Der goldene 1968er ist bis heute so geblieben wie er vorgefunden wurde und parkt aktuell wenig beachtet in der Klassikwerkstatt am Stuttgarter Porscheplatz. Der vom Rost zerfressene rote 901 mit der laufenden Produktionsnummer 57 wurde in den letzten drei Jahren aufwendig restauriert und mit zeitgenössischen Blechen und Ersatzteilen in den originalen Zustand versetzt. Teile wie der Innen- und Außenschweller rechts, die vordere Stoßstange und deren Aufnahmen fehlten ganz. Im Fahrwerksbereich sah es nicht besser aus. Der Rostfraß hatte allen Achs- und Achslenkeraufnahmen an Vorder- und Hinterachse stark zugesetzt, während die beiden Längsträger hinten im Bereich des Hinterachsquerrohres gänzlich abgerostet waren. 130-PS-Boxermotor, Fünfganggetriebe, Elektrik und Innenausstattung waren nicht mehr zu retten und wurden originalgetreu instandgesetzt. "Das Auto hat viel von dem bewahrt, was es nur bei den allerersten Exemplaren gab", sagt Kuno Werner, Leiter der Museumswerkstatt, "die Lederstulpe um den Schalthebel beispielsweise, der in dieser Form nur in der 901-Phase verbaut wurde. Einige Rätsel mussten auch entschlüsselt werden. Zum Beispiel entpuppten sich die zwei Vierkantrohre unter der Sitzverstellung erst nach längeren Recherchen als Sitzerhöhung, die ab Werk auf Wunsch lieferbar war."
Drei Jahre Neuaufbau
Die Sitze haben dabei ihre ganz eigene Geschichte. Zusammen mit der Nummer 57 und dem 911 L kaufte Porsche auch zwei Gitterboxen mit Teilen und brachte diese nach Zuffenhausen. In dem Sammelsurium fanden sich auch zwei 911-Sitze. Vermeintlich zur Nummer 57 gehörend, doch die Lehnen hatten fünf Pfeifen, wie die vertikal abgenähten Unterteilungen des Polsters genannt werden. Die ersten Elfer hatten dagegen Sitze mit sechs Pfeifen. Und die, stellten die Museumsexperten überrascht fest, waren in dem goldfarbenen Modell von 1968 montiert, das Porsche in Brandenburg gleich mit gekauft hatte.
Was ersetzt werden musste, lieferte die Rohkarosserie eines 911 von 1965. Damit sollte gewährleistet werden, dass Zusammensetzung, Beschaffenheit und Qualität der Bleche und Stähle so original wie möglich bleiben. Die Karosseriebauer zerlegten den Teilespender buchstäblich in seine einzelnen Komponenten. So bohrten die Restauratoren beispielsweise Schweißpunkt für Schweißpunkt eines kleinen Dreiecksblechs im Fond aus und transplantierten es zur Karosserie der Nummer 57. Die Längsträger wurden ebenso ausgetauscht wie alle Steh-, Innen- und Außenbleche der Seitenschweller. Deren Innenleben barg eine Überraschung: Anders als in den späteren 911 verlaufen die Heizungsrohre unter dem hinteren Achsrohr hindurch und nicht darüber. Während also die Heizrohre in der Karosserie des anderen Fahrzeugs in den Schwellern Platz fanden, werden die Zuleitungen an besagter Stelle neu angefertigt.
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- Veröffentlicht: 29. Dezember 2017