An dieser Stelle darf kurz gedacht werden, dass der Fahrer dann doch einfach die Finger von den großen Schaltwippen lassen und die Gangwechsel der Automatik überlassen könne. Doch genau dann stellt sich raus, dass die Getriebe-Domina die Gänge weder immer zum korrekten Zeitpunkt, noch besonders feinfühlig wechseln kann. Warum Lamborghini kein rein manuelles Schaltgetriebe anbietet erklärt Entwicklungschef Maurizio Reggiani trocken so: "Nicht jeder Käufer ist ein gelernter Rennfahrer." Oder anders formuliert: Das Getriebe würde besonders im Stadtverkehr auf Grund der gewaltigen Kräfte im Nu pulverisiert. Dass die Schaltwippen fest installiert und sich nicht mit dem Lenkrad mitbewegen spielt hier ausnahmsweise keine Rolle. Denn dank einer verbesserten dynamischen Lenkung treten nur beim Rangieren Lenkwinkel auf, die das manuelle Schalten unmöglich machen würden.
Gelungen
Das perfekte Einlenken und die brachiale Kraftentfaltung sind das eine, die erreichbaren Querbeschleunigungen das andere. Dafür unverzichtbar ist sein unverkennbares Markenzeichen: Der keinesfalls nur zu Show- oder Partnerfindungszwecken installierte Heckflügel, der den Abtrieb um 170 Prozent auf insgesamt 218 Kilogramm erhöht. Dank ihm werden die Innereien der beiden Insassen in schnell gefahrenen Kurven äußerst effektvoll umsortiert. Überhaupt ist der in 2,8 Sekunden auf Tempo 100 und über 350 Kilometer pro Stunde schnelle Lambo kaum zum Balzen geeignet. Anders als so manch anderes Familienmitglied oder auch viele Konkurrenten rollt der 50 Kilogramm leichter und gleichzeitig 50 PS stärker gewordene Supersportler nahezu lautlos durch den Stadtverkehr. Das große Zwölfzylinderkonzert geht erst bei Drehzahlen los, die innerorts besser nicht erreicht werden sollten.
Neben all den physikalisch möglichen und auch tatsächlich erfahrbaren Superlativen während eines Nackenmuskel zerreißenden Ausritts, bietet der 1,5 Tonnen schwere Freudenspender auch humoristische Momente - je nach Humor versteht sich. So wirkt ein Blick auf die Restreichweite direkt nach einem erneuten Volltanken bei Umweltfreunden für ein hysterisches Lachen. Gleichzeitig sorgt der große und in schönstem Gelb erstrahlende Tacho-Display für ein Kampfjetgefühlt mit comichaften Zügen. Im neuen Lamborghini Aventador LP 750-4 Superveloce scheint jedoch alles bis ins Details harmonisch zusammenzupassen, wenn nicht sogar zusammenzugehören. Den italienischen Supersportwagen-Schöpfern ist erneut ein waschechter Lamborghini mit allem was dazugehört gelungen.
Autor: Marcel Sommer, Barcelona Stand: 18.05.2015
Fotos: Lamborghini
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- Geschrieben von marcel-sommer
- Veröffentlicht: 18. Mai 2015