Krawall war gestern
AMG, der sportliche Markenableger von Mercedes, hat sich in den vergangenen Jahren zu einer emotionalen Sportwagenmarke von Weltruf entwickelt. Der große Umschwung auf die Elektromobilität macht das Ganze jedoch nicht einfacher. Bestes Beispiel ist der neue Mercedes AMG EQS 53.
Bisher hatten die AMG-Modelle überaus auffällige Kernwerte. Zu einem war das das Design, eher krawallig als zurückhaltend, und zusammen mit dem bollernden Sound eine nahezu perfekte Symbiose für alle Kunden, wie zeigen wollten, wo der Hammer hängt. Da macht ein AMG 45 keinen großen Unterschied zum prächtigen Topmodell AMG GT Black Series. Wer es zurückhaltender wollte, stieg in den ein oder anderen Wettbewerber oder setzte sich besten Gewissens in die ebenfalls prächtig motorisierten Serienmodelle mit Stern. Mit der Elektromobilität wird nahezu alles anders und das bekommt als erster der mindestens 152.552 Euro teure AMG EQS 53 zu spüren. Auch wenn es bei der One-Box-Limousine hier und da ein paar sportliche Details zu erkennen gibt und das sportlichste Elektromodell aus dem aktuellen Sternenbanner mit seinem Trainingsdress durchaus zu erkennen gibt, dass er für dynamischen Vortrieb steht, ist er ein ganz normaler EQS. Bereits der ist in seinen beiden aktuell verfügbaren Versionen EQS 450 / 580 prächtig motorisiert wobei optische Dreingaben wie mächtiges Spoilerornat oder ausgestellte Kotflügel auch beim AMG-Topmodell fehlen.
Surrender Warp-Antrieb
Dabei verschlagen einem die Fahrleistungen des EQS-AMG nicht nur beim visuellen Erstkontakt die Sprache, obwohl er nicht die prestigeträchtige 63er-Nomenklatur am Heck tragen darf. Die beiden Elektromotoren an Vorder- und Hinterachse leisten üppige 484 kW / 658 PS und ein maximales Drehmoment von 950 Nm. Als ob das nicht sportlich genug wäre, gibt es mit dem Dynamic-Plus-Paket einen stattlichen Nachschlag auf 560 kW / 761 PS und bis zu 1.020 Nm. Der Schub ist aus dem Stand ebenso wie aus nahezu jeder anderen Geschwindigkeit nicht mehr als gewaltig zu bezeichnen. Ein Tritt aufs rechte Pedal lässt einem beinahe die Gesichtszüge entgleisen und presst die Insassen unvermittelt in die sehr guten Ledersitze als wäre man in einem Formel-Renner unterwegs. Das Problem dabei: im normalen Fahrbetrieb und selbst deutlich darüber hinaus ist der AMG-Unterschied zum alles andere als schlapp motorisierten Mercedes EQS 580 4matic kaum spürbar. Ein Muss: der serienmäßige Allradantrieb, der die Antriebsmomente je nach Fahrsituation variabel zwischen Vorder- und Hinterachse verteilt. Das Drehmoment wird 160-mal pro Sekunde gemessen und bei Bedarf gestellt.
- Details
- Veröffentlicht: 19. Dezember 2021