Die blaue Mauritius

Tagsüber beschäftigt sich Adrian Gattiker mit millionenschweren Immobilienprojekten. Doch seine nicht mehr ganz so geheime Leidenschaft ist die Autosammlung. Deren Star ist eine blaue Mauritius auf Rädern: ein Mercedes 300 SL Flügeltürer - in bayrisch-blau.
Als ob ein Flügeltürer wie der Mercedes 300 SL nicht schon spektakulär genug wäre. Adrian Gattiker hat gleich zwei davon - und einen ganzen Fuhrpark weiterer Prachtsportwagen. Der Schweizer ist Autoliebhaber, Afficinado und liebt Ausfahrten mit seinen spektakulären Klassikern. Doch neben einem silbernen Mercedes 300 SL, einem jüngeren SL Roadster, dem coolen Renn-BMW M1 und weiteren Spielzeugen sticht ein Superstar aus der elitären Gruppe hervor wie aus einem Quartettspiel. Der Liebling seiner Sammlung ist ein Mercedes 300 SL in bayrisch-blau - ein Einzelstück. Die Farbe ist noch einzigartiger als das Auto an sich. Der seltene Flügeltürer brachte einst sogar das Daimler‘ sche Classic Center in Wallung, als es um die Kontrolle der Historie ging. "Ich habe den Wagen 2008 von einem Ehepaar aus Gstad gekauft, die keine Kinder hatten. Die haben den SL über 40 Jahre besessen", erinnert sich Adrian Gattiker, "da geht es weniger ums Geld, als vielmehr ums Vertrauen." Als der leidenschaftliche Immobilienentwickler den Flügeltürer sah, trug dieser ein kraftvoll rotes Blechkleid. Bei der Überprüfung der Historie gab es jedoch erste Anzeichen, dass es sich zumindest bei dem Chassis um das des legendären 300 SL bayrisch-blau handeln könnte. Jener war Mitte der 50er Jahre einer der 29 Flügeltürer, die mit einer Aluminiumkarosserie produziert worden waren. Wieviel von denen heute noch erhalten sind, weiß keiner. Der Wert der Aluversionen, zu erkennen an der Rahmennummer, die mit einer 43 beginnt, ist schier unermesslich.
SL-Doppelpack
Seit einiger Zeit parkt die blaue Automobil-Mauritius nunmehr in einer streng gesicherten Garage hoch über dem beschaulichen Zürichsee. Der Blick von den Hängen des Südufers auf eine der exklusivsten Regionen Europas ist spektakulär. In einem grauen Gebäude in einem unscheinbaren Gewerbegebiet gibt es jedoch Dinge zu bewundern, die den Ausblick auf den noch dunstigen Zürichsee und die Bergwelt in der Nähe zumindest für eingefleischte Automobilisten noch deutlich in den Schatten stellen. Adrian Gattiker, zumeist sportlich gekleidet, betreibt mit einem gute Freund hier ein Autohotel der besonderen Art. Vor den beiden Toren deuten in den Boden eingelassene Sicherheitsstempel daraufhin, dass hier Autos parken, die allerhand Begehrlichkeiten wecken. "Ich habe mir dies von Sicherheitsschleusen bei Banken abgeschaut", erzählt Adrian Gattiker nüchtern während er mit Zahlencodes und Chipkarte Einlass in sein eigenes Automobilrefugium bekommt, "wir haben hier höchste Sicherheitsvorkehrungen für die Autos getroffen."
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- Veröffentlicht: 26. Juli 2017