"Wir haben die Spur an der Hinterachse um 20 Millimeter verbreitert", erklärt der scheidende Entwicklungsvorstand Dr. Werner Tietz, der aus Crewe zu Seat wechselt, "das macht sich auch in einem niedrigeren Schwerpunkt und einer besseren Fahrdynamik bemerkbar." Tietz und sein Entwicklungsteam haben in den vergangenen zwei Jahren hunderttausende von Testkilometern abgespult, damit der Bentayga im harten Konkurrenzumfeld weiter so begehrlich wie bisher bleibt. Allein im vergangenen Jahr war der Bentayga mit 45 Prozent aller Bentley-Verkäufe Volumen- und Ertragsbringer Nummer eins.
Liebe zum Detail
"Wir mussten mit dem Bentayga moderner werden und wir haben dabei auf unsere Kunden gehört", erläutert Tietz, der auf dem Beifahrersitz Platz genommen hat, "so gibt es drei Zentimeter mehr Platz im Fond, die jeder merkt." In der Tat sitzt es sich in der zweiten Reihe entspannter, weil die Rückbank ein Stück nach hinten gewandert ist. Nach wie vor gibt es den Briten mit vier Einzelsitzen sowie mit einer durchgehenden Rückbank für drei Insassen oder mit drei Sitzreihen für dann sieben Personen. Die beste Wahl ist und bleibt der Viersitzer mit vollelektrischen Komfortsesseln. Wer die Lehne der Stühle elektrisch nach hinten fährt, hat sogar um bis zu zehn Zentimeter mehr Beinfreiheit. So lässt es sich auch auf längeren Fahrten entspannter denn je leben - auch das wird hier in Südafrika getestet. Ändert aber nichts daran, dass die neue Sitzgestaltung in der Reihe zwei eine Version mit langem Radstand nicht ausgleichen kann. Auch das lange Zeit kolportierte Bentayga Coupé ist Kostendämpfungsmaßnahmen zum Opfer gefallen.
"Wir haben wirklich viel Aufwand in das Auto gesteckt", legt Baureihenleiter Chris Cole nach, "nur die Türen und das Dach wurden vom Vorgänger übernommen. Sonst ist alles neu." Nicht ganz neu, aber allemal verbessert zeigt sich das Luftfederfahrwerk. Das war bereits bisher mit seiner Wankstabilisierung eine Klasse für sich. Doch viel Detailarbeit bei der Abstimmung sowie die zwei Zentimeter mehr Spurweite am Heck machen sich nicht erst im Grenzbereich bemerkbar. Ideal zum ausgewogenen Fahrwerk passt der doppelt aufgeladene Achtzylinder mit vier Litern Hubraum, den man bereits aus anderen Bentley-Modellen kennt. Er leistet 550 PS und stattliche 770 Nm. Kein Wunder, dass der 2,5 Tonnen schwere Allradler unter sonor bassigem Klang die Autobahn östlich von Kapstadt Richtung N2 und George verlässt. Der V8-Turbo hängt bullig wummernd am Gas, wenn er gefordert ist; rollt jedoch entspannt vor sich hin, wenn es einmal lässig läuft. So ein Entwicklungstag unter der südafrikanischen Sonne ist lang. Pro Tag werden mehrere hundert Kilometer gefahren - mit zahlreichen Einzeltest und immer wieder Abstimmungen zwischen den Entwicklungsingenieuren der einzelnen Modelle. Zum Abschluss des Tages geht es noch auf ein Weingut, wo die Prototypen ihre Geländefähigkeiten testen können, ohne dass dies in der Öffentlichkeit für Aufsehen sorgt.
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- Veröffentlicht: 29. Juni 2020