Handbremse los, Allradantrieb eingeschaltet und den ersten Gang rein. Natürlich ist das Getriebe mit seinen sechs Vorwärts- und zwei Rückwärtsgängen Anfang der 50er nicht synchronisiert. Die Übersetzung ist kurz und nach kurvem Anrollen holpert der Ur-Unimog mit seinen 25 knatternden Pferden im Vorderwagen los. Zwischengas, der nächste Gang, eine schweißtreibende Lenkraddrehung und weiter. Der Pedalweg an Bremse oder Kupplung ist gewaltig und die schwergängige Lenkung ohne jede Unterstützung zwingt einen unvermittelt dazu, etwas schneller zu fahren. Der Tacho reicht bis zu selbstbewussten 80 km/h, doch das orangefarbene Spielmobil schafft trotz prächtigen Restaurationszustandes allenfalls Tempo 50. Nach kurzer Fahrt geht es ins Gelände und zwar in eines, wo die gängigen SUV und die meisten Geländewagen als Zuschauer große Augen bekommen, was Paulchen hier zu leisten imstande ist. Mit einer Länge von gerade einmal 3,05 Meter und dem spektakulär kleinen Radstand von 1,72 Metern kann der 1,7 Tonnen schwere Lastesel beinahe auf der Stelle drehen - vorausgesetzt, man hat den Allradantrieb deaktiviert. Nach der Panzerkehre den Allradvortrieb bei der Fahrt einfach wieder rein und der Unimog der Baureihe 401 mit seinen rund 5.800 produzierten Fahrzeugen holpert ohne Sperren und andere Hilfen durch unwegsamstes Geläuf. Die Nutzlast des Allrad-Lastwagens war seinerzeit mit rund 1,4 Tonnen mächtig. Kein Wunder, dass Alpenarmeen allzu gerne beim Unimog in seinen verschiedenen Generationen zugriffen.
Tiefe Furchen, Wasserdurchfahrten oder ein kleiner Abstecher auf den weichen Acker - trotz der dürren Geländereifen alles kein Problem. An das hakelige Getriebe hat man sich nach ein paar hundert Metern gewöhnt und mit seinen kargen 25 PS lässt sich Paulchen im rumpeligen Geläuf allemal schnell genug bewegen. Daher am besten gleich noch eine Runde, denn gerade wenn es durch das kleine Waldstück geht, scheint der Ur-Unimog keine Grenzen zu kennen und sein Alter von 65 Jahren ist wie weggewischt. Kein Wunder, dass der Unimog Club der größte Club im Hause Daimler ist. Derart viele organisierte Fans haben nicht einmal S-Klasse und SL: über 6.500.
Autor: Stefan Grundhoff, Gaggenau Stand: 26.09.2016
Fotos: D. Seufert / press-inform
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- Veröffentlicht: 26. September 2016