Beim Fahrwerk vertrauen die Italiener auf Bewährtes. Das bedeutet vorne eine Achse mit zwei Querlenkern, hinten einer Multilinkachse und das Ganze garniert mit den Maserati-typischen adaptiven Skyhook-Stoßdämpfern, die auch das Einnicken und Wanken unterbinden sollen. Bei der Antriebsachse hinten sorgt noch ein Sperrdifferenzial für Dynamik. So viel zur Theorie. Jetzt lassen wir den Quattroporte fliegen. Nein, keine Sorge, nicht auf der Landstraße, sondern auf der Rennstrecke. Wie es sich gehört. Schließlich heißt Trofeo auf Italienisch nichts anderes als Trophäe. Wir stellen den schnellsten Quattroporte mit den Tasten in der Mittelkonsole scharf. Das heißt erst "Sport", dann "Corsa" (Rennstrecke) und die Dämpfer auf sportlich, also "straff". Es gehört ja fast schon zum Selbstverständnis der Italiener, dass man die Einstellung "normal" aktiviert, indem die Dioden der Fahrmodus-Wahlschalter nicht leuchten. Aber das wird später im Alltagsverkehr wichtiger. Jetzt also rauf auf das "Autodromo Modena", eigentlich nicht das natürliche Habitat eines Zweitonnen-Kreuzers.
Radstand schenkt Ruhe
Doch diese Massenträgheits-Vorurteile können wir schnell über Bord werfen. Der 3.8 Liter V8-Biturbo hat mit der Luxus-Limousine keine Probleme und schiebt mächtig an. Da hilft es, dass das maximale Drehmoment bei 2.250 U/min bereitsteht und das weitere 3.000 U/min so bleibt. Vor allem in den dynamischen Fahrprogrammen spricht der Motor im Zusammenspiel mit der Achtgangautomatik spontan an, was beim Effizienzmodus (I.C.E. / Increased Control and Efficiency) nicht der Fall ist, aber auch nicht sein Muss. Positiv, dass sich die Fahrprogramme spürbar unterscheiden. Das trifft auch auf das Fahrwerk zu, aber der Quattroporte wird nie zum knüppelharten Knochenbrecher. Das würde nicht zum norditalienischen Signore passen.
Klar tanzt der Quattroporte nicht ganz so behände durch die Kurvenkombinationen wie der kleinere Trofeo-Bruder Ghibli und schiebt unwirsch-genervt über die Vorderräder, wenn man es mit den Quickstep-Ambitionen übertreibt, aber der Radstand von 3,17 Metern verleiht dem großen Maserati auch eine gewisse Ruhe. Vor allem, wenn man den Viertürer unbarmherzig über Curbs prügelt. Auf der Straße helfen dem Maserati verschiedene Assistenten. Zum Beispiel hält der aktive Fahrassistent bis zu einer Geschwindigkeit von 145 km/h den Quattroporte mithilfe einer Kamera und eines Radarsensors in der Spur, wogegen der klassische adaptive Tempomat seine Arbeit bis 210 km/h verrichtet. Ergänzt werden diese Systeme unter anderem durch einen Toter-Winkelassistenten sowie einer Verkehrszeichenerkennung.
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 04. November 2020