Bottas kann dabei zeigen, was den Mercedes-Piloten in der Rennsaison 1981 vorenthalten blieb. Denn der Stuttgarter Autobauer zog sich etwas überraschend trotz umfangreicher Planungen, einem neu entwickelten Fahrzeug und verpflichteten Spitzenfahrern wie Walter Röhrl noch vor Saisonbeginn aus der Rallye Weltmeisterschaft zurück. So konnte der scharf gemachte R 107 nicht an die Erfolge des 450 SLC mit dem verlängerten Coupéradstand anknüpfen, die dieser in den Jahren 1978 bis 1980 - unter anderem mit so bekannten Rallyepiloten wie Sobieslav Zasada, Andrew Cowan, Timo Mäkinen oder Björn Waldegaard erreichte. Auch in den Jahrzehnten zuvor hatte Mercedes durch eher ungewöhnliche Rallyeboliden bei den verschiedenen Meisterschaften auf sich aufmerksam gemacht. Das galt zum Beispiel für den Dauerläufer Mercedes 190 D Ende der 50er Jahre oder den offenen Sportwagen des 150 PS starken Mercedes 230 SL, der als Roadster mit Pagodendach an sich nichts mit dem Motorsport gemein hatte, sondern als Nachfolger des 300 SL die Schönen und Reichen verzaubern sollte. Gerade erst auf dem Genfer Automobilsalon im Frühjahr 1963 vorgestellt, siegten der damalige Rallye-Europameister Eugen Böhringer / Klaus Kaiser im Sommer bei der Langstreckenrallye Spa - Sofia - Lüttich, bei der sie in 90 Stunden 5.500 Kilometer zurücklegen. Noch erfolgreicher im Rallyesport als die Pagoden der frühen 60er Jahre: die unverwüstlichen Heckflossen vom Typ 220 SE oder 300 SE.
In den 70er Jahren machten insbesondere die großen Mercedes-Limousinen auf den Rallyes von sich reden. Für zwei Mercedes 280 E der Baureihe W 123 gab es bei der Fahrt von London nach Sydney als längster Rallye der Welt einen Doppelsieg. Unter der Leitung von Mercedes-Ingenieur Erich Waxenberger starteten damals sechs werksunterstützte 280 E mit nicht viel mehr Modifikationen wie Rallyefahrwerk mit 35 Millimetern mehr Bodenfreiheit, Geländereifen und Sandblechen. Vier landen nach 30 Tagen und mehr als 30.000 Kilometern unter den ersten zehn von 69 Startern. Die Etappen: Mailand, Triest, Athen, Istanbul, Teheran, Kabul, Delhi, Madras, Singapur, Perth und Melbourne. Für die starken Beanspruchungen auf der Martertour wurden V8-Handschaltungen aus der 116er-Baureihe verbaut. Ebenfalls im Bordgepäck von Sieger Anthony Fowkes: Malaria-Medikamente, Insektenschutz, Wasseraufbereitungstabletten, Toilettenpapier und die englische Süßigkeit Kendal Mint Cake. Die Leitung hat kein Rennteam, sondern verschiedene Versuchsabteilungen aus dem Hause Daimler. Für die Marke mit dem Stern begann mit dem spektakulären Erfolg bei "London to Sydney" seinerzeit eine neue, wenn auch kurze Epoche des Rallye-Engagements. Dazu zählen insbesondere die Erfolge mit verschiedenen SLC-Modellen in Südamerika oder Afrika von 1978 bis 1980. So siegten die Stuttgarter bei der 29.000 Kilometer langen Südamerika-Rallye "Vuelta a la América del Sud" oder bei der 11. Bandama Rallye durch Hannu Mikkola / Arne Hertz auf einem Mercedes 450 SLC 5.0.
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- Veröffentlicht: 23. April 2019