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Alte Bekannte

Sony Vision-S 02 (Foto: press-inform / Sony)

Auf der Consumer Electronic Show in Las Vegas sorgte Sony mit der Studie eines elektrischen Crossovers in diesem Januar bereits zum zweiten Male für Aufsehen in der Autoszene. Viele sinnierten, ob der japanische Unterhaltungskonzern wirklich unter die Autobauer gehen will. Jetzt wurde bekannt, dass Sony mit Honda kooperieren will.

Bereits vor zwei Jahren landete Sony als eines der größten Unterhaltungsunternehmen der Welt auf der CES 2020 einen Überraschungscoup, der sich dieses Jahr mit der Studie eines elektrischen Crossovers wiederholte. Der japanische Unterhaltungskonzern dreht damit insbesondere Wettbewerber Apple eine schmerzhafte Nase, der mit dem Autoprojekt nicht so recht weiterkommen mag. Viele sahen den Sony Vision-S 01 im Januar 2020 allein als medienwirksamen Messegag, mit dem man Apple sowie etablierten Autobauern Kopfzerbrechen bereiten wollte. Wer an Sony denkt, dem kommen insbesondere Walkman, gigantische Bildschirme und die Playstation in den Sinn. Auf der diesjährigen CES verfestigte sich der Glauben an einen möglichen Einstieg ins Autogeschäft - auch weil Sony seinen Vision-S 01 seit längerem bei Kooperationspartner Magna in Graz entwickeln lässt.

Autoproduzent oder Systemlieferant?

Jetzt wurde bekannt, dass Sony und Honda eine Absichtserklärung über eine strategische Allianz im Bereich der Mobilität unterzeichnet haben. "Die Zusammenarbeit zwischen Honda und Sony, die sich auf batteriebetriebene Elektrofahrzeuge konzentriert, zeigt die zukünftigen Mobilitätspläne von Sony auf, die seit der Vorstellung des EV-Prototyps auf der CES im Jahr 2020 und später im Jahr 2022 erwartet wurden", erläutert Bakar Sadik Agwan, Analyst bei Global Data, "die Zusammenarbeit wird die Fähigkeiten von Honda in den Bereichen Fahrzeugherstellung, Komponenten und Batterieproduktion/-montage mit Sonys Erfahrung in den Bereichen Bildgebung, Sensorik, In-Vehicle-Infotainment, vernetzte und autonome Technologie kombinieren."


Die Autoindustrie generell ist für Sony kein Neuland, denn die Japaner unterhalten als Lieferant von Bildsensoren und elektronischen Komponenten wie Infotainmentsystemen bereits seit vielen Jahren Handelsbeziehungen zu verschiedenen Autoherstellern. Bleibt die Frage, wie sehr sich Sony in einer technischen Kooperation mit einem asiatischen Autohersteller wie Honda in Szene setzen könnte, wenn zentrale Bereiche des Fahrzeugs wie die Herstellung, Entwicklung von Antriebskomponenten, Akkus und Motoren von Honda stammen. Der japanische Autobauer hat mit dem kleinen Honda E einen elektrischen Kleinwagen im Programm, der nicht nur durch sein Design, sondern auch sein Bildschirmsystem und oder die Kameras statt Außenspiegel von sich reden macht und in einer Klasse von Mini Cooper SE oder Opel Corsa E antritt.

Überraschungen auf der CES 2020 / 2022

"Der Schritt deutet darauf hin, dass Sonys Zukunftsvision darin besteht, seinen Markennamen auf batteriebetriebene Fahrzeuge zu setzen, aber nur als Technologiepartner und nicht als Hersteller von Elektrofahrzeugen aufzutreten, da dies Fachwissen, hohe Ausgaben, höhere Stückzahlen und begrenzte Gewinnspannen erfordert", sagt Bakar Sadik Agwan, "dies steht im Gegensatz zu anderen Geschäftsbereichen wie Unterhaltungselektronik, Fotografie, Infotainment und Videospielproduktion, in denen Sony präsent ist."

