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Fahrspaß muss nicht teuer sein

Der Klassiker unter den Kompakt-Sportlern: Der VW Golf 5 GTI (Foto: press-inform / BMW)

Spaßfahren für kleines Geld? Geht nicht? Geht doch! Wir zeigen einige gebrauchte Kompakt-Sportler für den schmalen Geldbeutel.

Golf GTI, Ford Focus ST oder ein BMW 130i. Kompakt-Sportler bereiten beim Carven auf Landstraßen einen Höllen-Spaß, sind aber als Neuwagen nicht ganz billig. Mit etwas Geduld und Spucke findet man mittlerweile gebrauchte Leicht-Athleten für wenig Geld. Wenn man beim Stöbern nach dem Traum-Auto auf einige Fallen achtet, die unter dem schicken Blech lauern könnten, steht dem Spaßfahren nichts mehr im Wege. "Unumgänglich ist bei den Kompakt-Sportlern eine genaue Betrachtung des Fahrzeuges und dessen Historie. Gebrauchtwagen aus diesem speziellen Segment können einem höheren Verschleiß als vergleichbare Modelle unterliegen, da sie auch oft zügiger bewegt werden als die Normalmodelle", erklärt Martin Weiß, Prozessleiter Fahrzeugbewertung Marktforschung bei der Deutschen Automobil Treuhand GmbH (DAT). Dabei hilft schon ein Blick in das Serviceheft, das am besten lückenlos sein sollte und auf die Bremsscheiben. Sind die stark beansprucht und weisen Riefen auf, wurde das Auto vermutlich sehr flott bewegt. Martin Weiß hat noch einen Tipp parat: "Neben dem reinen Kaufpreis sind auch weitere Kosten nicht außer Acht zu lassen. Die häufig wesentlich größer dimensionierten Motoren verbrauchen mehr Kraftstoff, dazu kommen teilweise höhere Steuer- und Versicherungsprämien."

Ford mit gutem Fahrwerk

Wenn man von Kompakt-Sportlern spricht, führt kein Weg am Golf GTI vorbei. Gottseidank sind die Zeiten, als die Buchstaben GTI zu einer reinen Ausstattungslinie verkommen sind, beim Golf V schon vorbei. Beim Golf GTI dieser Generation ist Power unterwegs, wo Karo-Sitzbezüge drin sind. Allerdings sind Stoffsitze nicht jedermanns Sache, aber die gehören zum GTI, wie der Weißwein zum Fisch. Beim Golf GTI der Generation V beißt ein Zweiliter-Turbo mit 200 PS zu. Der Sprint in 7,2 Sekunden und der Top-Speed von 235 km/h sind vernünftig, aber nicht überragend. Spaß bringt dagegen die direkte Lenkung und die knackige Schaltung. Das Beste ist, dass man für durchschnittlich 10.207 Euro (Durchschnittspreis nach DAT-Berechnungen unter Einbeziehungen der gängigsten Online-Börsen) ein Kult-Auto mit einer Kilometerleistung von rund 119.000 Kilometern bekommt. Allerdings ist auch ein VW samt seiner soliden Verarbeitung dem Verschleiß unterworfen. Beim Kauf unbedingt die Bremsen und das Getriebe überprüfen.


Fast identische Technik, wie der Golf GTI, aber 40 Pferdestärken mehr, bietet der Seat Leon II Cupra. Dementsprechend ambitioniert fällt auch der Sprint von null auf 100 km/h in 6,4 Sekunden und die Höchstgeschwindigkeit von 247 km/h aus. Die Traktionsfreude des feurigen Spaniers wird aber mit einem knackigen Fahrwerk erkauft und im Interieur ist der Hartplastik-Anteil merklich größer als im "echten" GTI. Das stört aber niemanden, wenn man den großen Bruder GTI auf der Autobahn stehen lässt. Zumal die Sportsitze beim Seat ebenso viel Seitenhalt bieten, wie die im Golf. Der Preis ist ähnlich interessant, trägt aber dem Leistungsplus und der Tatsache, dass der feurigen Spanier seltener ist, als der VW, Rechnung: Für rund 11.088,82 Euro bekommt man einen Seat Leon Cupra mit etwas über 100.000 Kilometern auf der Uhr. Wem der Leon FR mit 210 PS genügt, ist bei ähnlicher Laufleistung mit durchschnittlich 9.000 Euro dabei.

Nur einer mit Heckantrieb

Bei Ford haben gute Fahrwerke Tradition. Da macht der Focus ST (ab 2005) mit seinen 225 PS keine Ausnahme. Die Traktion und die Kurvengier des Fronttrieblers setzen bei den Autos dieser Altersklasse Maßstäbe. In 6,8 Sekunden erreicht der schnelle Kompakte Landstraßen-Tempo, erst bei 243 km/h ist Schluss. Garniert wird das Ganze mit einem gut klingenden Fünfzylinder, der jede Gaspedalbewegung in Vortrieb umsetzt. Auch die Sportsitze und die feinfühlig-direkte Lenkung überzeugen. Die Qualitätsanmutung im Interieur ist bei manchen Modellen nicht über jeden Zweifel erhaben, also sollte man da einen Blick darauf werfen. Manche Besitzer berichten auch von knarzenden Sitzen und einem Klacken beim Wechseln der Gänge, was mit der Antriebswelle zusammenhängt. Bei Letzterem hat Ford mittlerweile Abhilfe geschaffen, die jeder Vertragshändler durchführen kann. Der Preis ist mit circa 9.400 Euro mit etwa 115.000 Kilometern Laufleistung angesichts der Agilität verführerisch.

