An sich ist der aktuelle Audi A8 bereits auf das hoch automatisierte Fahren der Stufe drei vorbereitet. Freigeschaltet wurde das System bisher nicht, obwohl er zwei Jahre auf dem Markt ist und diese Freischaltung dürfte in der aktuellen Generation kaum noch erfolgen. Die Gründe hierfür liegen nicht nur an einer zugegeben unklaren Rechtslage speziell in Europa, sondern insbesondere auch daran, dass die Sensoren und die Rechenleistung der Bordelektronik noch nicht die harten Anforderungen des automobilen Alltagsverkehrs erfüllen und ganz nebenbei schlicht zu teuer sind. Nicht nur der scheidende BMW-Entwicklungsvorstand Klaus Fröhlich oder der CEO des Tier-1-Zulieferers Continental Elmar Degenhardt haben mittlerweile mehrfach bekundet, dass es bei autonomen Fahrzeugen erst nach dem Jahre 2030 einen Durchbruch geben könnte. Andere Experten bezweifeln ganz offen, dass das vollautonome Fahren der Stufe fünf keine Chance auf eine reale Umsetzung hätte.
Hoffen auf die neue Mercedes S-Klasse
Problematisch bleibt, dass die aktuellen Fahrerassistenzsysteme nur im Kleinen für Erleichterung sorgen. Einparkhilfe, Abstandstempomat und Notbremsung funktionieren ebenso wie Totwinkelwarner oder Spurhalteassistent ohne nennenswerte Probleme. Doch ansonsten kann man auf Landstraße oder Autobahn die Hände gegebenenfalls ein paar Sekunden vom Steuer lassen, ehe die vernetzten Assistenten der Stufe zwei aussteigen und man wieder selbst zupacken muss. Selbst die teilautonomen Fahrfunktionen der aktuellen Tesla- oder Cadillac-Modelle (Super Cruise) auf festgelegten Highways sind nicht mehr als ein Fahrerassistenzsystem der Stufe zwei plus. Gleiches gilt für Nissan, die in diesem Sommer an sich die nächste Stufe des Fahrerassistenzsystems Pro Pilot zünden wollte.
Im September feiert die neue Mercedes S-Klasse ihre Weltpremiere und die Automobilwelt wird wieder einmal mehr als einen Augenblick verharren, um zu schauen, was das Luxusmodell aus Sindelfingen für neuen Hightech offeriert. Immer wieder hatte das Sternenmodell aus Schwaben neue Sicherheitsausstattungen eingeführt, die später Einzug in kleinere Modelle hielten. Bereits im Vorfeld war durchgesickert, dass die neue S-Klasse ab Werk mit den Fahrfunktionen der Fahrerassistenzstufe drei ausgestattet sein wird. In abgesperrten Bereichen wie zum Beispiel Parkhäusern soll sogar die Stufe vier möglich sein und so soll die S-Klasse von morgen ohne Zutun des Fahrers per Knopfdruck auf dem Smartphone sogar automatisch vorfahren oder parken können. Möglich machen dies neue Kameras, intelligente Sensoren und nicht zuletzt der Datenturbo 5G, der erstmals in einem Serienmodell verbaut sein wird. Nahezu zeitgleich soll das ab Mitte des Jahres mit einigen Fahrzeugen in China geschehen. Unter anderem hat der chinesische Premiumhersteller Nio angekündigt, dass er von der aktuellen 4G-Technik seiner Modelle ES6 / ES8 auf die 5G-Technik umstellen wird, der von vielen Experten als Mindestanforderung für eine funktionierende Fahrerassistenz der Stufen drei und vier angesehen wird.
- Details
- Veröffentlicht: 11. Mai 2020