GM hat die schnelle Unfallhilfe schon 1996 installiert. Mittlerweile rollen weltweit über sieben Millionen Autos mit dem OnStar-System über die Straßen der USA und China. Auch andere Hersteller, wie Mercedes-Benz, BMW, Ford oder Peugeot-Citroën nutzen das elektronische System. Mit Erfolg: Bis dato wurden bei den drei PSA-Marken Peugeot, Citroën und DS insgesamt in 1 680 000 Fahrzeugen eCall-Systeme verbaut. Andere Marken, wie Kia planen einen fristgerechte Einführung des Systems.
Welcher Anruf ist wie wichtig?
Der europäische Hersteller-Verband ACEA zählt die drei Bedingungen auf, damit das Rettungssystem auch reibungslos funktionieren kann.: alle Fahrzeuge müssen mit der Technik ausgestattet sein, die Notrufe abzusetzen. Die Logistik, die Anrufe zu empfangen und weiterzuleiten muss ebenso vorhanden sein und funktionieren, wie die Netzabdeckung. Wer des Öfteren auf sein Handy schaut, weiß, dass es selbst im angeblich so hochtechnischen Deutschland weiße Flecken auf der Mobilfunk-Landkarte gibt. Wie groß das Technologierad ist, das die Automobilbranche nach dem Willen des Brüsseler Politiker drehen muss, wird deutlich, wenn man sich vor Augen führt, dass nach der Einführung des E-Calls die Bürger von 28 EU-Staaten an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr in der Lage sein sollen, einen Notruf abzusetzen. Alleine in Deutschland sind das rund 30 Millionen pro Jahr, die von der Feuerwehr, dem Roten Kreuz oder der Polizei entgegen genommen werden. Angesichts dieser Zahlen ist es kein Wunder, dass die EU die Einführung des Systems von 2015 auf 2018 verschoben hat. Ob die personelle und technische Infrastruktur dann besser ausschaut, bleibt dahingestellt.
Doch das sind nicht die einzigen Probleme, die sich mit der Einführung des gut gemeinten Systems ergeben. Um "unwichtige" Anrufe, die zum Beispiel nur wegen eines verlegten Schlüssels getätigt werden, von vorneherein auszusortieren, soll eine Software helfen. Doch das beantwortet immer noch nicht die Frage, ob ein Automobil-Notruf wichtiger ist, als die herkömmliche 112-Variante. Bei der Daten-Sicherheit wiegelt Karl-Thomas ab: "Das System ist völlig transparent, wenn Sie die Privacy-Taste drücken, werden zum Beispiel keine Ortungsdaten gesendet." Doch der Fall, dass der ADAC sich in das BMW-System Connected Drive einhaken konnte, zeigt überdeutlich, dass jedes IT-System angreifbar ist. Für Kar-Thomas Neumann hat die Vernetzung des Autos noch einen weiteren positiven Effekt: "Das zeigt, dass wir das Feld nicht kampflos gegen Google und Co. Räumen werden."
Autor: Wolfgang Gomoll, München Stand: 13.03.2015
Fotos: press-inform /Opel
- Details
- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 13. März 2015