Die geringen Spritpreise tun ein Übriges, um die Vorliebe für die Kraxler zu steigern. Um ihr Image als Saubermänner aufzupolieren, nutzen die Hersteller jetzt schon Grauzonen der Bestimmungen. Kia greift auf einen alten Trick der Branche zurück, um die Verkaufszahlen aufzubessern und wendet ihn bei der E-Mobilität an. Stichwort: Tageszulassungen. Rund neun von zehn Kia Soul EV werden zwar in Deutschland zugelassen, aber dann an Märkte weitergegeben, in denen die Nachfrage nach E-Mobilen ausgeprägter ist, als hierzulande. Das ist in den skandinavischen Ländern, insbesondere in Norwegen, der Fall. Alleine im Oktober brachte die Hyundai-Tochter 980 Soul EV an den Mann, nur auf dem deutschen Straßenbild spielt der summende Würfel keine Rolle, weil die meisten im Ausland rollen.
Lasche Regelungen
Allerdings werden die Fahrzeuge bei Zulassungsstatistik in Deutschland berücksichtigt. Da hübschen die Soul EVs auch die CO2-Bilanz der Koreaner auf. Kia hat diese kreative Verkaufsmethodik schon bestätigt. Das Resultat lässt sich an den Veröffentlichungen des Kraftfahrt-Bundesamtes ablesen: Bei den im Oktober zugelassenen Autos beträgt der durchschnittliche CO2-Ausstoß bei den 5.047 verkauften Kias 112,2 g/km. Im Monat davor waren es dagegen noch 128,1 g/km im Schnitt. Allerdings ließen die Koreaner da nur 380 Soul EV in Deutschland zu. Nur zum Vergleich: BMW hat im Oktober 112 E-Fahrzeuge (i3) zugelassen und kommt auf einen CO2-Wert von 129,6 g/km.
"Es ist natürlich ein politischer Webfehler der EU-CO2-Regelung, dass nur die Neuzulassungen relevant gezählt werden. Relevanter wäre ja der reale CO2-Ausstoß des Bestandes, sagt Stefan Bratzel. Doch das ist nicht der einzige Fehler im System des EU-Paragraphendschungels. Denn die CO2-Verordnung ist mittlerweile noch weiter aufgeweicht. Damit es den Herstellern leichter fällt, die von der EU vorgegebenen Ziele zu erreichen, haben die Brüsseler Politiker noch ein temporäres Schlupfloch erweitert. Es geht um die sogenannten "Supercredits", also der Mehrfachanrechnung von Elektrofahrzeugen auf die gesamte CO2-Bilanz. Die sollten eigentlich den Anreiz liefern, um noch mehr E-Mobile oder Fahrzeuge die weniger als 50 g CO2 pro Kilometer emittieren, zu bauen. Der Anrechungsschlüssel der Minimal-CO2-Sünder ist klar definiert: Ab 2020 als zwei Fahrzeuge, ab 2021 als 1,67 Fahrzeuge, ab 2022 als 1,33 Fahrzeuge und ab 2023 als ein Fahrzeug. Damit haben die Autobauer noch einmal Zeit gewonnen. Klingt bekannt. Dieses System scheint bei der Kia-Lösung Pate gestanden zu haben.
Autor: Wolfgang Gomoll Stand: 01.12.2015
Fotos: BMW
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 01. Dezember 2015