Der vorläufige Leistung-Höhepunkt der Marke Isdera steht auf der IAA in Frankfurt im Jahr 1993. Der Commentatore 112i stemmt mit seinem 6,9 Liter großen V12-Motor bis zu 620 PS auf die Hinterräder. Der aufgrund seines langen Hecks an einen Le Mans-Rennwagen erinnernde Hingucker, braucht elf Sekunden aus dem Stand bis Tempo 200 - erst bei 370 Kilometer pro Stunde ist Schluss. Wer jetzt glaubt, dass der 4,66 Meter lange und 1.575 Kilogramm schwere Hecktriebler nicht alltagstauglich ist, der irrt. Sein 200 Liter großer Kofferraum fasst immerhin vier Liter mehr Gepäck, als ein aktueller Jaguar F-Type. In dem nicht als Ablösung für den Imperator gedachten Commentatore stecken sechs Jahre Entwicklungszeit und jede Menge wegweisende Technik. Unter anderem ein verstellbarer Heckspoiler, der sich beim Bremsen auf 80 Grad aufrichtet.
Nach dem Umzug der gesamten Firma nach Hildesheim im Jahr 2005 sorgt der Autobahnkurier 116i auf dem 5. AvD European Concours d\'Elegance in Schwetzingen für Aufsehen. Die Grundidee zu dem 5,65 Meter langen und 2.270 Kilogramm schweren Ungetüm kommt Eberhard Schulz zwar schon 1984, doch ist er erst jetzt perfekt und zeigenswert. "Über 20.000 Arbeitsstunden stecken da drin, also nein", antwortet er auf die Frage, ob es denn einen Preis für den auf den ersten Blick gar nicht zu erahnenden technischen Geniestreich gibt. Unter der mindestens 1,50 Meter langen Motorhaube arbeiten zwei V8-Motoren mit insgesamt zehn Litern Hubraum, 600 PS und 900 Newtonmetern Drehmoment. "Ein V8-Aggregat ist ein Würfel mit 75 Zentimeter-Kantenlänge, also musste ein Fahrzeug mit einer langen Motorhaube her, denn ich wollte beide Motoren vorn haben", erklärt sein Schöpfer. Zum Vorbild nimmt er sich den Mercedes-Benz 540 K Stromlinienwagen. Sein Design-Ziel erreicht er mithilfe eines zerlegten VW Käfers.
Die Kraft der zwei Herzen wird an alle vier angetriebenen 18 Zöller geleitet und ihn auf 242 Kilometer pro Stunde. Breite Reifen-Aufstandsflächen, Servobremse, ABS, Servolenkung, Heizung-Klimaanlage mit automatischer Temperaturregelung, elektrische Fensterheber, elektrische Sitzverstellung und eine Sitzheizung sind mit an Bord. Zum Anlassen werden beide Hände benötigt, die je einen Startknopf zu bedienen haben und die insgesamt 16 Zylinder gut hörbar zum Leben erwecken. Je ein Motor treibt über ein Automatikgetriebe eine Achse an. "Ich wollte in meinem Leben nochmal einen Sechzehnzylinder bauen", begründet er die Existenz des Einzelstücks. Bleibt abzuwarten, was er noch alles für Träume in die Tat umsetzt. Es bleibt spannend.
Fotos: Marcel Sommer
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- Geschrieben von marcel-sommer
- Veröffentlicht: 14. August 2015