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Ausgebremst

Fahrradfahrer (Foto: Hersteller)

Die Fahrradbauer konnten vergangenes Jahr gar nicht so viel produzieren wie nachgefragt wurde. Vor allem eBikes boomen, teilte der Dachverband ZIV jetzt mit.

Burkhard Stork kann sich ein Grinsen nicht verkneifen: "Die Bundesregierung wollte bis 2022 eine Million Elektrofahrzeuge im Markt haben," sagt der Geschäftsführer des Zweirad-Industrie-Verbandes (ZIV), "und hat damit Elektroautos gemeint. Wir sind inzwischen bei einem Bestand von 8,5 Millionen Elektrofahrrädern angelangt." Damit habe die Fahrradindustrie "Deutschland zum Leitmarkt für Elektromobilität gemacht - und das ganz ohne großzügige Förderungen."

 

Es sind gebremste Erfolgszahlen, die der ZIV jetzt für das Jahr 2021 präsentierte. Der Anteil der eBikes am Markt nähert sich demnach der 50-Prozent-Marke. Vor allem bei den Lastenrädern sei ihre Zahl rasant steigend. Zwar habe sich im vergangenen Jahr die Zahl der mit Muskelkraft angetriebenen neuen Lastenrädern auf 47.000 verdoppelt. Dagegen sei die der Lastenräder mit Elektroantrieb jedoch um 120.000 gewachsen. Gemessen am Gesamtmarkt nur ein kleiner Teil. Die Zahl der verkauftenPedelecs ist laut ZIV von 1,95 auf 2 Millionen gestiegen. Dafür sank die Zahl der Fahrräder von 3,09 auf 2,7 Millionen Stück: Insgesamt ging die Zahl der verkauften Einheiten von 5,04 Millionen auf 4,7 Millionen zurück - und lag damit "dennoch deutlich über dem VorCorona-Niveau".


Der Online-Handel boome überall - nur nicht in der Fahrradbranche, sagt Stork. Sein Anteil an den Verkäufen hat demnach weiter abgenommen. Zugenommen hat dagegen die Bedeutung des Fachhandels mit 76 Prozent der Verkäufe. Discounter, SB-Supermärkte oder Baumärkte haben Marktanteile verloren. Der durchschnittliche Verkaufspreis eines Fahrrades lag 2021 bei 1.395 Euro - zehn Jahre zuvor musste man nur 495 Euro anlegen. Insgesamt gibt es in Deutschland 81 Millionen Fahrrädern und eBikes.

In Deutschland produziert wurden 2,37 Millionen Einheiten: 1,43 Millionen Pedelecs und 0,94 Millionen Fahrräder. Der Gesamtwert lag bei 6,56 Milliarden Euro. Davon wurden 1,56 Millionen Einheiten exportiert, die meisten davon innerhalb der EU. Hauptabnehmer waren dabei die Niederlande. Nach Deutschland importiert wurden 4,14 Millionen Fahrräder und Pedelecs, vor allem aus Kambodscha, Bangladesch oder Polen. Hauptimporteur für eBikes ist mit 17 Prozent Bulgarien.

Fahrradfahrer (Foto: Hersteller)
Fahrradfahrer (Foto: ADFC)
Fahrradfahrer (Foto: ADAC)
(Foto: Hersteller)
(Foto: ADAC)
(Foto: Bosch)

Stork ist sich sicher: "Hätten wir mehr Ware verfügbar gehabt, hätten wir auch mehr verkauft." Hauptproblem neben pandemie- und hochwasserbedingten Werksschließungen sowie gestörten Lieferketten: "Uns fehlen Arbeitskräfte." Sein Fazit: "Die eingeschränkte Lieferfähigkeit und die zwischendurch verbreitete Wahrnehmung, Fahrräder seien ausverkauft, haben ein noch besseres Abschneiden verhindert."

Autor: Jürgen Wolff, Berlin  Stand: 16.03.2022
Fotos: Hersteller  

 

   

(Foto: Bosch)