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Aufsteiger

BMW X1 xDrive 25i - das Topmodell mit Benziner leistet 170 kW / 231 PS (Foto: BMW)

Mit der ersten Generation des X1 realisierte BMW einen Schnellschuss und schockte die Konkurrenz mit über 730.000 verkauften Fahrzeugen. Die zweite Generation macht fast alles besser und sieht endlich richtig gut aus.

BMW 2er Active Tourer und der siebensitzige 2er Grand Tourer sind praktisch, vielseitig einsetzbar, familienfreundlich, jedoch keine Schönheiten. Das ist beim neuen X1 ganz anders. Der hat, ein paar Millimeter kürzer, aber nennenswert höher und breiter als bisher die Haltung eines kuschenden Dackels abgelegt und steht nun stämmig und selbstbewusst auf seinen 17 bis 19 Zoll großen Rädern. Die noch junge Frontantriebsplattform bringt dabei Vor- und Nachteile. BMW wollte für sich die Kostenstrukturen senken und für die Kunden mehr Platz im Innenraum bieten. Das ist gelungen, denn die Kniefreiheit im Fond wuchs um knapp vier Zentimeter und mit der allemal sinnvollen verschiebbaren Rückbank um 6,6 Zentimeter. War der erste BMW X1 aufgrund der Touring-Plattform des alten Dreiers nicht viel mehr als ein leicht erhöhter Kombi mit Allradantrieb, so sitzen die Insassen vorn und hinten in der Generation zwei nun deutlich höher und es kommen SUV-Gefühle für solche Kunden auf, die diese bisher vermisst haben.

Schwache Topmotorisierungen

Doch das Paket aus Frontantriebsplattform und Quermotor hat auch seine Nachteile. Wer mit feinfühligen Fingern unterwegs ist, spürt gerade beim 4,40 Meter langen Topmodell X1 xDrive 25i mit seinen 231 PS trotz variablem Allradvortrieb leichte Antriebskräfte. Zudem wurde der nachträglich insbesondere für die USA nachhomologierten Sechszylinder des X1 35i ebenso ausgespart wie der X1 28i. Heißt, die Topmotorisierungen des neuen BMW X1 haben deutlich weniger Leistung als bisher. War bisher beim 245 bzw. 306 PS Schluss, so verfügen die beiden Diesel- und Benzin-Topvarianten BMW X1 xDrive 25d und 25i gleichermaßen überschaubare 231 PS. Insbesondere schwierig, da die Konkurrenz von Audi RS Q3 340 PS und der GLA 45 AMG sogar 381 PS bietet. Macht ein eindrucksvolles Leistungsdefizit von bis zu 150 PS, das im Volumen kaum weh tut; in Sachen Image und Wertschöpfung dagegen allemal. Ob die im November nachgereichten Dreizylinder von X1 sDrive 18i (136 PS) und 16d (116 PS) mit ihrem Frontantrieb das ausgleichen können, muss bezweifelt werden. Gibt es sonst wahlweise sechs manuelle Gänge oder eine gut abgestufte Achtgang-Automatik, müssen es bei den Einsteigern auch automatisiert hier sechs Stufen tun.


Die meisten in Europa verkauften BMW X1 werden ohnehin die Varianten 18d und 20d - jeweils mit artgerechtem Allradantrieb - sein. Dabei ist der 170 kW / 231 PS starke Zweiliter-Turbo des X1 xDrive 25i abgesehen von seinem verheerend dieselähnlich nagelnden Klang eine echte Alternative. Er bietet Druck aus allen Fahrsituationen und seine 350 Nm maximales Drehmoment in einem breiten Drehzahlband zwischen 1.250 bis 4.500 U/min sind in Sachen Durchzug allemal Dieselniveau mit dem zusätzlichen Mehrwert, das Triebwerk nennenswert höher ausdrehen zu können. Auf der Autobahn rennt der Allradler 235 km/h und gaukelt seinem Interessenten einen Normverbrauch von 6,4 Litern Super vor. Realistisch bewegt sind es 9,5 bis 10,7 Liter, die durch die Einspritzdüsen jagen und da könnte man sich auch locker einen image- und klangstarken Sechszylinder gönnen, den es jedoch nicht mehr gibt. Wer sparsamer unterwegs sein will, kommt daher um die Diesel nicht herum. Hier lockt der 231 PS starke X1 xDrive 25d mit rund fünf Litern.

Lücken bei der Fahrerassistenz

Gewonnen hat der X1-Innenraum nicht nur in Sachen Platzangebot. Im Vergleich vom Vorgänger sieht das Interieur wertiger aus und fasst sich endlich auch so an. Ein Schalter für die einzelnen Fahrmodi ist ebenso serienmäßig wie 17 Zoll große Alufelgen und der 6,5 Zoll große Multifunktionsbildschirm, der nur mit dem optionalen Navigationssystem auf eine sinnvolle Größe von 8,8 Zoll erwächst. Gegen Aufpreis gibt es LED-Scheinwerfer und eine elektrische Heckklappe, die man sich serienmäßig wünschen würde. Hinter ihr gibt es 505 Liter Stauraum, der sich durch Umlegen der 40:20:40 teilbaren Rückbank auf bis zu 1.550 Liter erweitern lässt. Wem das nicht reicht: auf Wunsch lässt sich auch der Beifahrersitz umklappen.

BMW X1 xDrive 25i - optisch deutlich schicker als bisher (Foto: BMW)
BMW X1 xDrive - auch der Topdiesel leistet 170 kW / 231 PS (Foto: BMW)
BMW X1 xDrive 25i - die elektrische Heckklappe kostet Aufpreis (Foto: BMW)
(Foto: BMW)
(Foto: BMW)
(Foto: BMW)

Bei den Assistenzsystemen erlaubt sich der BMW X1 der zweiten Serie überraschende Patzer. So gibt es zwar ein echtes Head-Up-Display, dass die Inhalte auf die Windschutzscheibe und nicht eine winzige Plastikscheibe auf der Armaturentafel projiziert, doch sind in der Aufpreisliste weder ein Spurhalteassistent noch eine Totwinkelwarner zu bekommen, den sonst nahezu jeder Konkurrent bietet. Auch eine sinnvolle Sitzheizung für die hinteren Sitze ist nicht zu bekommen. Preislich geht es für den 192 PS starken BMW X1 xDrive 20i bei 37.600 Euro los. Kauftipp ist der X1 xDrive 20i mit 190 PS ab 38.100 Euro, der mit sinnvoller Sicherheits- und Komfortausstattung mühelos die 50.000-Euro-Marke anpeilt. Die 231 PS starken Topmodell X1 xDrive 25i / 25d starten bei nackter Ausstattung bei 42.500 Euro.

(Foto: BMW)
(Foto: BMW)
(Foto: BMW)
(Foto: BMW)
(Foto: BMW)
(Foto: BMW)

 

Autor: Stefan Grundhoff, München  Stand: 15.07.2015
Fotos: BMW