Millionenspiel
Viel zu tun haben die 14 Experten im Mercedes Classic Center Fellbach das ganze Jahr über. Doch in den Wochen vor der Mille Miglia geht es noch etwas turbulenter zu.
Wenn der Termin der Mille Miglia, die jedes Jahr Ende Mai ausgefahren wird, näher rückt, ist es mit dem gewohnten Arbeitsrhythmus vorbei und bei der Schlagzahl werden an der Stuttgarter Straße zwei Schippen aufgelegt. Schließlich lassen viele Mille-Miglia-Teilnehmer zum Saisonhöhepunkt ihre Flügeltürer und Vorkriegsmodelle noch einmal technisch auf den neusten Stand bringen. 1.700 Kilometer im Renntempo durch die stimmungsvollere Nordhälfte Italiens sind für die Fahrzeuge keine Wochenendausfahrt und bei der "Mille" will jeder glänzen - optisch wie technisch.
500.000 Euro für eine Restaurierung
Doch im Classic Center geht es um weit mehr als die Vorbereitung zur Mille Miglia. Die Hebebühnen in der Werkstatt sind allesamt gefüllt und überhaupt hat man den Gedanken, dass Platz hier in der Halle echte Mangelware ist. Gerade ziehen zwei Monteure auf einer portablen Bühne eine Pagode in die hintere Ecke. Der schwarze 230 SL ist fertig und kann abgeholt werden. Waren es vor Jahren in erster Linie Eigentümer von Sternenlegenden wie Mercedes 300 SL, 600er oder der seltenen Vorkriegsmodelle wie SS oder SSK, die ihre Schmuckstücke in Fellbach warten ließen, so nehmen jüngere SL und S-Klassen zu. "Die Pagoden sind stark im Kommen", sagt der Leiter des Classic Centers Klaus Reichert, "hier gibt es mittlerweile auch eine größere Nachfrage nach Werksrestaurierungen wie allgemein bei den SL. Viele kaufen auf dem freien Markt vermeintlich gut erhaltene Modelle und erschrecken sich hinterher, wenn sie von uns eine ehrliche Meinung bekommen." Somit sind die Klassikexperten von Daimler nicht nur automobile Traumdeuter, denn bei der genaueren Durchsicht eines Modells zerplatzt der Traum vom Oldtimerschnäppchen.
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- Veröffentlicht: 26. April 2017