Papier ist bekanntlich geduldig. Auf der Strecke zeigt der Boxster sein wahres Gesicht. Das kann sich sehen lassen, auch wenn die Traditionalisten jetzt schmerzvoll aufheulen werden. Der Vierzylinder-Turbo hängt gierig am Gas und dreht bis 7.500 U/min hoch, ohne, dass ihm die Luft ausgeht. Also kommen auch die Drehorgel-Fans auf ihre Kosten. Anders als bei den Vorgängern, bei denen unterhalb von 4.000 Touren das Triebwerk eine ziemlich maue Veranstaltung ablieferte, hat der Turbo jetzt auch unten heraus genug Druck. "Ja aber der Klang", wird jetzt der eine oder andere einwerfen. Der ist jetzt nicht mehr heißer-röchelnd, sondern bollernd, knurrend, tief grummelnd, aber bei höheren Drehzahlen beliebiger. Dann könnte der Sound des Kraftwerks auch von einem Kompakt-Sportler aus Wolfsburg oder Ingolstadt stammen. Doch die Porsche-Ingenieure beschwören immer wieder das Gesamtpaket, das die Fahrdynamik definiert.
Die vom 911er übernommene direktere Lenkung tut dem kleinen Bruder gut. Eine etwas breitere und steifere Hinterachse hilft dem Zweisitzer ordentlich auf die Agilitäts-Sprünge. Das zeigt sich bei der Kurvenfahrt-Stabilität und dem Einlenkverhalten, das sich gegenüber dem Vorgänger noch einmal verbessert hat. Beim Fahrwerk stehen jetzt drei Varianten zur Auswahl: Die Standard-Stahl-Variante, eine um zehn Millimeter tiefer gelegte Version und ein Sportfahrwerk, bei dem die Karosserie des Boxster S 20 Millimeter tiefer über den Asphalt flitzt. Bei den Fahrdynamik-Systemen haben sich die Boxster-Entwickler viel vom 911er abgeschaut. Sei es der Boost-Modus, der per Knopfdruck 20 Sekunden Extra-Kraft bereitstellt oder der wenig wertige Plastik-Drehknopf ("Response Button"), mit dem das Fahrerlebnis über die Lenkung, Schaltung und die Gaspedal-Kennlinie definiert wird.
Das System ist vom PSM (Porsche Stability Management System) entkoppelt. Aktiviert man den Sport-Modus, lässt der Schleuderverhinderer echte Drifts zu und greift erst dann unterstützend ein, wenn der Pilot gegenlenkt. "Wir wollen, dass der Fahrer agiert", erklärt Eberhard Armbrust (Leiter Versuch Fahrdynamik). Bei "PSM Off", hilft die Elektronik durch radselektive Bremseingriffe an der Hinterachse bei der Agilität, lässt den Piloten aber weitgehend freie Hand. Erst wenn der Fahrer durch eine harte Bremse einen Notfall signalisiert, wirft die Elektronik das Sicherheits-Netz. Los gehen die Preise für den Boxster bei 53.646,00 Euro, der Boxster S kostet 66.141,00 Euro.
Fotos: press-inform / Porsche
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 22. Februar 2016