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Familienzuwachs
Bentley macht sein Bentayga-Portfolio komplett. Nach dem Topmodell Bentayga Speed folgt nun der Plug-In-Hybride, der besonders in den USA und China Kunden locken soll.

Familienzuwachs

Bentley Bentayga Hybrid (Foto: Bentley)

Bentley macht sein Bentayga-Portfolio komplett. Nach dem Topmodell Bentayga Speed folgt nun der Plug-In-Hybride, der besonders in den USA und China Kunden locken soll.

Eine der besten Bentayga-Varianten haben die Bentley-Verantwortlichen unter Marken-CEO Adrian Hallmark mittlerweile vom Markt genommen - leider. Denn der Antrieb des Bentayga Diesel ließ mit seinen 435 PS starken V8-Dieselmotor keine echten Wünsche offen. 270 km/h Höchstgeschwindigkeit standen einem Normverbrauch von nicht einmal acht Litern Diesel gegenüber. Doch eine Nachfrage gab es nur in einigen europäischen Märkten und in Russland. Da der Diesel zunehmend unter Druck geriet und viele den Bentley-Ausflug in die Dieselwelt bereits zuvor eher kritisch gesehen hatten, fiel die Entscheidung wohl zu leicht. Und das, obwohl Audi das gleiche Triebwerk im neuen SQ8 TDI erst ab diesem Herbst als perfekten Antrieb feiert. Das heißt es wohl, auch innerhalb eines Konzerns, mit zweierlei Maß zu messen.

Keine Ladung während der Fahrt

Für alle, die auf einem imageträchtigen Zwölfzylinder in Bentayga W12 und Speed verzichten können und sich nicht für den exzellenten Vierliter-V8-Benziner erwärmen können, die bekommen für 164.577 Euro nun ein neues Einstiegsmodell. Der Bentayga Plug-In-Hybrid wird dabei von einem aufgeladenen V6-Benziner mit drei Litern Hubraum angetrieben, der von einem Elektromotor im Getriebetunnel unterstützt wird, der zusätzliche 94 kW / 128 PS und 350 Nm beisteuert. Unter dem Strich steht damit eine Gesamtleistung von 330 kW / 449 PS und 700 Nm maximalem Drehmoment zur Verfügung. Aus dem Stand beschleunigt der mehr als 2,6 Tonnen schwere Koloss in 5,5 Sekunden auf Tempo 100 und schafft eine Höchstgeschwindigkeit von 254 km/h.


Im normalen Fahrbetrieb säuselt der 5,14 Meter lange Bentley Bentayga Hybrid nahezu lautlos über die Straße. Je nach angewähltem Modus rein elektrisch, mit Batteriehaltefunktion oder im automatischen Hybridmodus. Im Gegensatz zu den meisten Plug-In-Hybriden kann der hybride Bentayga seinen Akku jedoch nicht während der Fahrt durch den Verbrennungsmotor laden. Heißt, die ohnehin überschaubare elektrische Reichweite von rund 25 Kilometern ist angesichts der Fahrzeugmasse und in Abhängigkeit von der Fahrweise schnell verbraucht. Das unbemerkt verbaute 17,3-kWh-Akkupaket kann auch erst an der Steckdose in 2,5 bis 7,5 Stunden je nach Stromstärke wieder erstarken, denn die Bremsrekuperation reicht nicht aus, um die Batterie wieder nachzuladen. Wer sich die elektrische Reichweite für einen bestimmten Teil der Strecke wie zur Einfahrt in die City daher aufsparen will, muss vorab die Batteriehaltefunktion (Battery hold) am Mitteltunnel anwählen, sonst ist nicht mehr genug Energie vorhanden. Der Grund für die an sich überholte Technik ohne Motorladung soll nach Aussagen der Bentley-Techniker im Abgasverhalten des V6-Turbomotors liegen. Man hofft in der nächsten Generation auf eine technische Verbesserung und somit darauf, die Akkus wie bei der Konkurrenz auch während der Fahrt laden zu können. Überzeugend ist das hybride Paket so jedoch keinesfalls.

Günstigster Bentley überhaupt

Das ändert nichts daran, dass der Bentley Bentayga Hybrid im normalen Fahrbetrieb allemal überzeugen kann. Gerade in der Innenstadt geht es geräuschlos und lokal emissionsfrei durch Wohngebiete und über Einkaufsstraßen. Für einen Zwischenspurt beim Überholen oder einen schnellen Ampelstart springt der Verbrenner innerhalb von Sekundenbruchteilen wieder ein und fährt sich so wie ein ganz normaler Benziner, von dem man sich für ein Modell aus dem Hause Bentley jedoch einen etwas zurückhaltenderen oder gar bulligeren Klang gewünscht hätte. Hier setzen die leistungsstärkeren Modelle mit V8- oder W12-Triebwerk unverändert Maßstäbe.

Bentley Bentayga Hybrid (Foto: Bentley)
Bentley Bentayga Hybrid (Foto: Bentley)
Bentley Bentayga Hybrid (Foto: Bentley)
(Foto: Bentley)
(Foto: Bentley)
(Foto: Bentley)

Die überschaubare Nutzbarkeit der elektrischen Kilometer dürfte dem Bentley Bentayga Hybrid gerade auf dem Hauptmarkt in den USA keinen großen Abbruch tun, denn vielen Kunden geht es mehr um das Hybridlogo auf dem Fahrzeug und nicht eine bestmögliche Ökobilanz, die in der Klasse eines Luxus-SUV auch schwer zu erreichen wäre. Ein paar grüne Kilometer oder Meilen sorgt im Bekanntenkreis für die gewünschte Anerkennung. Das dürfte vielen potenziellen Kunden reichen. Für andere könnte ein angenehmer Nebeneffekt sein, dass der Bentley Bentyga Hybrid nicht nur der günstigste Bentayga, sondern sogar mit knapp 165.000 Euro das günstige Modell aus Crewe überhaupt ist. Dafür gleich noch mit einem Stromstecker und ein paar elektrischen Meilen. Gut vorstellbar, dass den Bentayga Hybrid in Kalifornien dadurch ein echter Seller wird. Allemal praktisch: der hybride Bentayga lässt sich via Smartphone-App nicht nur in Sachen Ladung, sondern auch Klimatisierung vorkonditionieren. So steigt man morgens oder abends in einen aufgeladenen, wohl temperierten Luxus-SUV, der zum exklusivsten gehört, was man derzeit kaufen kann. Das ist doch etwas. Immerhin.

Autor: Stefan Grundhoff, San Francisco  Stand: 02.07.2019
Fotos: Bentley  

(Foto: Bentley)
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(Foto: Bentley)
(Foto: Bentley)
(Foto: Bentley)
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