Die Zeit drängte. Nach nur drei Wochen sollten die ersten Entwürfe fertig sein. Schon damals liefen solche Geschäfte nicht ohne Nebengeräusche ab. Ugo Zagato kam ins Porsche-Werk und wunderte sich, warum der Auftrag über Carlo Abarth abgewickelt werden würde und nicht direkt bei ihm. "Die Herren verabschiedeten sich und fuhren weg", heißt es in einem internen Porsche-Schreiben, das der Leiter des Konstruktionsbüro Franz Xaver Reimspieß unter dem nüchternen Betreff "Besuch Zagato" am 25.11.1959 verfasst hatte. Das Carlo Abarth nicht immer ganz pflegeleicht war, wird ein paar Sätze später klar: "Bei meinem letzten Besuch in Turin bei Abarth habe ich Herrn Abarth auch gefragt, wo er die Karosserien herstellen lässt, worauf er mir ziemlich kurz bedeutete, das weiß ich noch nicht vielleicht auch bei Zagato." Letztlich bekam Zagato das gewünschte Stück vom Kuchen.
Puristische Rennmaschine
Sobald Abarth sich an die Arbeit machte, ging er nur wenig Kompromisse ein. Das war Porsche klar. Aus dem 356er sollte ein leichter und wendiger GT-Wagen werden. Das grundlegende Design der aerodynamisch optimierten Karosserie stammte von Franco Scaglione, einem italienischen Flugzeug-Ingenieur, der schon bei Bertone sein Können unter Beweis gestellt hatte und aus dessen Feder die Alfa Romeo Giulietta Sprint stammte. Innerhalb von drei Wochen lieferte Abarth die Konzeption für den Sportwagen ab, dessen Basis der Porsche 356 B war. Die Radikalkur brachte den gewünschten Erfolg: Der Porsche 356 B 1600 Carrera GTL Abarth wog rund etwa 780 Kilogramm und war damit circa 120 Kilogramm leichter als der Normalo-Carrera, war 13 Zentimeter niedriger und kürzer sowie zwölf Zentimeter schmaler.
Das Resultat - ein flacher Sportwagen - hat heute noch eine Präsenz, wie man sie nur selten findet. Nicht alles ist schön, hier folgt die Form der Funktion. Angesichts der ausklappbaren Lufthutze, die wie ein Winzerkorb auf der Motorhaube "thront", schlägt fast jeder Ästhet die Hände über dem Kopf zusammen. Bei der Qualität musste man ebenfalls dem Tempo der Produktion und auf der Strecke Tribut zollen. Am 21.11.1959 teilte Abarth mit. "Wie Herr Arbarth mit Ihrem sehr geehrten Herrn Porsche vereinbart hat, werden die Karosserien in Rennausführung geliefert und nicht in der hohen Porsche Qualität." Der Ich-Nehme-Alles-Unnötige-Raus-Kunstgriff brachte drei GT-Weltmeisterschaften, Klassensiege in Le-Mans, bei den 24-Stunden vom Nürburgring und der Targa Florio. Die Fahrer rissen sich förmlich darum, das schmale Lenkrad in die Hand nehmen zu dürfen. Das Privileg ist selten - nur 21 Stück des Carrera Abarth wurden gebaut.
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 12. August 2016