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Wie Rosi und Christian

Subaru 1800 4WD Super Station GLF - mit 59 kW / 80 PS (Foto: Walter Tillman / STG)

Wer meint, dass Audi oder Volvo die lifestyligen Allrad-Kombis nach Europa gebracht haben, ist auf dem Waldweg. Während Modelle wie der AMC Eagle Wagon dem Kombi in den USA das edle Klettern beibrachte, eroberte der Subaru 1800 4WD zunächst sehr zaghaft Deutschland, Österreich und die Schweiz.

Förster, Landwirte und Bauingenieure hatten es Ende der 70er Jahre schwer, wenn es um das rechte Auto ging. Entweder man gönnte sich einen Edel-Offroader wie den Range Rover oder fuhr noch rustikaler mit Mercedes G-Klasse, Lada Niva oder einem Land Rover Defender auf unbefestigten Pisten zur Arbeit. Subaru, im Laufe der Jahre zum weltweit größter Hersteller von Allradfahrzeugen aufgestiegen, stieß Anfang der 80er Jahre in eine Lücke, die erst in der zweiten Hälfte der 90er zu einem echten Trend wurde. Heute sind Allradkombis neben den allgegenwärtigen SUV aus unseren Straßen nicht mehr wegzudenken.

Gold-Rosi machte es vor

Es ist einer der wenigen Trends, die aus der Schweiz den Weg nach Deutschland und Österreich fanden. Bei den Eidgenossen waren die Subaru-Modelle bereits ab 1979 zu bekommen. Der Subaru 1800 4WD, der in seiner Heimat Japan eigentlich Leone hieß, war ein kompaktes Mittelklassemodell, wahlweise als vier Meter lange Schrägheckversion, 4,27 Meter lange Limousine oder 4,29 Meter langer Kombi zu bekommen. Das einzigartige war der Allradantrieb, der sich über einen Taster am Automatikwählhebel einfach dazuschalten ließ. Wer mit einem manuellen Getriebe unterwegs war, kuppelte aus, schaltete per Hebel die Hinterachse dazu und kuppelte den Gang einfach wieder ein - fertig. Fortan kamen Förster mit einem unspektakulären Allradantrieb zu ihrem Hochsitz, Bergbauern zu ihrer Alm und Ärzte zu ihren abgelegen kränkelnden Patienten - im Sommer wie im Winter.


Das Design des Subaru 1800 4WD war typisch kantig, japanisch und alles andere als ein Hingucker. In der Einfahrt des Nachbarn fielen Stufenhecklimousine und Kombi ebenso wenig auf wie die kompaktere Schrägheckversion. In den Zeiten, bevor die asiatischen Hersteller mit ihren neuen Nippon-Modellen Zentraleuropa überfluteten, hätte der Subaru auch ein Datsun, ein Mazda oder ein Toyota sein können. So wenig auffällig sein Äußeres war, so ungewöhnlich war dessen Antriebstechnik. Motoren nach Boxerbauart kannte man allenfalls von VW Käfer oder Porsche 911 - die Vorteile für ein kompaktes Mittelklassemodell leuchtete kaum ein. Vorteile gab es weder bei der Leistungsausbeute noch bei der Effizienz. Noch heute läuft der Vierzylinderboxermotor des Subaru 1800 4WD Station GLF alles andere als leise, aber immerhin angenehm vibrationsarm. Von den 59 kW / 80 PS und 132 Nm maximalem Drehmoment sind über die Jahrzehnte wohl ein paar Traber verloren gegangen und die Dreistufenautomatik verspeist ohnehin einen spürbaren Teil des in Aussicht gestellten Tatendrangs. Wie kompakt der Motor baut, zeigt ein Blick unter die Motorhaube. Hier liegt der kleine Boxer mit 1,8 Litern Hubraum - zwischen Triebwerk und Windschutzscheibe passt wohlig und warm gebettet sogar noch der Ersatzreifen.

