Der 945er wird nicht ohne Grund in den meisten Fällen direkt nach dem Kauf gen Werkstatt pilotiert, um einen ganz bestimmten Umbau vorzunehmen. Denn nach 17.973 Kilometern selbst gefahrenen und 44 getätigten und protokollierten Tankfüllungen steht unterm Strich ein Durchschnittsverbrauch von 13,3 Litern Benzin auf 100 Kilometern. Das liest sich nicht nur hoch, das ist es auch. Die sowohl positiven als auch negativen Höhepunkte nach einer verbrauchten 75 Liter-Tankfüllung inklusive sieben Reservelitern sind ein 10,6 Liter- und 17,4 Liter-Durchschnittsverbrauch. Interessant ist die Erfahrung, dass der Spritverbrauch bei Autobahnfahrten, völlig unabhängig ob letzte Rille oder im Schwiegermutter-Transfer-Modus gefahren wird, stets zwischen elf und zwölf Litern liegt. Wird sich auf Grund einer zu geringen Jahres-Kilometerleistung gegen eine Gasanlage entschieden, können die übriggebliebenen 2.500 Euro entweder für einen Urlaub, für Sprit oder das Pferd herausgehauen werden.
Ein Traum für Kinder
Neben dem gewaltigen Kofferraum hat der Volvo 945 noch viele andere Vorteile. Einer davon ist sein Image. Ob vor der Oper, der Kita oder dem Fußballplatz - den Volvo neidet einem niemand. Gleichzeitig erfährt sein Fahrer ausnahmslos positive Kommentare, wie "Den hatte ich auch mal. Super Auto!", oder "Mehr Auto braucht doch eigentlich kein Mensch". Vor allem in letzterem Satz steckt sehr viel Wahres. Denn der Volvo 945er ist der letzte Volvo mit Heckantrieb und besitzt keinerlei Technik-Schnickschnack. Und während im Winter die halbstarken Kompaktwagenfahrer versuchen ihren Freundinnen auf dem Parkplatz vergebens einen Kreisel zu zeigen, da entweder die Form des Antriebs oder die nicht zu deaktivierende Traktionskontrolle ihnen einen zünftigen Strich durch die Rechnung machen, dreht der Volvofahrer gemütlich seine Kreise um den erröteten Möchtegern. An dieser Stelle muss natürlich gesagt werden, dass Fahrassistenten und Sicherheitsfeatures in neuen Autos durchaus ihre Berechtigung haben und die Sicherheit erhöhen. Aber, naja... ein zwanzig Jahre altes Auto, das in seinem Ursprungsland Schweden noch heute zum typischen Straßenbild gehört und über kein einziges System verfügt, das sich auf das Autofahren auswirkt, muss nicht unbedingt schlechter sein. Volvo war und ist schon immer in puncto Sicherheit Vorreiter gewesen. So darf davon ausgegangen werden, dass der 940 GL schon seiner Zeit voraus war.
Was hingegen schlecht beim 945er ist, ist seine einzige, die Fahrtüchtigkeit gefährdende Schwachstelle: seine Auspuffanlage. Allerdings muss auch hier erwähnt werden, dass nach über zwei Jahrzehnten 40 Euro für ein Wiederanschweißen durchaus in Ordnung gehen. Eine komplette Auspuffanlage ab Kat kostet inklusive Einbau rund 450 Euro. Addieren sich die Reparaturkosten für einen defekten Zündfinger und zwei Dichtungsringe hinzu, würden von den 2.500 Euro-Plus immer noch knapp 1.000 Euro übrigbleiben. Oder anders formuliert: 5,6 Jahre Kfz-Steuer inklusive, was genau 176 Euro pro Jahr entspricht. Was neben dem nach Jahren der Beanspruchung und rund 215.000 gefahrenen Kilometern zu reparierenden Auspuff noch an Unzulänglichkeiten auffällt, sind Sprünge in den Heckleuchten und sich verziehende Lederbezüge in den Türen. Das Ganze macht er jedoch mit seiner Unfähigkeit zu rosten, die er seiner an den wichtigsten Stellen verzinkten Karosserie verdankt, ganz leicht wieder wett.
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- Geschrieben von marcel-sommer
- Veröffentlicht: 20. August 2015