Die fehlenden Sechs

Jaguar lässt ein halbes Dutzend Lightweight E-Types von der Kette, die eigentlich schon vor 50 Jahren hätten gebaut werden sollen.
"Das ist der erste, symmetrische E-Type der Welt", erklärt Jaguar-Ingenieur Kev Riches und streicht dabei ehrfurchtsvoll über das Chassis von Nummer 13. Genauer gesagt von Jaguar Lightweight E-Type-Nummer 13. Dem neuesten Mitglied einer vor rund 50 Jahren auf 18 Fahrzeuge limitierten Modellreihe, von denen bis jetzt jedoch nur zwölf produziert wurden und elf tatsächlich noch existieren. Warum 1963 oder zumindest kurz darauf nicht auch noch das restliche halbe Dutzend im Jaguar Werk Browns Lane im britischen Coventry gefertigt wurde, ist nicht ganz klar. Einer der Gründe liegt in der sehr erfolgreichen Konkurrenz in Form des heute achtstellig gehandelten Ferrari 250 GTO. Gleichzeitig soll aber der während seiner Bauzeit von 1961 bis 1975 72.500 Mal produzierte Serien-E-Type so erfolgreich gewesen sein, dass es im Werk schlicht keine Kapazitäten für den um 114 Kilogramm abgespeckten Lightweight gab. Im Laufe der Jahre gerieten die fehlenden Sechs in Vergessenheit. Was über die nun fünf verstrichenen Jahrzehnte blieb, ist eine sechszeilige Lücke im Jaguar-Fahrgestellnummern-Archiv. Und um genau die kümmert sich jetzt das 900 Mitarbeiter starke Team von Kev Riches.
Zurück ins Produktionsjahr 1963
Dass ausgerechnet der 56-Jährige mit dieser Aufgabe betraut wurde, ist zum einen kein Zufall. Zum anderen für ihn persönlich das höchste Glück. War sein heute 89 Jahre alter Vater schon für das Verdeck seines Traumautos zuständig, ließ ihn Zeit seines Lebens der E-Type-Virus nicht mehr los. "Die Grenzen zwischen meinem Hobby, dem Restaurieren und Reparieren von E-Types und meiner Arbeit sind aktuell sehr verwaschen", ist aus dem über beide Ohren strahlenden Gesicht zu vernehmen. "Ich bin seit 41 Jahren bei Jaguar und kann mir einen schöneren Job einfach nicht vorstellen", fügt er ernst hinzu. Beste Voraussetzungen, um das Projekt, welches innerhalb der Abteilung Special Vehicle Operations im Hause Jaguar angesiedelt ist, in Angriff zu nehmen. Die Frage nach dem "Wo sollen wir diese sechs Träume verwirklichen?" stellte sich nicht. Denn ein gefühlt 100 Quadratmeter großer Raum, nur 90 Meter vom ursprünglichen Produktionsort des Lightweight entfernt, ist dafür wie geschaffen. Es konnte also losgehen.
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- Geschrieben von marcel-sommer
- Veröffentlicht: 07. August 2015