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Spanisches Flaggschiff
Seat schenkt sich ein neues Flaggschiff: Der SUV Tarraco wird nicht nur der größte Seat sein - auch im VW-Konzern lässt er zumindest bei den Volumenmarken alle anderen hinter sich. Wir sind einen Prototypen schon gefahren.

Spanisches Flaggschiff

Seat Tarraco Prototyp (Foto: Seat)

Seat schenkt sich ein neues Flaggschiff: Der SUV Tarraco wird nicht nur der größte Seat sein - auch im VW-Konzern lässt er zumindest bei den Volumenmarken alle anderen hinter sich. Wir sind einen Prototypen schon gefahren.

Der neue Seat Tarraco baut zwar auf der MQB-A2 Plattform des VW-Konzerns auf, genauso wie der Tiguan Allspace von Volkswagen und der Kodiaq von Skoda. "MQB" steht dabei für "Modularer Querbaukasten". Doch während es der Allspace auf maximal 4.701 und der Kodiaq auf 4.697 mm Karosserielänge bringen, setzt der Tarraco noch eins drauf und rollt mit stattlichen 4.735 mm an. Platz ist denn auch ein Argument, mit dem die Spanier schon vorab für ihr neues Flaggschiff werben. Der Radstand von 2.787 mm etwa sorgt mit für einen großen Innenraum und auch der Laderaum mit 760 Liter im Fünfsitzer fällt üppig aus.

Bis zu sechs Fahr-Modi

Entsprechend viele Gleichteile aus dem VW-Regal sind denn auch zu finden, obwohl die Karosserie doch ein paar selbst unter der Tarnbeklebung schon gut erkennbare Unterschiede aufweisen. Da ist vor allem die durchgängige LED-Leuchtleiste im Heck, die bei den Prototypen zwar noch nicht zu sehen, aber schon zu ertasten ist. Sie erinnert an die Lichtleiste beim Audi A7 und A8. Die zackige Lichtsignatur vorne gleicht dagegen stark der des Ateca. Der für Seat relativ üppige Kühlergrill mit dem noch angeklebten Marken-Logo ist deutlich kräftiger umrahmt. Und auch die Form der Motorhaube unterscheidet sich deutlich von der etwa des Skoda Kodiaq. Die schließt gleich über dem Grill ab, beim Tarraco dagegen sind doch ein paar Zentimeter Blech dazwischen.


Neu gestaltet hat Seat das nun leicht dem Fahrer zugeneigte Cockpit. In den Prototypen war es zwar noch weitgehend zugehängt. Deutlich erkennbar aber der freistehender Monitor in der Mitte des Armaturenbretts. Dass der sich nicht nur zur Navigation eignet, sondern auch zahlreiche Einstellungen des Fahrzeugs selbst anzeigt, dürfte kaum ein Geheimnis sein. Bei den Allradmodellen mit 7-Gang-DSG-Getriebe etwa lassen sich bis zu sechs Fahrmodi einstellen. Und auch das Thema Connectivity dürften die Spanier beim Tarraco eine große Rolle spielen. Die Instrumente vor dem Fahrer selbst sind - fast - durchgängig digital und entsprechen dem digitalen Cockpit, das auch der Ateca an Bord hat.

Überraschend gut im Gelände

Die Gleichteile-Politik wird sich vor allem bei den Motoren bemerkbar machen - die stammen allesamt aus dem Konzernregal und treiben auch diverse Modelle anderer VW-Marken an. Zum Modellstart sind zwei Benziner und zwei Diesel vorgesehen. Die Benziner starten mit dem 1,5-Liter-TSI, der 110 kW/150 PS und ein maximales Drehmoment von 250 Nm (ab 1.500 U/min.) liefert. Als Höchstgeschwindigkeit gibt Seat für den leer mindestens 1,6 Tonnen schweren SUV 201 km/h an, den Spurt von 0 auf 100 km/h soll er in 9,7 Sekunden schaffen.

Seat Tarraco Prototyp (Foto: Seat)
Die Lichtsignatur des Seat Tarraco erinnert an die des Seat Ateca (Foto: Wolff)
Der Seat Tarraco schlägt sich auch im Gelände gut (Foto: Seat)
(Foto: Seat)
(Foto: Seat)
(Foto: Seat)

Es wird ihn serienmäßig mit 6-Gang-Handschaltung geben. Im Prototypen war die noch etwas unlustig - nur, wenn man die Drehzahl des Motors beim Anfahren relativ hoch jubelte, kam man ohne Stottern vom Fleck. Aber bis zur Serie dürfte das behoben sein. Die zweite Benziner-Option ist ein 2.0-Liter-TSI mit 140 kW/190 PS und einem maximalen Drehmoment von 420 Nm ab 4.200 U/min. Seine Höchstgeschwindigkeit: 211 km/h, den Spurt auf 100 km/h schafft er in 8,0 Sekunden. Die beiden Diesel haben zwei Liter Hubraum und eine ähnliche Leistung wie die Benziner.


In der Basisversion wird der Tarraco mit Vorderradantrieb kommen, die höher motorisierten Versionen bekommen Allradantrieb. Ähnlich bei den Schaltungen: Die schwächeren Motorisierungen haben Handschaltungen, die stärkeren GSG-Getriebe. Überraschend gut schlägt sich der Allrad-Tarraco selbst in schwererem Gelände. Starke Steigungen auf rutschigem, feinem Sand-Untergrund, Schrägen bis 45 Grad, Bergabfahrten im Terrain - der "Dicke" ist sich für nichts zu fein. Nicht zuletzt die Bodenfreiheit von gut 200 mm hilft da mit. Nachbesserungsbedarf? Am ehesten noch an der progressiven Lenkung. Zumindest im Prototypen ist sie noch zu gefühllos und zu leichtgängig bei langsamer Fahrt. Aber ein wenig haben die Ingenieure noch zu tun bis zur Markteinführung.

Wenn der Tarraco am 18. September dann ganz offiziell in Tarragona präsentiert wird, dann dürfte die Preisliste wohl knapp unter 30.000 Euro beginnen. Damit wäre der Tarraco günstiger als der VW Tiguan Allspace, läge preislich aber noch etwas über dem Skoda Kodiaq. Seat selbst spricht im Vorfeld schon mal von einem "überdurchschnittlich guten Preis-Leistungsverhältnis".

Gebaut wird das Flaggschiff der Spanier - in Wolfsburg. Der Name Tarraco geht auf den römischen Namen der heutigen Stadt Tarragona in Katalonien zurück. Ermittelt wurde er im Herbst vergangenen Jahres über ein Preisausschreiben, an dem rund 150.000 Teilnehmer aus 134 Länder mitgemacht hatten.

Autor: Jürgen Wolff, Barcelona  Stand: 31.07.2018
Fotos: Seat  
(Foto: Seat)
(Foto: Seat)
(Foto: Seat)
(Foto: Seat)
(Foto: Seat)