Zudem hatten sich viele Kunden ein Tesla Model S weniger aus elektrisch-alternativer Grundüberzeugung gekauft, sondern weil es endlich ein visuell erkennbares Ökoaushängeschild gab, dass im automobilen Luxussegment unterwegs war. Gerade im grünen Bundesstaat Kalifornien mit seinen strengen Abgasvorschriften fahren viele einen Toyota Prius, den nur kurz verfügbaren Hybrid-Fisker oder eben nun das Tesla Model S neben einer Flotte von Lamborghini Gallardo, Range Rover und Mercedes S-Klassen. Schließlich will man sein grünes Gewissen nur allzu gerne Nachbarn und Freunden mitteilen, die sich ebenfalls allzu gerne einen BMW i3, Toyota Prius oder gar BMW i8 in die Einfahrt stellen.
Model X verzögert sich
Tesla-Chef Elon Musk gilt als Perfektionist und eben als einer, der sein ganzes Augenmerk bereits seit Jahren nicht mehr auf die Tesla-Idee richtet. Er pendelt regelmäßig zwischen dem Firmensitz in Palo Alto, der Produktion in Fremont und dem südlicher gelegenen Los Angeles, wo er sich mit Space X der bezahlbaren Weltraumfahrt für jedermann widmet. Was Tesla trotz seines 43jährigen Firmenchefs, der von vielen als neuer Steve Jobs gehypt wird, ebenso wenig wie der Konkurrenz gelingt, ist es junge Leute für das Thema Auto zu begeistern. Wer in Newport Beach, Beverly Hills oder einer IT-Region wie Palo Alto am südlichen Ende der San Francisco Bay einen Blick in die Schar der umhersurrenden Model-S-Modelle wirft, sieht jene Kunden, die sonst eben auch deutsche Luxuslimousinen bewegen. Das dürfte nur zum Teil am hohen Einstiegspreis liegen, denn auch im Sonnenstaat Kalifornien kostet das Model S mindestens 71.000 US-Dollar; die neue Version mit Allradantrieb und 700 PS liegt bei 105.000 Dollar. Bleibt abzuwarten, ob es Tesla mit anderen Modellen gelingt, jüngere Kundschaft außerhalb des Premiumsegments zu locken.
Das dürfte mit dem Flügeltür-SUV Model X kaum zu machen sein und es bleibt abzuwarten, ob dies mit dem geplanten Mittelklassemodell realisiert werden kann, das für 2016 auf dem Plan steht. "Es geht um ein großartiges Elektroauto, das sich die Leute auch leisten können. Zielgröße ist ein Preis von 35.000 Dollar", unterstreicht Elon Musk. Doch nachdem das Model X nach hinten verschoben wurde, ist bereits zu vernehmen, dass 2016 für das Mittelklassemodell, das 20 Prozent kleiner das das Model S wird, nicht zu halten sei. Es dürfte es erst 2017 zu den Kunden schaffen. "Wir wollen pro Woche von jedem Modell 800 Fahrzeuge produzieren", blickt Musk in die Zukunft, "vielleicht auch ein paar mehr." Vom Model S sollen in dem auslaufenden Jahr 2014 rund 33.000 Fahrzeuge verkauft werden. Musk will mehr; stößt jedoch mit seiner Produktionsanlage in Freemont immer wieder an Grenzen, die kostenintensiv verschoben werden müssen. Daher schmerzt der Ausstieg von Imagemarken wie Daimler und Toyota nicht nur wegen der Außenwirkung, sondern insbesondere auch finanziell.
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- Veröffentlicht: 01. Dezember 2014