Die Wärmeentwicklung und die Art und Weise, wie die Postboten die Autos nutzen, spielte auch bei der Auswahl des Triebwerks eine entscheidende Rolle. Ein Asynchronmaschine ist bei niedrigen Drehzahlen thermisch deutlich stärker belastet, als die Synchron-Version. Also wählten die Abt-Ingenieure die zweite Variante. Diese Antriebskonfiguration wird sowohl beim E-Caddy als auch bei der elektrifizierten Version des VW T5 verwendet. Für den rustikalen Alltags-Einsatz muss die Technik zuverlässig und leicht zu bedienen sein - wie ein "normales" Automobil. Um die Funktion von wichtigen Assistenzsystemen wie ESP oder ABS zu gewährleisten, muss der Motorsteuerung vorgegaukelt werden, dass sich das Auto im Standgas befindet - also alles in bester Ordnung ist. Sonst würde das Auto in den Notfall-Modus gehen. Diese elektronische Klippe umschifften die Allgäuer-Techniker mit Hilfe eines speziell programmierten Moduls. Bei der Konfiguration des elektrischen Antriebsstrangs half den Spezialisten das Wissen, dass die Ingenieure bei der Formel E erworben hatten. Dort hat Abt ein eigenes Team.
Pläne für die Zukunft
Sieben Autos sind in einem ersten Probelauf im täglichen Einsatz - drei in Kempten, zwei in Landau und zwei in Bonn. Momentan werden sieben weitere Elektrofahrzeuge gebaut und maximal sind 30 Autos geplant. Wie es weitergeht, steht noch in den Sternen. "Die Verhandlungen mit der Post laufen", erklärt Häberle. Neben dem Allgäuer Unternehmen bemüht sich auch noch die Streetscooter GmbH aus Aachen mit ihrem gleichnamigen E-Fahrzeug um die Gunst des gelben Logistik-Riesen. Der Preis für einen E-Caddy beläuft sich auf rund 35.000 Euro inklusive einer Fünfjahres-Garantie auf die Batterie. Schließlich ist das Gefährt auch für Pflegedienste oder Arznei-Transporter interessant.
Damit bleibt die Entwicklung nicht stehen. Abt schmiedet bereits Pläne für die Zukunft. Der Antriebsstrang soll modular aufgebaut sein und dem Anforderungsprofil des Fahrzeugs angepasst werden: ist die tägliche Fahrtstrecke relativ kurz, ist keine große und damit schwere Batterie nötig. Aber auch der umgekehrte Fall, ist möglich. Dann bekommt das Fahrzeug einfach zwei Batterie-Pakete. Die Entwicklungsarbeit bringt für Abt für ihr Tuning-Kerngeschäft einiges an Know-how, das sich bei den Hybridmodellen des VW-Konzerns positiv auswirkt. Auch ein Aufpeppen der Motorleistung mit einem Hybridmodul ist denkbar
.Autor: Wolfgang Gomoll, München Stand: 19.08.2014
Fotos: Hersteller
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 19. August 2014