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Italiener auf Abwegen

Der Fiat Fullback kommt am 24. Juni auf den Markt. (Foto: Fiat)

Der neue Fiat Fullback soll dem italienischen Hersteller Pick Up-Kunden zu seinen Händlern spülen. Dass er eine Kopie des Mitsubishi L200 ist, kann da eigentlich nur helfen.

Man nehme einen Mitsubishi L200, tausche den Frontgrill und ein paar Logos aus und fertig ist ein ganz neues Mitglied in der Familie der Pick Ups: der Fullback aus dem Hause Fiat. Ohne hässliche Übertreibung darf der Neuling als eineiiger Zwilling des Japaners bezeichnet werden. Sei es das Design, die Innenausstattung oder die Motorenpalette, Fiat macht keinen Hehl daraus, den L200 unter ihrem Namen zu verkaufen. Wobei der Begriff Motorenpalette vielleicht ein wenig zu großspurig klingt. Denn Fiat lässt ab dem 24. Juni erst einmal ausschließlich den 181 PS starken und 2,4 Liter großen Vierzylinder-Dieselmotor mit Allradantrieb von der Kette. Ob manuell oder automatisch geschaltet wird, kann der Kunde ebenfalls vor dem Kauf entscheiden. Pick Up-Fans fragen natürlich völlig zu Recht nach der zwar gleichgroßen, aber 30 PS schwächeren Leistungsvariante, die bei seinem japanischen Bruder erhältlich ist. Denen sei gesagt, dass genau diese im November folgen wird. Einen Heckantrieb soll es zudem bereits im September geben. Der Einstieg in das für Fiat völlig neue Pick Up-Segment beginnt bei 32.725 Euro brutto. Die günstigste 181 PS-Version von Mitsubishi ist 165 Euro teurer.

Lauter Motor

Die große Frage ist: "Warum soll der Pick Up-Kunde ab sofort bei Fiat und nicht mehr bei Mitsubishi auf den Hof rollen?" Gründe aus technischer Sicht kann und wird es nicht geben. Der Fullback fährt sich genauso wie der L200. Die Lenkung ist butterweich und das Lenkrad legt schon bei einer normalen Abbiegeaktion fast zwei komplette Umdrehungen zurück. Die Federung ist bei artgerechter Beladung selbst für die Stadt noch ausreichend komfortabel und das Fünfgang-Automatikgetriebe arbeitet äußerst unaufgeregt und kaum spürbar. Schade, dass die Sitze nicht gerade die Gier nach vielen Kilometern wecken, zu kurz ist die Beinauflage. Vom Vierzylinder-Dieselaggregat ist nahezu nichts zu hören. Vorausgesetzt die Fahrt führt einen Berg hinunter und der rechte Fuß hat Pause. Alle anderen Gaspedalzustände dringen in Form von typischem Dieselnageln nur leicht gefiltert in den Innenraum.


Der Gipfel der akustischen Zumutbarkeit wird selbstverständlich dann erreicht, werden dem 5,28 Meter langen Double Cab die Sporen gegeben.430 Newtonmeter schieben den 1,9 Tonner mithilfe des per Druck-Dreh-Knopf aktivierten Allradantriebs nach vorn. Ab Tempo 100 wird er wieder zum reinen Hecktriebler. Bis zu 179 Kilometer pro Stunde sind an Bord des 37.485 Euro teuren Fiat Fullback Double Cab LX Launch Edition möglich - aber nicht sehr erstrebenswert. Seine Stärken liegen vielmehr im Arbeitsbereich. Vor allem die Anhängelast von bis zu 3,1 Tonnen spricht für ihn. Wer ihn stets unbeladen und sehr defensiv fährt, könnte mit sieben Litern Diesel auf 100 Kilometern auskommen. Dass die Automatikgetriebe-Variante dank der am Lenkrad verbauten Schaltwippen auch manuell im gewünschten Gang gehalten werden kann, zahlt sich besonders bei längeren und kurvenreichen Bergaufpassagen aus. Denn nur allzu schnell will die imaginäre Schalthilfe den nächsthöheren Gang einlegen. Auf Dauer kann das nerven. Also: Lieber selbst Hand oder Finger anlegen.

Ob nun ein Fiat Fullback besser als ein Mitsubishi L200 ist und daher vom Pick Up-Kunden zu bevorzugen ist? Nein. Wie auch? Der große Vorteil eines zukünftigen Fullback-Besitzers liegt vielmehr in der Marke selbst verborgen. Flottenkunden, die mit Fiat bislang gut gefahren sind, werden sich aufgrund ihrer Erfahrung und der durchaus überzeugenden Tatsache, dass ein Fullback eben eigentlich ein L200 ist, gern zum Kauf bei ihrem vertrauten Händler verleiten lassen. Die mit dem Kauf einhergehende Vierjahres-Garantie wirkt sich zudem nicht gerade negativ aus.

Anfangs hat er ausschließlich 181 PS. (Foto: Fiat)
Ein 2,4 Liter großer Vierzylinder-Dieselmotor treibt ihn an. (Foto: Fiat)
Zum Allradantrieb wird sich ein Heckantrieb gesellen. (Foto: Fiat)
(Foto: Fiat)
(Foto: Fiat)
(Foto: Fiat)
(Foto: Fiat)
(Foto: Fiat)
(Foto: Fiat)
(Foto: Fiat)

Autor: Marcel Sommer  Stand: 16.06.2016
Fotos: Fiat