Jetzt will Citroën den Kult wieder aufleben lassen. Doch statt des rasselnden 22 kW / 30 PS Verbrennungs-Motörchens, beschwingt nun ein 50 kW / 68 PS Elektro-Aggregat mit einem Drehmoment von 140 Newtonmetern das immerhin 1,4-Tonnen schwere E-Bonbon. Bis zu 110 km/h schnell ist der neue Mehari und darf daher sogar auf die deutschen Autobahnen bewegt werden. Wer mit teutonisch scharfem Blick an den pfiffigen Franzosen herangeht, wird auch bei der Neuauflage so manche Schwäche entdecken, über die der Buggy verschmitzt hinweglächelt. Kunststoff-Griffmulden sind nicht entgratet, der Tankdeckel ist so scharfkantig, dass man sich die Haut aufritzt und auf den Sitzen fühlt es sich eher an, wie auf einem klassischen Kutschbock. Seitenhalt? S\'il vous plaît, Monsieur, wir reden hier vom E-Mehari. Das ist kein herkömmliches Auto. Allerdings finden vier Personen Platz und der Laderaum hat ein Volumen von bis zu 800 Litern. Surfbretttauglich!
Vernünftige Reichweite
Eine Klimaanlage gibt es nur gegen Aufpreis und Airbags sucht man vergebens. Bevor Sie überrascht aus dem Sessel schnellen. Ja, das geht, da es sich beim E-Mehari um eine Kleinserie handelt. Pro Jahr sollen weniger als 1.000 Autos verkauft werden, dann darf auf die lebensrettenden Luftsäcke verzichtet werden. Immerhin gibt es eine Freisprechanlage und auch der DIN-Schacht für ein Radio inklusive Anschlüsse ist vorhanden. Dass der E-Mehari dennoch mit der Zeit geht, merkt man an dem USB-Anschluss im unteren Teil der Hartplastik-Mittelkonsole. Bei anderen Autos würde das Tester-Urteil spätestens jetzt vernichtend ausfallen. Doch, wer sich auf den Gallier einlässt, weiß, was ihn erwartet.
Auch wenn der Porsche-Fahrer noch eine Weile an seinem Überholt-werden-Malus zu knabbern haben wird, ist der Elektro-Buggy in erster Linie für die Stadt und nicht für die Autobahn gemacht. Dafür spricht auch die Reichweite von 200 Kilometern innerorts und 100 Kilometern außerorts. Das ist nicht unrealistisch. Bei ersten Testfahrten, die sowohl über Landstraßen, als auch durch Ortschaften führten, hatte die Lithium-Metall-Polymer-Batterie nach einer Strecke von 34 Kilometern noch eine Kapazität von 70 Prozent. Der E-Mehari macht wie sein Vorgänger dank der E-Power und der Wendigkeit Spaß und ist robust. Das Fahrwerk ist genauso puristisch, wie die Innenausstattung, bei der man sich mit unverkleideten Flächen und Hartplastik-Orgien arrangieren sollte.
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 08. Juni 2016