Anders als beim Bruder-Prototypen, der in Deutschland auf der A9 seine Bahn zieht, fehlt bei diesem Robo-Audi der hintere Laserscanner: "Der Stau-Pilot orientiert sich am Vordermann und vollzieht keine Spurwechsel. Deswegen haben wir die Sensorik auf die Front konzentriert", verdeutlicht Müller die Unterschiede. Interessant ist vor allem die Kamera. Nur ein Auge wacht hinter der Windschutzscheibe, statt der erwarteten zwei, die bei einer Stereokamera üblich wären. In der Tat reicht eine Mono-Kamera, um die relevanten Daten für das autonome Fahren zu sammeln. Das liegt auch an der Bildbearbeitungs-Software, die immer besser wird.
Immer ein Ersatzsystem
Die Kamera schießt 35 Bilder pro Sekunde und gleicht eine ganze Reihe von Aufnahmen in Sekundenbruchteilen ab. Innerhalb von zwei Sekunden kommen also 70 Fotos an, die die Software verarbeiten muss. Dabei wird das Bild auch immer in Relation zu einem statischen Objekt gesetzt. Wird die Struktur, etwa die Umrisse eines Pkws, die auf der Aufnahme zu sehen ist, größer, muss der Auto-Pilot handeln. Die Entscheidung für die Mono-Kamera fiel aus verschiedenen Gründen: Ein Gerät ist billiger als zwei und niemand anderer als VW-Chef Martin Winterkorn hat sich eindeutig zu der auffälligen Technik-Phalanx vor dem Rückspiegel geäußert: "Eine Windschutzscheibe ist zum Durchschauen da, nicht zum Zupflastern!" Im Klartext: Bitte eine Kamera und nicht zwei.
Diese Reduzierung der Linsen könnte sich in der Zukunft positiv bemerkbar machen. Sobald die NCAP auch kreuzende Fußgänger und Radfahrer in das Testergebnis miteinbezieht, wird man eventuell nur drei Kameras brauchen, statt deren sechs, wie das bei der Stereo-Variante der Fall wäre, um die Objekte zu erfassen. Doch zurück zu dem A7, der sich durch die Blechlawine Shanghais kämpft. Bis zu 60 km/h klappt alles. Wie zuverlässig die neue Technik bereits arbeitet, zeigt sich bei einem Blick auf das Display hinter dem Lenkrad, wo der Verkehr und die Fahrzeuge, die sich rings um den Audi befinden, exakt wiedergegeben werden. Sobald die Fahrbahnmarkierungen, an denen sich das System ebenfalls orientiert, verschwinden, mahnt der Autopilot den Fahrer mit einem Zehn-Sekunden-Countdown, wieder das Kommando über das Fahrzeug zu übernehmen.
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 26. Mai 2015