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Mitten drin
Seat hat sich mitten in Barcelona eine kreative Insel geleistet. Die Casa Seat soll als kultureller Treffpunkt ebenso dienen, wie als Ideenschmiede für Designer. Und natürlich als Aushängeschild.

Mitten drin

Die Casa Seat am Plaça Cinc d’Oros (Foto: Seat)

Seat hat sich mitten in Barcelona eine kreative Insel geleistet. Die Casa Seat soll als kultureller Treffpunkt ebenso dienen, wie als Ideenschmiede für Designer. Und natürlich als Aushängeschild.

Der Placa Cinc d\'Oros ist einer der verkehrsreichsten Plätze in Barcelona. Zwölf Straßen führen auf ihn zu oder von ihm weg, darunter mit der Avenida Diagonal eine der wichtigsten Verkehrsadern der katalanischen Hauptstadt. Die Philosophische Fakultät der Universität ist nicht weit, die Casa Milà von Gaudi, die pittoreske Casa de les Punxes. Dazu zahlreiche Restaurants oder Luxusläden von Hermes, Cartier, Dior, Valentino bis Louis Vuitton. Keine schlechte Lage also, wenn es um Design und Kreativität geht.

Vielfältig nutzbar

Das dachte man sich offenbar auch bei Seat, als es darum ging, einen Ort außerhalb es eher tristen Fabrikgeländes im nahe gelegenen Matorell zu finden, an dem sich repräsentieren und kommunizieren, nachdenken, entwerfen, debattieren und - nun ja, wir sind in Spanien - auch gut essen ließe. An der Nordwestseite des Placa Cinc d\'Oros kaufte der spanische Autobauer das Gebäude einer alten Bank.


Der Architekt Carlos Ferrater verpasste dem eher düsteren Bau mit seinen dicken Mauern eine lichtdurchflutete, offene Architektur mit einer großzügigen Glasfassade. Eröffnung war im Sommer, notgedrungen virtuell mitten in der ersten Welle der Corona-Pandemie. Den ursprünglichen Plan, die Casa Seat schon im April - symbolträchtig am Tag des Buches - zu eröffnen, machte das Virus zunichte.

Anregungen aus der urbanen Umgebung

Die 2.600 Quadratmeter Fläche der Casa Seat, die sich auf vier Etagen verteilen, sind vielfältig nutzbar. "Trends und Talente" sollen hier zusammentreffen, sagt Gabriele Palma, Direktor der Casa Seat: "Ein Treffpunkt innerhalb der Stadt." Federführend diesmal: der Innenarchitekt Lázaro Rosa-Violán.

Die Casa Seat in Barcelona (Foto: Seat)
Per Fahrstuhl lassen sich in der Casa Seat komplette Autos bewegen (Foto: Seat)
Die gläserne Rolltreppe dominiert die Eingangshalle der Casa Seat (Foto: Seat)
(Foto: Seat)
(Foto: Seat)
(Foto: Seat)

Mit einem gläsernen Fahrstuhl lassen sich selbst Autos zwischen den Etagen bewegen. Im Untergeschoss bietet ein Saal Platz für Konferenzen, Events, Tagungen, Ausstellungen und Konzerte. Das Erdgeschoss, das von einer ebenfalls gläsernen Rolltreppe dominiert wird, zeigt ebenso wie die erste Etage wechselnde Exponate aus Seats Ideenschmiede. Das Restaurant für Gäste und Mitarbeiter bietet mediterrane Öko-Kost von Ametller Origen. Im zweiten und dritten Stock sind Konferenz- und Arbeitsräume für Seat-Manager und Arbeitsgruppen untergebracht. Materialien und Strukturen nehmen bewusst Anregungen aus der urbanen Umgebung auf. So zeigt etwa der Boden im zweiten Stock die gleiche Optik wie das Gehwegpflaster vor dem Gebäude.


Diese kreative Wechselbeziehung mit der städtischen Umgebung ist einer der Gründe, warum hinter schalldichten Wänden und per Nummernschloss geschützter Tür eine der bestgehüteten Abteilungen Seats eingezogen ist: das Concept Lab. Aktuell ist es das Team "Color & Trim Concept & Strategy", das dort unter der Leitung der italienischen Designerin Francesca Sangalli an neuen Farben und Materialien für künftige Seat-Modelle arbeitet. Die 1970 in Mailand geborene Francesca Sangalli war mehr als 16 Jahre für Farb- und Materialdesign im Mercedes-Benz Advanced Design Studio in Como verantwortlich, bevor sie vor einem Jahr zu Seat wechselte.

(Foto: Seat)
(Foto: Seat)
(Foto: Seat)
(Foto: Seat)
(Foto: Seat)
(Foto: Seat)

An den Wänden hängen Pin-Tafeln mit Stoffen, Farbmustern und Fotos von Strukturen, auf den Tischen liegen Design- und Fotokataloge, die Anregungen liefern sollen. Ein halbes Dutzend junger Designer setzt die Ideen an Computern visuell um. Aktuell sind es zwei völlig unterschiedliche Farb- und Materialwelten, an denen gearbeitet wird: knallig bunt orange rund um einen Elektroroller und das einsitzige Elektroautochen Minimo und eher gediegen edel und mattgrau an künftigen Cupra-Generationen.

Für Francesca Sangalli ist die Lage mitten in Barcelona ein absoluter Glücksfall. Denn schon zu Fuß lassen sich in der näheren Umgebung nahezu unendlich viele Eindrücke und Anregungen finden. Straßenlampen, Fassaden, Stoffe, Pflanzen, Läden, voll mit Trödel, Gerüche, Geräusche - "Barcelona ist ein Paradies für Designer", sagt sie. Und direkt vor der Haustür.

Autor: Jürgen Wolff, Barcelona  Stand: 06.11.2020
Fotos: Seat