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Kurvenreiche Argumente

Das TomTom Rider 410 kostet 400 Euro. (Foto: Hersteller)

Motorradfahrer vertrauen immer häufiger auf die Ansagen ihres Navigationssystems. Fünf Neuheiten stechen aus dem stetig anwachsenden Angebot heraus.

Die Zeiten, in denen regelmäßig die vor Regen geschützt auf dem Tankrucksack platzierte Straßenkarte neu justiert werden musste sind lange vorbei. Der Trend der kleinen, kompakten Navigationssysteme, wie sie schon seit Jahren an den Windschutzscheiben von Pkw kleben, hat die Bikerscene längst erreicht. Warum erst so spät? Weil allein die Installation nicht annähernd so einfach ist, wie innerhalb eines geschützten Cockpits mithilfe eines Saugnapfes. Außerdem kommen Faktoren wie Bedienbarkeit trotz Motorradhandschuhen, Verständlichkeit von Ansagen und Ablesemöglichkeit bei direkter Sonneneinstrahlung hinzu. Von den witterungsbedingten Anforderungen wie Regen, Kälte oder auch Schnee ganz zu schweigen. Gleichzeitig muss eine Stromverbindung gewährleistet sein, damit es nicht im Nirgendwo plötzlich in der Nacht heißt: "Akku leer. Das Abenteuer beginnt." Doch keine Sorge: Alle vorgestellten Navigationsgeräte sind sowohl spritzwassergeschützt, als auch in der Lage Befehle von behandschuhten Fingern entgegenzunehmen. Gleichzeitig bieten sie eine kabellose Verbindung mit einem Bluetooth-Headset, damit während der Fahrt nicht ständig auf den kleinen Kasten geschaut werden muss.

Kleiner Bruder ohne Stauumfahrung

Dass all diese Anforderungen, verpackt in einem Karton seinen Preis haben, zeigt sich schon auf den ersten Blick beim Garmin Zumo 595. 700 Euro müssen hier investiert werden. Dass sich das lohnt, wird erst beim nächsten Blick deutlich. Das nach IPX7 spritzwassergeschützte und in einem gummierten Gehäuse daherkommende Navigationssystem verfügt über einen Wechselakku und einen fünf Zoll großen Bildschirm. Die Auflösung von 800 mal 480 Pixeln auf einem transreflektiven Display, welcher signifikant unempfindlicher gegenüber direkter Sonneneinstrahlung als die seiner transmissiven Kollegen ist, kann sich sehen lassen. Das ganz Europa beinhaltende Kartenmaterial kann ein Leben lang auf dem neuesten Stand gehalten werden. Die hochwertige RAM-Halterung sowie zwei Aktivhalter machen eine Montage am Lenker zum Kinderspiel. Das Garmin Zumo 595 lässt sich dank Kfz-Ladekabel und Saugnapf aber auch im Auto installieren. Die Verkehrsmeldungen und Wetterdaten gibt es per Bluetooth-Headset direkt aufs Ohr. Vor allem die Echtzeit-Verkehrsmeldungen inklusive Stauumfahrungen hören Motorradfahrer so am liebsten. Damit der daheimgebliebene Partner auch stets weiß, wo sich der Biker gerade herumtreibt, steht sogar eine Live-Tracking-Funktion zur Verfügung.


Für 200 Euro weniger gibt es den kleinen Bruder Garmin Zumo 395. Der nahezu identisch aussehende Wegbereiter ist ebenfalls sowohl am Motorrad als auch im Auto installierbar. Der 4,3 Zoll große Bildschirm ist ausreichend hell und bietet Informationen darüber, wann ein Filter oder eine Flüssigkeit gewechselt werden sollten. In der Zieleingabe des Garmin Zumo 395 lassen sich spezielle Punkte anwählen, die für Motorradfahrer von Interesse sein könnten. Gleichzeitig warnt das Garmin Zumo 395 auf Wunsch vor Bahnübergängen oder scharfen Kurven. Was beim 500 Euro teuren Navigationssystem fehlt ist eine aktive Stauumfahrung.

Günstige Alternative

Aus dem Hause TomTom ist ganz neu das Rider 410 auf den Markt gerollt. Das 400 Euro teure Navigationssystem, mit der von TomTom bekannten intuitiven und simplen Bedienphilosophie ist das einzige Navi in der Vorstellung, das über weltweite Kartendaten mit lebenslanger Updatemöglichkeit aufwarten kann. Gleichzeitig stehen rund um die Uhr Blitzer-Informationen und 100 vorinstallierte Motorradtouren quer durch Europa parat. Zudem lassen sich Routen zuvor bequem am Heim-Computer planen und dann auf dem 4,3 Zoll großen Display wiedergeben. Besonders pfiffig: Der eingebaute Lagesensor erkennt, ob der dank der Aktivhalterung problemlos um 90 Grad schwenkbare Bildschirm in der Horizontalen oder der Vertikalen genutzt wird. Problematisch wirken die im Vergleich zu Garmin recht klein ausfallenden Symbole.

Die Bedienung ist bekannt und intuitiv. (Foto: Hersteller)
Hier wackelt nichts. (Foto: Hersteller)
Der Blaupunkt MotoPilot 43 kostet 249 Euro. (Foto: Hersteller)
(Foto: Hersteller)
(Foto: Hersteller)
(Foto: Hersteller)

Von Blaupunkt gibt es eine günstige Navigations-Alternative zu den über 400 Euro teuren Konkurrenten für 249 Euro. Der Motopilot 43 verfügt über einen 4,3 Zoll großen und selbstverständlich auch spritzwassergeschützten Bildschirm. Auffällig ist schon während der Montage, dass die sich im Markt durchgesetzte RAM-Halterung nicht vorhanden ist, dafür aber eine stabile jedoch weniger flexible Metallgussvariante beiliegt. Im Vergleich zu den Konkurrenten ist zudem eine nahezu unsichtbare Verkabelung kaum möglich, da die Anschlussleitung für große Motorräder etwas kurz geraten und die Spannungswandler-Box unvorteilhaft platziert wurde. Im Gegensatz zu den Garmins und TomToms greift das Blaupunkt-Navigationssystem nicht auf Internetdaten zurück, sondern bedient sich der Antennen basierten TMC für die Stauerkennung. Die inkludierte Europakarte lässt sich ein Leben lang updaten.


Das Becker Mamba.4 LMU plus für 479 Euro zeigt sich mit RAM-Halterung, Kabelsatz, Schutztasche, Aktivhalter und Saugnapfhalterung plus Ladekabel fürs Auto recht gut bestückt. Der 4,3 Zoll große Bildschirm ist in ein gummiertes Gehäuse eingefasst. Zu den Vorteilen des Becker-Navigationssystems zählen große Icons, eine Routenwahl die auf Wunsch kurvenreiche Strecken bevorzugt und eine Reiseführerfunktion. Was leider fehlt ist jedwede Form von Stauumfahrungs-Hilfe. Vorteilhaft ist hingegen das Bedientempo, das helle Display und die großformatigen Symbole.

(Foto: Hersteller)
(Foto: Hersteller)
(Foto: Hersteller)
(Foto: Hersteller)
(Foto: Hersteller)
(Foto: Hersteller)

 

 

 

Autor: Marcel Sommer  Stand: 05.09.2016
Fotos: Hersteller