"Jede Minute werden in den USA 30 neue Autos verkauft, sieben Millionen Meilen gefahren, sind 125.000 Taxen, Uber- sowie 60.000 Car-Sharing-Fahrten unterwegs und werden 350.000 Apps heruntergeladen", sagt Fields und zeigt so den profunden Wechsel der Mobilität, der sich in der nahen Zukunft noch verschärfen wird. Um nicht auf dem Schrottplatz der Automobil-Geschichte zu verenden, will Ford sich vom reinen Autoverkäufer zu einem Mobilitätsanbieter wandeln. Mit diesem Ansatz treten die Amerikaner in direkte Konkurrenz zu Uber und Google.
Umfassende Tests
Die ersten Schritte sind schon gemacht: 2021 will der US-Autobauer in einer Großstadt einen autonom agierenden Shuttle Service anbieten. Die Fahrzeuge sollen in der Lage sein, Level vier von fünf des Robo-Fahrens zu erreichen. Das heißt: In einem kartographierten Gebiet ohne Lenkrad, Pedale und Fahrer unterwegs sein. Die selbstständig agierenden Ford-Taxen sind noch recht auffällig. Auf dem Dach stehen LIDAR-Radar-Sensoren hervor, wie die Stacheln des gleichnamigen Schweins. Nicht schön, aber funktionell. "Für uns ist wichtig, dass die Technik robust ist", erklärt Johannes Strom. Der Ingenieur auf dem Beifahrersitz überwacht die Daten der Sensorenphalanx und die Karten. Schließlich drehen die umgebauten Ford Fusion Hybride auf dem Firmengelände ihre Runden, wo die Beschäftigten ganz normal ihrem Job nachgehen. Menschen überqueren die Fahrbahn, Autos schießen aus Seitenstraßen heraus und bleiben unvermittelt stehen. Sobald eine Tür des Vehikels aufgeht, verringert der Autopilot die Geschwindigkeit und auch an Kreuzungen heißt die Devise "Safety First" - das autonome Shuttle rollt erst dann los, wenn die Fahrt sicher ist. Noch gibt es Situationen, in denen der Versuchsträger nicht genau weiß, was zu tun ist. Dann muss der Mensch eingreifen. Doch die werden immer seltener. Schon 2018 will Ford Shuttles ohne Pedale und Lenkrad auf dem Firmengelände einsetzen. Momentan sind zehn Ford Fusion Hybrids unterwegs. Ende des Jahres sollen es 30 sein und 2018 dann 100. Getestet wird auch im normalen Strassenverkehr in Michigan, Arizona und Kalifornien.
Anders als andere Hersteller sind die Amerikaner davon überzeugt, dass für das Autonome Fahren nur eine eigene, spezielle Architektur Sinn ergibt. "Wir bauen das Auto nach der Plattform und stecken nicht einfach immer bessere Sensoren in eine bestehende Architektur", stellt Ford-Forschungschef Ken Washington klar. Nur so kann die immer bessere Technologie, wie ein Radar, der 200 Meter anstelle von aktuell 100 Meter weit "sieht", optimal genutzt werden. Um die selbsttätig agierenden Autos auf die Straße zu bringen, wurde die Entwicklungsmannschaft aufgerüstet und Partnerschaften mit aufstrebenden Unternehmen geschlossen. Die Karten kommen von Civil Maps, einem Start Up, das sich auf 3D-Karten spezialisiert hat.
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 14. September 2016