Drucken

Aus Fehlern gelernt

Der Renault Talisman wird ab Februar 2016 beim Händler stehen (Foto: press-inform / Renault)

Renault wagt mit dem Talisman einen neuen Anlauf im D-Segment. Mit viel Platz, einer gehörigen Portion Komfort und zahlreichen Assistenzsystemen hat die Attacke gegen Ford Mondeo und VW Passat durchaus Chancen auf Erfolg.

Renault im Mittelklasse-Segment, das war in den letzten Jahren nicht immer eine Ehe im Himmel. Das auf dem deutschen Markt glücklose Duo Laguna und Latitude bekamen meistens einen verbalen Schulterklopfer und ein "netter Versuch" zugeraunt, aber beide waren alles andere Verkaufserfolge. Das weiß auch Renault und schlägt mit dem Talisman ein komplett neues Kapitel im D-Segment auf. Der Schachzug sich der alten Modellnamen zu entledigen, ist ein gelungener, jetzt fehlt zum Neuanfang nur noch ein entsprechendes Auto. Die Optik gefällt schon einmal. Schnittig und breitschultrig steht er da, der Renault Talisman und bei der Kreation des französischen Blech-Menüs war Schmalhans nicht Küchenmeister. Mit einer Länge von 4,85 Metern übertrifft der Talisman den VW Passat um acht Zentimeter, lediglich der Ford Mondeo spielt mit 4,87 Metern in der gleichen Liga. Diese Ausmaße kommen auch im Wohnraum an. Vorne und hinten lässt es sich fürstlich reisen. Auch nebeneinander ist die Gefahr des Schulterkuschelns nicht existent, was den Komfortfaktor deutlich erhöht. Der Kofferraum des Talisman kann mit einem Volumen von 608 bis 1.022 Litern sowohl mit dem Gepäckabteil des Passat (586 bis 1152 Liter) als auch mit dem des Ford Mondeo (550 Liter) mithalten.

Bequeme Sitze

Der Innenraum des Renault Talisman lädt zum Verweilen ein. Schickes Leder und sehr bequeme Sitze mit Massagefunktion. Das Bemühen, einen wertigen Eindruck zu hinterlassen ist überall erkennbar. Im Detail gibt es allerdings noch die eine oder andere Schwäche, die es auszumerzen gilt: Das zentrale Display ist nicht perfekt eingepasst, die Verkleidung des Kofferraumhebemechanismus ist nicht sauber entgratet und die Hutablage ist unten nicht verkleidet, so dass das blanke Blech zu sehen ist. Ansonsten ist das Cockpit ziemlich entschlackt und gleicht mit dem Tablet-ähnlichen bis zu 8,7-Zoll großen Touchscreen sehr dem des Renault Espace. Die Bedienung geht im Großen und Ganzen leicht von der Hand und ist ein deutlicher Fortschritt gegenüber den Renault-Sünden der vergangenen Jahre. Das eine oder andere Mal hakt es ein bisschen und man muss sich durch einige Menüs hangeln, aber mit etwas Übung findet man sich zurecht. Das Lenkrad hat viele Bedienelemente an den Speichen, aber die Lautstärke wird noch über die bekannten Renault-Satellitenhebel reguliert. Das Head-Up-Display mit Klappbildschirm erfüllt seinen Zweck, auch wenn die Anzeigen deutlich kleiner sind, als bei den teureren Varianten, die die Grafik direkt auf die Windschutzscheibe projizieren.


Was die Assistenzsysteme und die Technik angeht, hat Renault beim Talisman aufgerüstet. Variable Dämpfer, ein adaptiver Tempomat und auch ein Toter-Winkel-Warner sind jetzt zu haben. Auch bei der Serienausstattung lassen sich die Renault-Vertriebsstrategen nicht lumpen: Bei der Einstiegsversion "Life" sind 17-Zoll-Alus, eine Zweizonen-Klimaautomatik, ein Sieben-Zoll-Navigationssystem, Parksensoren hinten und ein Massagesitz serienmäßig. Die günstigste Variante einen Talisman zu fahren, ist der 81 kW / 110 PS Diesel für 27.950 Euro. Der Einstieg in die Benziner Welt beginnt bei 29.450 Euro für die 110 KW / 150 PS Variante. Wer die gefahrene Top-Ausstattung "Initiale Paris" beim 1.6-Liter-Diesel wählt, bekommt ein Rundrum-Sorglos-Paket mit Nappaleder, einer 360-Grad-Einparkhilfe und einen Notbremsassistenten, muss aber mindestens 41.000 Euro hinlegen. Beim Ford Mondeo beginnt der Spaß mit einem Ein-Liter-Motor bei 25.650 Euro und einer ziemlich kargen Ausstattung, ohne Klimaanlage. Der Passat 1.4 TSI Trendline fängt bei 26.075 Euro an. Die günstigste 150-PS-Diesel-Variante schlägt dann mit 30.500 Euro zu Buche. Beim Ford Mondeo sind es 30.200 Euro.

Komfort als Kernkompetenz

Dass ein Franzose nicht aus seiner Haut kann, merkt man bei jedem Meter, den man zurücklegt. Die Kernkompetenz des Renault-Flaggschiffs ist die Komforteinstellung. Die passt auch zu den bequemen Sitzen, die den Fahrer bei schnellen Kurven mehr Halt geben könnten. Denn flott kann der Talisman dank der Allradlenkung auch. In der Einstellung "Sport" ist das gallische Mittelklasse-Schiff deutlich härter. Grundsätzlich macht der 1.6-Liter Diesel mit 118 kW / 160 PS dank des maximalen Drehmoments von 380 Newtonmetern im Zusammenspiel mit dem Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe einen guten Eindruck und brilliert mit reibungslosen Gangwechseln. Sobald man es eilig hat, geht dem Triebwerk bei höheren Drehzahlen die Luft beziehungsweise der Hubraum aus.

Die Grafik der Heckleuchten ist markant (Foto: press-inform / Renault)
Der Innenraum des Renault Talisman gleicht dem des Renault Espace wie ein Ei dem anderen (Foto: press-inform / Renault)
Das Handschuhfach fasst acht Liter (Foto: press-inform / Renault)
(Foto: press-inform / Renault)
(Foto: press-inform / Renault)
(Foto: press-inform / Renault)

Das bedeutet nicht, dass der Talisman den anderen Verkehrsteilnehmern im Weg herumsteht: in 9,4 Sekunden ist aus dem Stand das Landstraßentempo erreicht und der gestreckte Galopp endet erst bei 215 km/h ist Schluss. Im Februar steht der Talisman beim Händler, der Grand Tourer folgt im Mai und ein SUV auf der Talisman-Basis schimmert auch schon am Horizont. Um den deutschen Kunden die Entscheidung leichter zu machen, gewährt Renault eine fünfjährige Garantie.

(Foto: press-inform / Renault)
(Foto: press-inform / Renault)
(Foto: press-inform / Renault)
(Foto: press-inform / Renault)
(Foto: press-inform / Renault)
(Foto: press-inform / Renault)

Autor: Wolfgang Gomoll, Florenz  Stand: 12.11.2015
Fotos: press-inform / Renault