Ein Kniff des elektrischen Allradantriebs ist eine neue Zuordnung der Zuständigkeit von Steuergeräten und Software. So werden die Bremseingriffe nicht mehr über das ESP, sondern über die Software der Allradsteuerung eingeleitet, was den Antrieb geschmeidiger reagieren lassen soll als bisher. Zudem justiert die Leistungselektronik die Schlupfregelung deutlich schneller: Vom Erkennen der Situation bis zum Agieren des Systems vergehen nur rund 30 Millisekunden. Die Weiterentwicklung findet bei dieser Technologie in Zukunft zu einem guten Teil im Bereich der Software statt. Das Ziel ist, ein dynamisches Fahrverhalten bei möglichst wenig Energieverbrauch zu realisieren. "Es wird Evolutionen geben, aber keine Revolution", stellt Benedikt Grube fest. Wenn aber an jedem Teil des Systems die Algorithmen optimiert werden, kommen dennoch zum Schluss größere Sprünge heraus.
Streitpunkt E-Hinterachse
Ein weiterer Allradtrend, der mit der Elektrifizierung des Antriebsstrangs einher geht, sind die "elektronischen Achsen". Vor allem bei Plug-in Hybridmodellen, wie wird dann eine (meistens die vordere) Achse konventionell vom Verbrenner angetrieben, während die hintere die Energie aus der Batterie bezieht und bei Bedarf eingreift. Bei der PSA-Gruppe, zu der unter anderem Opel und Peugeot gehören, wendet dieses Prinzip bei Autos, wie dem Opel Grandland X Hybrid4 oder dem Peugeot 3008 Hybrid4, die beide auf der EMP2-Plattform basieren, an. Der 83 kW / 113 PS-Motor befindet sich direkt an der Hinterachse, während der 1.6 Turbo Verbrenner mit 147 kW / 200 PS vorne seine Arbeit verrichtet.
Bei Traktionsbedarf schreitet die elektrische Hinterachse ein, es sei denn man hat per Knopfdruck den permanenten Allradmodus gewählt. Angst vor einer leeren Batterie muss man dabei nicht haben. "Wir lassen immer so viel Energie in der Batterie, dass man mit einem Boost aus dem Schneehaufen kommt", erklärt Techniker Matthias Reinartz. Außerdem wird der Startergenerator dazu benutzt, vom Verbrenner Strom in die Batterie zu pressen. Für Audi ist das keine geeignete Technologie. "Das sind Traktionshilfen, aber bei einen Quattro, wie wir ihn verstehen, geht es zusätzlich noch um Dynamik. Das bedeutet, dass die Hinterachse dauerhafte Traktion gewährleisten muss"; sagt Dennis Weidemann, Leiter Allradantrieb beim Ingolstädter Autobauer. Das von PSA installierte System sei energetisch nicht sinnvoll, da die Batterie im Extremfall ständig durch den Verbrenner geladen werden müsste.
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 02. November 2020