Bestes Beispiel ist hierfür der Genfer Automobilsalon, der alljährlich Anfang März das europäische Automobiljahr eröffnet. Diese Messe findet medial längst in den drei Wochen statt, bevor sich die erste Messetür geöffnet hat. In inhaltlicher Scheibchenleere werden gekonnt die großen und noch so kleinen Nachrichten gestreut; wirkliche Neuheiten gibt es auf der Messe selbst dann kaum noch zu sehen. Da macht der 88. Genfer Automobilsalon, der aktuell im Messezentrum Palexpo stattfindet, keine Ausnahme. Zwar verkaufen gerade Kleinhersteller, Tuner und Premiumhersteller auf dem exklusiven Autosalon am Lac Leman an finanzkräftige Kunden aus dem In- und Ausland tatsächlich vom überschaubar dimensionierten Messestand das ein oder andere hochpreisige Fahrzeug. Doch real geht es darum, dass die Journalisten über die Neuheiten berichten, Interviews führen und medial den Weg ins automobile morgen aufzeigen.
Immer mehr Hersteller fehlen
Doch nachdem in den späten 90er und 2000er Jahren die Kosten explodierten, sieht es für die Messen düsterer denn je aus. Das finanzielle Engagement eines Premiumautoherstellers, um auf der alle zwei Jahre stattfindenden IAA in Frankfurt zu glänzen, rotiert deutlich im zweistelligen Millionenbereich. Wer sich zum Beispiel die wochenlang aufwendigst von Daimler umgebaute Frankfurter Festhalle als Automobiltempel der Neuzeit anschaut oder die einst von Audi auf dem Messevorplatz Agora aufgebaute Kunststoffhalle besuchte, der liegt schnell bei einem Invest von über 50 Millionen Euro. Selbst ein überschaubar inszenierter Messeauftritt eines mittelgroßen europäischen Autoherstellers kostet zwei bis fünf Millionen Euro - Geld, das sich nur schwer wieder hereinholen lässt und vielen Entscheidern ist es längst zu wenig greifbar, was der einzelne Messeauftritt für Produkte, Markenimage und Innovationsgrad wirklich an Rückfluss bringt.
Kein Wunder, dass auf der vergangenen Internationalen Automobilausstellung (IAA 2017) im vergangenen Herbst fast ein Dutzend namhafter Autohersteller fehlte und diese gar keinen Messestand hatten. Auch in Genf fehlten Marken die Opel, Chevrolet, Infiniti oder Cadillac. Nachdem der Ford-Konzern die wenig premiumfreundliche Automesse des Pariser Salons 2016 schwänzte und dafür nicht abgestraft wurde, werden auch in diesem Herbst einige Firmen an der Seine fehlen. Auch Volkswagen plant, der umstrittenen Messe fernzubleiben oder allenfalls die nationale Vertriebsorganisation mit kleinen Besteck auftreten zu lassen. Wirklich negativ hat sich bisher kein Fernbleiben von einer Messe bemerkbar gemacht.
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- Veröffentlicht: 08. März 2018