Luxusausstattung

Wer sich gar für den 1800er Super-Station GLF entscheidet, der bekommt Luxus, wo er diesen nicht erwartet hätte. Veloursitze und elektrische Fensterheber vorne und hinten sind dabei auffällig, aber weniger spektakulär wie Klimaautomatik und die digitalen Instrumente, die in den frühen 80er Jahren die meisten nur vom Radiowecker auf dem heimischen Nachttisch kannten. Das futuristische Cockpit zeigte bestens lesbar Drehzahl, Geschwindigkeit sowie in Balkendiagrammen Kraftstoffmenge und Motortemperatur an. Statt der üblichen Lenkstockhebel gibt es abgesehen vom Blinkerhebel klobige Plastikarme für die Bedienung von Licht und Scheibenwischern. Ergänzt wurde das Anzeigesammelsurium des Fahrerarbeitsplatzes dahinter von einem ebenfalls digitalen Bordcomputer und einer Fahrzeugdraufsicht, die einen an geöffnete Türen oder die eingelegte Parkbremse erinnerte. Verglichen mit einem Audi 80 oder einem Opel Rekord fuhr der rund 20.000 D-Mark teure Allradkombi in einer anderen Welt.

Subaru 1800 4WD Super Station GLF - typisch japanisches Design (Foto: Walter Tillman / STG)
Subaru 1800 4WD Super Station GLF - der Boxermotor mit 132 Nm maximalem Drehmoment (Foto: Walter Tillman / STG)
Subaru 1800 4WD Super Station GLF - fast 4,30 Meter lang (Foto: Walter Tillman / STG)
(Foto: Walter Tillman / STG)
(Foto: Walter Tillman / STG)
(Foto: Walter Tillman / STG)

Der große Clou war jedoch nicht die ansehnliche Komfortausstattung, der große Laderaum und die nicht einmal 150 km/h Höchstgeschwindigkeit. Der Allradantrieb machte den Unterschied, denn wenn andere selbst bei Winterreifen Ketten aufziehen musste, um kleinste Anstiege zu erklimmen, brummte der Subaru 1800 4 WD GLF unbeirrt den Hang hinauf ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Neben dem Allradantrieb gab es die Geländeuntersetzung Dual-Range und beim Super-Station mit erhöhter Dachlinie eine von 21 auf 24 cm verstellbare Bodenfreiheit. Diese Tugenden auf Schnee, Eis und im unwegsamen Terrain sprachen sich schnell in der Schweiz, Österreich und Süddeutschland herum. In anderen Regionen ohne ersthafte Bergnutzung fuhr der Leone-Zwilling zunächst viele Jahre ins Leere. Die Jahre, in denen jedermann leicht erhöht in Geländewagen oder Allradkombi zur Arbeit, zur Schule oder zum Freizeitvergnügen reisen sollte, sind noch 12 bis 15 Jahre entfernt.


Abgesehen vom zuschaltbaren Allradantrieb fährt sich der Subaru 1800 4WD GLF noch heute wie ein ganz normaler Kombi aus den frühen Achtziger Jahren. Das Fahrwerk ist komfortabel und flott mag es der Allradjapaner ohnehin nicht. Speziell wenn die Hinterachse zugeschaltet ist, passen flotte Tempi und engere Kurvenradien nicht nur wegen des starren Durchtriebs an die Hinterachse nicht so recht zusammen. Zum Cruisen taugt er aber allemal. Die rahmenlosen Scheiben geben einen Hauch Coupéflair und der Flockvelours fasst sich auch nach mehr als 30 Jahren noch wertig an. Im Innenraum hatte man seinerzeit nicht viele Möglichkeiten, sich auszuleben. Ledersitze fehlten ebenso im Angebot wie eine Alternativfarbe zu den Verkleidungen an Armaturen und Türtafeln, die wie eine betagte Marzipankartoffel anmuten. Immerhin konnte der Kunde beim Topmodell zwischen grauen und beigem Flockvelours wählen. Der begeisterte Anfang der 80er Jahre scheinbar auch der Skifahrerpaar aus Rosi Mittermaier und Christian Neureuther, mit deren Werbekampagnen der Subaru eingeführt wurde.

(Foto: Walter Tillman / STG)
(Foto: Walter Tillman / STG)
(Foto: Walter Tillman / STG)
(Foto: Walter Tillman / STG)
(Foto: Walter Tillman / STG)
(Foto: Walter Tillman / STG)

 

 

 

Autor: Stefan Grundhoff  Stand: 06.06.2017
Fotos: Walter Tillman / STG