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Der Rückkehrer

Nissan Pathfinder 3.5 V6 AWD 2022 (Foto: press-inform / Nissan)

Mitte der 1990er Jahre war der Nissan Pathfinder einer der coolsten Oberklasse-SUV auf dem europäischen Markt. Aus den USA nach Europa kommend spuckte er gerade der deutschen Premiumkonkurrenz noch ohne eigene Produkte mächtig in die Suppe. Der neue Pathfinder - nunmehr in seiner fünften Generation - kehrt wieder zurück zu alten Tugenden - kommt jedoch wohl nicht nach Europa.

Man weiß nicht so recht, wohin Nissan in Europa soll oder gar will. An guten Ideen und coolen Autos hat es an neben einigen Designeskapaden in den vergangenen Jahren nicht gemangelt, doch die Autos, die der Marke einst Charme und Charisma gegeben haben, sind nahezu völlig aus dem Portfolio verschwunden. Der Nissan GT-R ist mittlerweile mächtig in die Jahre gekommen, der neue Z wurde für Europa ohne nachvollziehbare Gründe gestrichen und auch der Elektro-Crossover Ariya lässt weiterhin auf sich warten, während die Konkurrenz stromernd Vollgas gibt. Einen großen Geländewagen wie den Patrol bringt man ebenso nicht mehr nach Europa wie die Topmodelle Murano oder Armada. Wie gut täte den französischen Japanern die Neuauflage des Nissan Pathfinder? Doch auch der soll nicht nach Europa kommen, obschon er hier allemal Chancen hätte, denn er ist nicht nur optisch gelungen und betont selbstbewusst, sondern zeigt, dass Nissan zumindest in den USA noch Ambitionen hat, vorne mitzumischen.

Sieben bis acht Personen

So selbstbewusst wie der 5,02 Meter lange Pathfinder auftritt ist er auch motorisiert, denn Nissan hält an seinem bewährtem 3,5-Liter-V6-Triebwerk fest, der für seine Laufruhe genauso bekannt ist wie für seinen kraftvollen Durchzug, der auch einen entsprechenden Hängerbetrieb (bis 2,7 Tonnen) ermöglicht. Im Pathfinder leistet der V6 nunmehr 208 kW / 284 PS und ein maximales Drehmoment von 351 Nm, das allerdings erst bei 4.800 U/min anliegt. Der Grund liegt auf der Hand, denn im Vergleich zu den meisten Wettbewerbern setzen die Japaner unverändert auf einen 24-Ventiler-Sauger ohne Turboaufladung, sodass der Motor bis zu 6.600 U/min dreht und aus dem Drehzahlkeller in der Tat nicht allzu viel geht. Immerhin schafft es die Neunstufenautomatik, die Anfahrschwäche bei niedrigen Drehzahlen leicht zu überspielen, doch generell ist der Japaner gerade im mittleren Drehzahlbereich überaus kraftvoll unterwegs. Aus dem Stand geht es in gut neun Sekunden auf Tempo 100 und bei 200 km/h ist bei der US-Version Schluss. Der in Aussicht gestellte Normverbrauch: 11,6 Liter / 100 Kilometer.


Mit einer Breite von 1,98 Meter sorgt der Pathfinder nicht nur für einen standesgemäßen Auftritt im Rückspiegel, sondern bietet auch im Innenraum mehr als ausreichend Platz und liegt dabei gut auf der Straße. Das gilt einmal mehr mit dem 20-Zoll-Radsatz, der beim Topmodell Platinum serienmäßig und den schwächeren Versionen als Option zu bekommen ist. Angesichts der bulligen Optik mit entsprechend großen Karosserieflächen sind die größeren 20-Zöller jedoch ein Muss, auch wenn das Abzüge im Abrollkomfort mit sich bringt, denn hier kostet der flachere Aufbau der Reifen einiges an Federungsvolumen. Ansonsten ist der zwei Tonnen schwere Allradler betont komfortabel abgestimmt und seine Lenkung überaus leichtgängig. Über einen Controller auf dem breiten Mitteltunnel kann man nach Vorbild des Terrain Response System von Range Rover zwischen den verschiedenen Fahr- und Allradmodi hin- und herwechseln. Dabei legt Nissan wie schon immer bei seinem Pathfinder besonderen Wert darauf, dass dieser nicht allein auf der Straße überzeugen soll, sondern nicht nur seinem Namen nach auch ins Gelände darf. Dafür sind die 18 Zentimeter Bodenfreiheit jedoch nicht allzu viel und so ist der Crossover aus Smyrma / Tennessee eher etwas für die Großstadtboulevards und schlechte Straßen als für den harten Einsatz im unwegsamen Terrain.

Wenige Geländeambitionen

Dazu passt auch der edle Innenraum besser, denn hier gibt es nicht nur umfangreiche Lederarbeiten, beheizte Sitze und USB-Ports vorne wie hinten, sondern auch Wunsch sieben oder gar acht Sitzplätze. Dabei ist das Platzangebot Dank des 2,90 Meter langen Radstandes vorne und Ordnung und im Fond ebenso solide, doch in der dritten Reihe geht es sehr eng zu - 5,02 Meter Gesamtlänge sind eben nicht viel für eine Großfamilie amerikanischen Ausmaßes. Das Ladevolumen ist mit 470 bis 2.280 Liter hinter der elektrischen bedienten Heckklappe bei allen Sitzen umgeklappt dagegen sehr üppig. Dabei präsentiert sich der Innenraum sehr wertig und die Module sind einfach zu bedienen, wobei die digitalen Instrumente hinter dem griffigen Lederlenkrad je nach Ansicht etwas verspielt und unübersichtlich wirken.

Nissan Pathfinder 3.5 V6 AWD 2022 (Foto: press-inform / Nissan)
Nissan Pathfinder 3.5 V6 AWD 2022 (Foto: press-inform / Nissan)
Nissan Pathfinder 3.5 V6 AWD 2022 (Foto: press-inform / Nissan)
(Foto: press-inform / Nissan)
(Foto: press-inform / Nissan)
(Foto: press-inform / Nissan)

Besser ist die Darstellung auf dem zentralen Neun-Zoll-Bildschirm in der Mitte der Armaturentafel. Im Vergleich zu so manchem Wettbewerber setzt Nissan jedoch nach wie vor auf die Magie der Knöpfe. Viele Funktionen lassen sich über eine Schaltereinheit unter dem Bildschirm per Taster bedienen. Bleibt der Preis und der ist trotz der Komfort- und Sicherheitsausstattung eine Schau. Die wenig empfehlenswerte Basisversion ohne Allradantrieb startet bei 33.680 US-Dollar. Empfehlenswert ist die Platinum-Topversion mit standesgemäßem Allradantrieb, die mit 48.440 US-Dollar ebenfalls alles andere als teuer ist.

Autor: Stefan Grundhoff, Los Angeles  Stand: 29.11.2021
Fotos: press-inform / Nissan  

 

(Foto: press-inform / Nissan)
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