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Sixpack in der Fahrerkabine

Ein solcher Lkw wiegt gut und gerne 40 Tonnen (Foto: press-inform / Mercedes)

Der Verkehr wird immer dichter und damit steigen auch die Anforderungen für die Lkw-Fahrer. Damit ein 40-Tonner nicht zum tödlichen Geschoss wird, muss der Fahrer zu jeder Sekunde hellwach und somit topfit sein.

Die etwas älteren Semester werden sich noch an den Film "Over the Top" erinnern. In diesem mehr als mäßigen Streifen trainiert Trucker Sylvester Stallone auf seinem Touren in seinem Lkw-Führerhaus mit Hilfe eines einer Schlinge, die an einem Flaschenzug angebracht wird, während der Fahrt für das Armdrück-Duell mit einem muskelbepackten Gegner. Natürlich gewinnt "Sly" den martialischen Männerkampf. Doch was damals noch für die Steigerung der (nicht vorhandenen) Spannung herhalten musste, ist mittlerweile in den Führerhäusern angekommen. Bei den Lkw-Herstellern forscht man schon seit einigen Jahren an Möglichkeiten, wie man die Lenker der schweren Transport-Vehikel fit halten kann. Zwar sind Lenkzeiten mittlerweile vorgeschrieben, aber der Verkehr wird immer komplexer und fordert so die gesamte Aufmerksamkeit des Mannes im Führerhaus. Sobald ein 40-Tonner außer Kontrolle gerät, kann das verheerende Auswirkungen haben. "Der Lkw ist das einzige Fahrzeug, das nicht nur ein Fortbewegungs- und Transportmittel ist, sondern obendrein auch Arbeitsplatz, Wohnzimmer und Schlafzimmer", erklärt Siegfried Rothe, Kundenforscher und Entwickler bei Mercedes.

Ausgeklügelte Federung

Nur ein gesunder und fitter Lenker ist in der Lage, die physischen, wie psychischen Anforderungen, die das Fahren auf den immer voller werdenden Straßen fordert, zu gewährleisten. Das geht schon beim Sitz los. "Rücken haben" ist mittlerweile eine Volkskrankheit. Eine Studie des renommierten Robert-Koch-Institutes aus dem Jahr 2014 ergab, dass jeder fünfte Deutsche im Jahr 2013 mindestens einmal unter chronischen Rückenschmerzen litt, die also mindestens drei Monate andauern. Bei den Lkw-Fahrern, die stunden- und nächtelang hinter dem Volant sitzen potenziert sich diese Problematik noch. Die Kapitäne der Landstraße streichen an 24 Tagen krankheitsbedingt die Segel.


Fahrersitze, die für einen erfrischenden Kurzschlaf geeignet sind, stehen heute schon in den Ausstattungslisten. Das Gestühl liefert von einer extremen Federung bis hin zur Klimatisierung alles, was ein möglichst entspanntes Agieren hinter dem Lenkrad ermöglicht. Auch die Fahrerhaus ist alles auf Ergonomie und Komfort ausgelegt: Die luftgefederte Vier-Punkt-Fahrerhauslagerung zeichnet sich durch eine besonders niedrige Eigenfrequenz aus, die so den Federungskomfort auch auf besonders schlechten Straßen erhöht. Damit der Trucker seine Trainingseinheiten unbehindert sind die Platzverhältnisse durchaus großzügig. Zwar verfügen moderne Lastwagen über Massagesitze, aber bei den älteren Modellen fehlt dieses Ausstattungsdetail.

Auch das Schlafverhalten wird untersucht

Deswegen muss das Übel an der Wurzel, sprich dem Rücken der Fahrer gepackt werden. Da auf den Autobahnen zwischen Flensburg und Garmisch-Partenkirchen sich nicht zwingend an jeder Raststätte ein Fitnessstudio befindet, müssen mobile Lösungen her. Geschäftsreisende nutzen Schlingentrainer, um im Hotelzimmer mithilfe ihres eigenen Körpergewichtes trainieren zu können. Ein ähnliches Konzept hat nun Daimler mit dem Top-Fitness-Set für die Könige der Landstraße entworfen. Nicht nur Fahrer von Lkws mit dem Stern auf der Kühlerhaube können von diesem rollenden Fitnessstudio profitieren, sondern auch die Lenker anderer Marken.

Jeder Trucker trägt eine hohe Verantwortung (Foto: press-inform / Mercedes)
MAN bietet eine Sieben Zonen Kaltschaum Matratze (Foto: press-inform / MAN)
Mit der Fitness Platte können die Übungen auch außerhalb des Lkws durchgeführt werden (Foto: press-inform / Mercedes)
(Foto: press-inform / Mercedes)
(Foto: press-inform / Mercedes)
(Foto: press-inform / MAN)

Das rollende Fitnessstudio besteht aus einem Holzbrett, an dem mittels Karabinerhaken zwei Gummibänder inklusive Griffe befestigt sind, wie man es aus den Mucki-Buden kennt. Dieses Brett mit den Ausmaßen 65 Zentimeter mal 40 Zentimeter kann in der Führerkabine eines jeden Lkws mit ebenen Boden platziert werden, oder, wenn das Wetter schön genug ist, auch außerhalb. Der Trainingsaufbau ist relativ simpel. Der Fahrer steht auf dem Brett und fixiert es dadurch mit seinem Körpergewicht. Mithilfe der Gummibänder werden die Übungen durchgezogen. Durch die Übungen werden bei den speziell entworfenen Übungen vor allem die Rückenmuskeln gestärkt und so der Müdigkeit vorgebeugt. Damit der Trucker seinen Sixpack und seine Rückenmuskeln auch richtig stählt, gibt es eine DVD oder eine App, die auf mobilen Endgeräten installiert werden kann.


Schlechter und ungenügender Schlaf ist ebenfalls ein Unfallrisiko. Messungen haben ergeben, dass auf den Parkplätzen neben den Autobahnen, auf denen die Lkw-Fahrer ihre Nächte verbringen, die Lärmbelästigung durch den Verkehr deutlich höher ist, als in einem Zimmer. Die Folge ist schlechter Schlaf, der wiederum zur Übermüdung am nächsten Tag führt und damit auch zu Konzentrationsschwächen. Hier helfen Schallschutz-Maßnahmen und breitere Betten. Beides wird in den neuen Fahrzeugen bereits umgesetzt. Viel Sauerstoff hilft beim tiefen Schlaf. Maßnahmen gibt es genug: Eine beheizbare Matratze löst während einer 20minütigen Ruhefasse die verspannte Rückenmuskulatur. Da die Temperatur bis 60 Grad hochgefahren werden kann, wird so auch der allgegenwärtigen Hausmilbe der Garaus gemacht. Die Beschreibung einer Bettauflage bei MAN könnte aus jedem Hochglanz-Prospekt für Boxspringbetten stammen: Die Sieben-Zonen-Kaltschaummatratze hat zwei Härtegrade und wurde zusammen mit dem Münchener mit dem Ergonomie-Institut entwickelt. Dazu passend ist der Lattenrost in fünf Zonen aufgeteilt. Das wünscht sich so mancher in seinem Schlafzimmer.

(Foto: press-inform / Mercedes)
(Foto: press-inform / MAN)
(Foto: press-inform / MAN)
(Foto: press-inform / MAN)
(Foto: press-inform / MAN)
(Foto: press-inform / Mercedes)

 

 

 

Autor: Wolfgang Gomoll, München  Stand: 30.04.2015
Fotos: press-inform / Mercedes