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Die Versteigerungen stottern
Die Versteigerungen rund um die Monterey Autoweek und den Concours d\'Elegance gelten als die exklusivsten des ganzen Jahres. Doch in diesem Jahr stockten viele Rekordwerte.

Die Versteigerungen stottern

Porsche 911 Carrera RS 2.7 Lightweight 1973 (Foto: press-inform)

Die Versteigerungen rund um die Monterey Autoweek und den Concours d\'Elegance gelten als die exklusivsten des ganzen Jahres. Doch in diesem Jahr stockten viele Rekordwerte.

Es deutete sich bereits im Vorfeld an: die Versteigerungen, bei denen für legendäre Klassiker 15, 20 oder mehr Millionen Dollar bezahlt werden, tun sich schwerer denn je. Das Interesse an den teuersten Preziosen stockt in den letzten Monaten; wer genau hinschaut bemerkt dies bereits seit zwei bis vier Jahren. Egal ob bei Bonhams, Goodings oder RM Auctions Sotheby\'s - in der breiten und allemal teuren Masse dreht sich mehr denn je, doch oben herum geht vielen die Luft aus. Aston Martin, Ferrari und Jaguar aus bestem Hause mit entsprechender Historie und opulenter Dokumentation gingen lange Jahre weg, wie warme Semmeln.

Rekordgewinn bei RM Auctions

Doch gerade die teuren Supersportler aus den 60ern, lange Zeit nach dem Grundsatz gehandelt "only the Sky is the Limit", stecken in den Versteigerungen oft bei unterhalb von zehn Millionen fest. Darüber wird das zahlungskräftige Klientel zurückhaltend; noch mehr, wenn es über 15 oder gar 20 Millionen hinausgeht. Ganz anders sieht es in der Klasse von 250.000 bis knapp über eine Million Dollar aus. Hier drehen sich Modelle schneller denn je; besonders wenn diese aus den 70er, 80er und 90er Jahren kommen, die mehr denn je im Trend liegen.


War bisher im Jahre 2017 noch kein Auto für einen zweistelligen Millionenbetrag versteigert worden, gab es bei den Versteigerungen von Pebble Beach und der Monterey Autoweek das erwartete Ausrufezeichen. RM Sotheby\'s versteigerte einen Aston Martin DBR1 von 1959 für die gigantische Summe von 20,5 Millionen Dollar zzgl. Nebenkosten. Den ersten Zuschlag gab es bereits bei 19 Millionen, ehe wohl über die Grenze des erlaubten hinaus noch ein Telefonbieter entschied, einzusteigen und 500.000 Dollar nachzulegen. Der Auktionator wurde schwach, das Publikum begehrte auf und letztlich blieb es beim Versteigerungsgewinner - der mit Gebühren dann jedoch 22.550.000 Dollar für den grünen Boliden zahlen musste.

Schwieriger Vorkrieg

Gooding, in den vergangenen Jahren mit einigen Rekordverkäufen in den Schlagzeilen, musste sich dem deutlich geschlagen geben. Der hoch gehandelte Rennwagen vom Typ Porsche 917 Kurzheck von 1970 suchte sich für rund 14 Millionen zzgl. Nebenkosten eine neue Garage. Noch etwas mehr brachte hier nur der Ferrari 275 GTB/C von 1966. Es bleibt, wie es auch in den vergangenen Jahren war. Bei den ganz hohen Summen macht nicht das Auto oder eine lückenlose Historie die Musik, sondern eine entsprechend erfolgreiche Rennhistorie. Das zeigte auch die RM Sotheby\'s Versteigerung eines 2006er Aston Martin DBR 9, der nach den Vorgaben kaum 300.000 Dollar gebracht hätte und letztlich für mächtige 560.000 Dollar zzgl. Gebühren verkauft wurde. Ist die Rennhistorie nicht vorhanden, geben meist die klassischen Sportwagen den Ton an. So brachte ein makelloser BMW 507 knapp 2,8 Millionen Dollar, während ein Mercedes 300 SL Flügeltürer für knapp die Hälfte zu bekommen sind.

1956 Aston Martin DBR1 Tim Scott 2017 Courtesy of RM Sotheby (Foto: press-inform)
Aston Martin DBR1 für 20,5 Mio Dollar (Foto: Hersteller)
Ferrari 121 LM Spider 1955 (Foto: Hersteller)
(Foto: Hersteller)
(Foto: Hersteller)
(Foto: Hersteller)

Ein klarer Trend: Vorkriegsmodelle und ehemalige Selbstläufer aus den 50er und 60er Jahren von Ferrari, Aston Martin, Lancia oder Porsche werden auch hier nicht mehr automatisch zu Millionenpreisen durchgewunken. Ein seltener Mercedes 26 Type S Sports 4 erlöste 2,6 statt 3,5 Millionen, während ein 1937er Bugatti Typ 57 statt der erwarteten 1,5 Millionen Dollar gerade einmal ein Drittel einbrachte. Den Druck im Markt merkt mittlerweile sogar ein Porsche 911. Ein schicker 911 S Targa erlöste statt der erwarteten 175.000 Dollar gerade einmal zähe 125.000 Dollar - kein Einzelfall. Stattdessen brachte ein gelber Porsche 914 1.8 ohne besondere Historie statt der erwarteten 40.000 satte 85.000 Dollar. Kaum verständlich, dass britische Billig-Dreiräder wie der Peel P50 von 1964 und das Zwillingsmodell Peel Trident von 1965 105.000 bzw. 125.000 Dollar in die Kassen der Auktionshäuser spülten.


Immer noch frische Supersportler wie ein Porsche Carrera GT oder der legendäre Jaguar XJ 220 gehen bei den Versteigerungen immer. Noch größer ist die Nachfrage jedoch bei aktuellen Modellen wie LaFerrari (3,1 Millionen), Pagani Huayra (2,2 Millionen) oder Porsche 918 Spyder (1,68 Millionen), weil viele vermeintliche Neuwagenkäufer hier nicht zum Schuss gekommen sind und jetzt bei den Versteigerungshäusern die Traumwagen als junge Gebrachte erwerben. Bleibt abzuwarten, wie sich der Markt in den nächsten Jahren entwickeln wird. Junge Klassiker scheinen weiter nach oben zu gehen, während gerade jüngere Interessenten immer weniger Interesse an den Prunkmodellen aus den 30er und 40er Jahren haben.

(Foto: Hersteller)
(Foto: Hersteller)
(Foto: Hersteller)
(Foto: Hersteller)
(Foto: Hersteller)
(Foto: Hersteller)

Autor: Stefan Grundhoff, Pebble Beach / Monterey  Stand: 21.08.2017
Fotos: press-inform