Mercedes wagt es und bringt als erster Premiumhersteller nach mehr als 20 Jahren Vorbereitungszeit einen Pick Up auf den Markt. Das Design kommt von Mercedes - die Technik größtenteils vom Nissan Navara. Reicht das, um ein echter Sternenkrieger zu sein?
Mister X
Mercedes wagt es und bringt als erster Premiumhersteller nach mehr als 20 Jahren Vorbereitungszeit einen Pick Up auf den Markt. Das Design kommt von Mercedes - die Technik größtenteils vom Nissan Navara. Reicht das, um ein echter Sternenkrieger zu sein?
Man schaut ihn an - vielleicht etwas kritischer als es nötig gewesen wäre. Doch wenn eine neue Mercedes-Baureihe auf den Markt rollt, sind die Erwartungen besonders hoch. Das ist bei der neuen X-Klasse nicht anders. Schon der Name irritiert; scheint er doch fester denn je im Erdboden mit der Marke BMW verbunden, deren X-Modelle längst mehr als ein Drittel aller verkauften Bayern-Modelle ausmachen. Doch ab November gibt es auch eine X-Klasse von Mercedes. Kein echter Mercedes, denn die Technik ist zu großen Teilen mit dem Nissan Navara identisch und im dortigen Werk in Spanien wird die X-Klasse zusammen mit Navara und Renault Alaskan auch produziert. Ab 2019 wird der erste offizielle Pick Up von Mercedes dann auch in Cordoba / Argentinien vom Band laufen.
Kommt nicht in die USA
Doch man täte dem X-Modell von Daimler Unrecht, würde man ihn allein als Nissan beäugen. Beim Design bekam das Daimler-Nutzfahrzeug-Team rund um Christian Pohl eine überraschend lange Leine. Von außen steht der 5,34 Meter lange Koloss da, wie ein modern gezeichneter Automobilfels in der Brandung von Straßenverkehr und Wildnis. Gerade von vorn und der Seite wirkt der Nissan-Zwilling wie ein Mercedes GLS mit offener Ladefläche; so wuchtig und massig wirkt das Paket. "Wir wollen in dem Segment Benchmark sein", ergänzt Chefentwickler Stephan Manger, "wir werden daher auch Sechstzylinder und unsere Siebengangautomatik bringen. Die Nutzlast der X-Klasse beträgt 1,1 Tonnen und es gibt genug Platz für eine Euro-Palette." Doch los geht es im Herbst leider nur mit dem schmalen Nissan-Paket, das insbesondere als Positionierung kaum zu einem massigen Mercedes-Offroader passen will. So gibt es zum Marktstart im November nur zwei 2,3 Liter große Vierzylinderdiesel mit 163 (X 220d) und 190 PS (X 250d) - eben das Antriebspaket, das auch der Navara seinen abenteuer- und freizeithungrigen Insassen anbietet. Die Basisversion bietet Hinterradantrieb und Sechsgang-Handschaltung; die stärkeren Versionen zuschaltbaren Allrad und Siebengangautomatik. Für Märkte in Nordafrika oder den Vereinigten Arabischen Emiraten wird zudem ein Zweiliter-Saugbenziner namens X 200 mit gerade einmal 165 PS und Hinterradantrieb angeboten. Elitäre Mercedes-Ansprüche und der Slogan "das Beste oder Nichts" erscheinen da so weit entfernt wie Sindelfingen vom Hauptmarkt USA.
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- Veröffentlicht: 17. Juli 2017