Zweifellos ist die technische Komplexität moderner Autos in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Man braucht sich nur Anzahl der Fahrerassistenzsysteme vor Augen führen. Bestand die automobile Computertechnik vor zehn bis 15 Jahren aus ESP, ABS und etwas mehr als eine Handvoll Steuergeräte, ist die Zahl der Leitungen, Relais und Rechenchips in letzter Zeit massiv angestiegen. Die von den Autofahrern goutierte gestiegene Sicherheit und Konnektivität wird mit mehr Technik bezahlt, die, wie jeder von seinem PC oder Smartphone weiß, auch fehleranfällig ist. "Dann sollen die doch nur Systeme auf den Markt bringen, die auch ausgereift sind", wird der eine oder andere jetzt gedanklich einwenden. Doch der Wettbewerb ist stramm und gnadenlos. Zusätzliche Qualitätsschleifen während der Produktion kosten Geld, das der Kunde nicht immer ausgeben will. Zumal das Auto auf der Prioritätenliste der Menschen immer weiter nach unten rutscht.
Zumal der Wettbewerb zwischen den Autobauern immer mehr an Schärfe gewinnt. Dieser Preis- und Konkurrenzdruck wirkt sich auch auf die Produktzyklen aus. Standen bisher durchschnittlich alle sieben Jahre Modellwechsel an, werden die Abstände bald auf fünf Jahre sinken. Hersteller wie Hyundai haben da das Tempo spürbar angezogen. Der Wettlauf auf die Nischen verstärkt diese Tendenz nur noch. Nur wer es schafft, schnell auf Kundenwünsche zu reagieren, neue Segmente zu besetzen und so sein Modellportfolio aktuell zu halten, hat eine Chance im globalen Wettbewerb. "Der hohe Zeitdruck in der Produktentwicklung wirkt sich negativ auf die Qualitätssicherung aus", fasst Professor Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management die Konsequenzen zusammen.
Um diesem Druck entgegenzuwirken, wälzen die Autobauer einen immer größer werdenden Teil der Kosten an die Zulieferer ab. Der designierte Volkswagen-Markenchef Herbert war zu seiner Zeit als oberster BMW-Einkäufer unter den Lieferanten als gnadenloser Kostenschleifer gefürchtet. Damit ist der Preisdruck noch längst nicht beendet. Die erste Garde der Zulieferer gibt diese Einsparungen an die Unternehmen weiter, die ihnen die Teile beziehungsweise die Rohstoffe liefern. Mit einer derart erbarmungslosen Kostenreduktion wächst auch die Gefahr, dass die Qualität der gefertigten Teile sinkt und das führt zu Defekten.
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 21. März 2015