Der BMW (E87) 130i hat einen fahrdynamischen Heckantrieb (Foto: press-inform / BMW)
Der Ford Focus ST brilliert mit einem guten Fahrwerk (Foto: press-inform / Ford)
Der Seat Leon II Cupra hat 20 PS (Foto: press-inform / Seat)
(Foto: press-inform / Skoda)
(Foto: press-inform / Audi)
(Foto: press-inform / Opel)

Mit 240 PS gehört der Opel Astra OPC zu den Kraftbolzen dieser Gruppe. Allerdings bringt der potente Rüsselsheimer die Kraft kaum auf den Boden und scharrt deswegen bisweilen mit den Vorderrädern. Der Turbo-Benziner nimmt sich gerne einen Extra-Schluck aus der Pulle, wenn er gefordert wird. Die Fahrleistungen (null auf 10 km/h in 6,4 Sekunden und 244 km/h Höchstgeschwindigkeit) können sich sehen lassen. Das serienmäßig verbaute IDS-Fahrwerk bietet grundsätzlich einen annehmbaren Komfort. In der Sport-Einstellung, die per Tastendruck aktiviert wird, ist das Fahrwerk straff abgestimmt und eignet sich für die Zeitenjagd auf der Rundstrecke. Wer einen solchen brachialen Sportler sucht, wird mit kaum mehr als 10.000 Euro bei einer Laufleistung von rund 115.000 Kilometern ebenfalls fündig.


Das einzige Fahrzeug dieser Auswahl, das mit Heckantrieb ausgestattet ist, kommt, wie könnte es anders sein, aus München. Mit seinen 265 PS hat der BMW 130i zusammen mit dem Audi S3 auch die Leistungs-Spitzen-Position. Eine Sänfte ist der beinhart gefederte Bayer sicher nicht, aber der Heckantrieb gehört zum Fahrdynamischsten, was die Kompaktklasse dieser Generation zu bieten hat. Dazu kommt noch der herrlich klingende drehfreudige Reihen-Sechszylinder. Das Resultat: In 6,1 Sekunden hechtet der 130i auf 100 km/h und bei 250 km/h regelt die Software den wilden Sturm nach vorne ab. Eine präzise Lenkung, die zuverlässig Rückmeldung gibt, gehört bei BMW ebenso zum Programm, wie eine knackige Handschaltung. So sportlich man vorne sitzt, so eng ist es in der zweiten Reihe. Hinten habe Erwachsene, die über 1,80 Meter groß sind, im Grunde keinen Platz. Auch beim Gebrauchtwagen-Preis zahlt man den Premium-Zuschlag. Mit durchschnittlich 15.400 Euro ist ein 130i der Baureihe E87 Modell mit knapp 130.000 Kilometern deutlich teurer als der Rest.

(Foto: press-inform / VW)
(Foto: press-inform / VW)
(Foto: press-inform / Audi)
(Foto: press-inform / Seat)
(Foto: press-inform / BMW)
(Foto: press-inform / BMW)

Der Audi S3 der Baureihe 8P löst die Traktionsprobleme der VW-Frontantriebs-Architektur mit einem Allradantrieb. Der Zusatz-Grip macht sich bei Schnee und Eis genauso bemerkbar, wie in schnellen Kurvenfahrten, bei denen die Elektronik die Kraft zwischen Vorder- und Hinterachse verteilt. Mit 265 PS befindet sich der Audi S3 exakt auf die Augenhöhe des BMW 130i, der aber nur mit der Hinterachse tanzt. Bei der Wertigkeit des Innenraums schlägt der Ingolstädter den Münchner um Längen. Ebenso bei der Beschleunigung: Der S3 absolviert den Standardsprint in 5,7 Sekunden und hört erst bei 250 km/h auf zu galoppieren. Spaß macht der Audi S auf alle Fälle, das Bewegen im Grenzbereich geht leichter von der Hand als mit dem ungestümen Kollegen aus München. Der ist etwas für die Fahrdynamik-Puristen. Platz ist im Audi auch mehr und die zweite Reihe verkommt nicht zum Kniescheibenbrecher. Die Premium-Krux beim Audi S3 ist die gleiche, wie beim BMW 130i, nämlich der saftige Preis. Deswegen kosten Autos mit 122.000 Kilometern laut den DAT-Berechnungen im Schnitt knapp 16.000 Euro.

Dass der Skoda Octavia RS der Vernunftsportler unter den Kompakt-Granaten ist, dürfte niemand verwundern. Auf der Haben-Seite steht bei der Kombi-Version ein Laderaum von bis zu 1.620 Litern und der bleibt immer gleich, egal, mit welchem Motor der Tscheche unterwegs ist. Das Design mutet zwar etwas barock an, aber die solide VW-Technik, die hohe Qualität und das Plus an Platz im gesamten Innenraum machen diese mehr als wett. Der flotte Familien-Bomber sprintet dank seinem 200-PS-Turbo-Benziner in 7,5 Sekunden auf Landstraßen-Tempo und schafft 238 km/h. Allerdings wird die Sportlichkeit mit einem recht straffen Fahrwerk bezahlt. Wer keinen Schnellschuss beim Kauf machen muss, findet Modelle mit etwa 94.000 Kilometern Laufleistung für rund 9.000 Euro.

 

Autor: Wolfgang Gomoll, München  Stand: 13.02.2016
Fotos: press-inform / BMW