Sony Vision-S 01 / 02 (Foto: press-inform / Sony)
Honda E (Foto: GCOTY)
Sony Vision-S 02 (Foto: press-inform / Sony)
(Foto: press-inform / Sony)
(Foto: press-inform / Sony)
(Foto: GCOTY)

Optisch wie technisch ist der 4,90 Meter lange Elektrocrossover Vision S-02, der auf der CES 2022 seine Premiere feierte, mit sichtbaren Ähnlichkeiten zu Porsche Macan oder Tesla Model Y eng mit dem Erstlingswerk des Sony Vision-S 01 verwandt, der auf der CES 2022 in Las Vegas nochmals gleich neben parkte. Für den Antrieb sorgen Elektromotoren mit jeweils 200 kW / 272 PS, was eine Maximalleistung von 400 kW / 544 PS bedeutet. Aus dem Stand beschleunigt der 2.480 Kilogramm schwere Allradler zumindest imaginär in rund fünf Sekunden auf Tempo 100 und erreicht eine abgeregelte Höchstgeschwindigkeit von 240 km/h. Für entsprechenden Komfort sorgt eine variable Luftfederung, die die Bodenfreiheit von rund 15,4 Zentimetern variabel anpassen kann.


Wie schon der Limousinenbruder ist der Sony Vision S-02 mit einer Sicherheitszone ausgestattet, die Fahrer und Insassen in alltäglichen Fahrsituationen unterstützt, indem es Gefahren 360 Grad rund um das Fahrzeug erkennt und die Risiken im Straßenverkehr minimiert. Der Innenraum ist dabei nicht zuletzt Dank des 3,03 Meter langen Radstandes nicht nur sicher, sondern auch sehr geräumig. Vorne blicken die Insassen auf mehrere Großdisplays, die das Armaturenbrett bilden und statt Außenspiegeln geben zwei Displays Informationen über den Bereich hinter und neben dem Fahrzeug. Wahlweise ist der Crossover als Vier- oder Siebensitzer geplant. Für maximale Sicherheit bei der Sony-Studie sorgen verschiedene Kameras und mehr als 30 Hightech-Sensoren, die in dem Vision-S verbaut sind und zum Beispiel durch Lidar-Technik eine bestmögliche Objekterkennung ermöglichen. Selbst im Innenraum sorgen Sensoren mit Objekterkennung und Gestensteuerung für ein perfektes Infotainment und maximale Sicherheit.

(Foto: press-inform / Sony)
(Foto: press-inform / Sony)
(Foto: press-inform / Sony)
(Foto: press-inform / Sony)
(Foto: press-inform / Sony)
(Foto: press-inform / Sony)

Bakar Sadik Agwan: "Es wird interessant sein, abzuwarten, ob Sonys EV-Plan in einer Zeit, in der neue Marktteilnehmer wie der Technologieriese Foxconn ihre EV-Produktionskapazitäten ausbauen, etwas bewirken kann. Auf der anderen Seite ist es aber auch die beste Gelegenheit für Sony, mit einem der größten Autohersteller der Welt zusammenzuarbeiten. Elektroautos werden wahrscheinlich weniger durch ihre Antriebe als vielmehr durch die Stärke ihrer Technologiepakete definiert werden, und hier hat Sony das Potenzial, einen großen Einfluss auszuüben." Vielleicht ist die Zusammenarbeit mit Honda auch nur ein Schritt in die rechte Richtung, in den Elektrofahrzeugen von morgen als Systemlieferant eine größere Rolle zu spielen. Denn mit der Umstellung von Verbrennern auf Elektromotoren und dem zunehmender wichtiger werdenden Fahrerassistenzsystemen wird das Innere eines Autos als Lebensraum immer wichtiger. Hier könnte sich die Expertise von Sony bei der Gestaltung von Displays sowie in Bereichen wie Telekommunikation, Vernetzung und Entertainment auszahlen.

 

 

Autor: Stefan Grundhoff  Stand: 07.03.2022
Fotos: press-inform / Sony