Das Corona Virus greift auch in Europa immer mehr um sich und so ist die Angst, eine Großveranstaltung mit internationalem Publikum zu besuchen, nicht ganz unbegründet. Bereits vor knapp zwei Wochen wurde die Auto China im April abgesagt und auf einen unbestimmten Termin nach hinten verschoben. Weitere Großveranstaltungen in China hatten es vorgemacht und auch der Mobile World Congress in Barcelona wurde kurzfristig gestrichen. Für die Autohersteller ist die Absage des Genfer Autosalons 2020 wohl nur ein finanzielles Problem, denn die Messe selbst ist zum Zeitpunkt ihrer Absage nahezu komplett aufgebaut. Aus den meisten Hotelverträgen in sechsstelliger Höhe wird man nur schwer herauskommen; außer die Juristen fechten eine Stornierung wegen höherer Gewalt erfolgreich durch. Mit den Messebetreiber selbst dürfte es keine großen Probleme geben, denn dem wird daran gelegen sein, dass die Autohersteller bei der vermeintlichen Neuauflage noch einmal wiederkommen.
Andere Formate
Doch was ist mit den Neuheiten, die in Genf hätte auf der Messe selbst gezeigt werden sollen? Das ist etwas überraschend das kleinste Problem, denn die meisten Messeneuheiten wurden in den vergangenen zwei Wochen bereits vorab medial enthüllt. Dass nunmehr in Genf kein Tuch mehr von dem neuen Modell gezogen werden muss, dürfte deren Bekanntheit im einzelnen keinen Abbruch tun. Einige Modelle, die noch nicht bekannt sind, dürften am kommenden Montag / Dienstag virtuell enthüllt werden. Einzelne Neuheiten werden ggf. etwas nach hinten geschoben.
Dabei zeigt sich das Problem der Automessen mit der Absage größer und eindrucksvoller denn je. Wirklich brauchen wird die Messe für die Kommunikation nach außen niemand. Selbst wenn sie nicht stattfindet, werden die Neuigkeiten auf andere Art und Weise enthüllt. Genau das wird die zunehmend große Kritik an der Zeitgemäßheit einer Messe speziell in Europa weiter befeuern. Der mediale Mehrwert der Veranstaltung ist überschaubar und die Kosten in Millionenhöhe so kaum mehr zu rechtfertigen. Kein Wunder, dass sich viele der großen Automarken aus ebensolchen Großveranstaltungen bereits zurückgezogen haben. In Genf hätte bereits knapp 20 Marken gefehlt. Kaum anzunehmen, dass diese beim kommenden Autosalon noch einmal wiederkommen werden. Eher werden noch mehr Firmen fehlen und auf andere Formate setzen.
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- Veröffentlicht: 28. Februar 2020