12-Triebwerk. Das wurde im Vergleich zum Bentayga leicht modifiziert, damit es im Vergleich zum Vorgänger weiter nach hinten rutschen konnte. Die Kraftverteilung soll bei rund 52:48 zugunsten der Vorderachse liegen. Weil der Vorderwagen nicht so hoch baut wie beim Bentayga hat die angetriebene Vorderachse im unteren Motorgehäuse einen Durchstoß. Gewonnen hat der neue Continental nicht allein bei Leistung, Drehmoment und Fahrbarkeit. "Ein deutlich geringerer Realverbrauch sorgt dafür, dass der Kunde nunmehr eine Reichweite von 800 Kilometern hat", erklärt Cameron Paterson, als Direktor verantwortlich für die Gesamtfahrzeugentwicklung. Und bei dem Zwölfzylinder wird es nicht bleiben. Achtzylinder sind ebenso gesetzt wie die bekannten Speedmodelle und Sondereditionen. Der Conti muss ja wieder ein paar Jahre laufen - wenn auch nicht unbedingt wieder 15.
Fotos: Bentley
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- Veröffentlicht: 04. Juli 2017