Der VW Transporter im Hintergrund verkleinert sich im Rückspiegel genauso in Sekunden wie der Ford Mondeo ein paar Minuten später auf der Landstraße Richtung Dinslaken. Aus dem Stand geht es 4,9 Sekunden auf Tempo 100. Trotz Brabus-Leistungsspritze bleibt es bei der abgeregelten Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h. Und das dürfte für die meisten der potenziellen Kunden deutlich zu wenig sein, denn auf der Autobahn macht dem Fahrer nicht die dann schneller schwindende Reichweite von maximal 360 Kilometern zu schaffen, sondern dass man auf der linken Spur keine Existenzberechtigung hat und einem selbst ein Mittelklassemodell lässig davonfährt.
Maximal individualisierbar
Was der Brabus EQC ebenso kann, ist lässig cruisen, denn das lautlosen Dahingleiten ist eine der großen Stärken. Die Rekuperationsstärke kann per Wippen hinter dem Lenkrad (links stärker, rechts schwächer) variiert werden. Je nach Programm lässt sich der Brabus EQC allein mit Gaspedal (One-Pedal-Feeling) bewegen. Geht dem Akkupaket langsam der Saft aus, ist der Fahrmodus "Max Range" die Lösung. Zusammen mit dem Navigationssystem berechnet das System anhand des Streckenverlaufs, des Verkehrsflusses, den optimalen Weg zur nächsten Ladestation und hilft dem Fahrer haptisch, sie zu erreichen, indem ein deutlicher Druckpunkt im Gaspedal markiert, wie schnell man fahren darf, um auf der sicheren Seite zu sein. Dort angekommen, kann man mit einer Kapazität von bis zu 110 kW laden und die Akkus in etwa 40 Minuten zu 80 Prozent wieder erstarkt. Bei einer 7,4 kW-Wallbox beträgt die Ladezeit rund elf Stunden.
Eine der Stärken des Erprobungsmodelle ist der verfügbare Aerodynamik-Kit oder die schmucke Monoblock-Leichtmetallfelgen in 21 Zoll. In den vorderen Radhäusern drehen sich Reifen im Format 255/40 und hinten 285/35 R 21. Einiges Potenzial bietet die Brabus-Veredelung auch für den Innenraum an, denn hier merkt man dem Mercedes EQC am meisten an, dass er ein umgebauter Mercedes GLC ist. Da können ein paar neue Lederbespannung an Sitzen, Türtafeln und Verkleidungen schon Wunder bewirken und auch für die Lüftungsgitter in roségold hat Brabus die rechten Ideen im in der eigenen Sattlerei. Ob der Brabus EQC in Kleinserie gehen wird steht noch nicht fest, doch die Chancen stehen nicht schlecht. Die Höhe des Preises dürfte sich eher nach dem Grad der Individualisierung als nach dem Leistungszuwachs bemessen. 120.000 Euro sind hier wohl nicht das höchste der Gefühle.
Fotos: Brabus
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- Veröffentlicht: 30. April 2020