Seat Ibiza Facelift

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VonWolfgang Gomoll

29. Oktober 2025

Mobiler Treueschwur

Seat beschenkt sich zum 75. Geburtstag und spendiert dem Ibiza eine Modellpflege. Sie umfasst besseres Licht dank Voll-LED-Scheinwerfern, doch ein wichtiges Detail fehlt.

Bei der Premiere des Ibiza inszenierte Seat eine große Jungbrunnen-Show. Als der spanische Bruder des VW Polo auf der Party-Insel Ibiza (wo sonst) auf die Bühne rollte, trommelte aus den Lautsprechern der Alphaville-Hit „Forever Young“ auf die Anwesenden herab. Der Hit der deutschen Synthie-Pop-Band hat schon 41 Jahre auf dem Buckel, dient aber als Motto für den Seat Ibiza. Schließlich erblickte die erste Generation des spanischen Kleinwagens ebenfalls 1984 das Licht der automobilen Welt. Mehr als sechs Millionen Modelle des Ibiza wurden seitdem verkauft. Doch über der spanischen VW-Tochter, die in diesem Jahr ihren 75. Geburtstag feiert, hängt seit zwei Jahren der Satz „die Zukunft von Seat ist Cupra“ wie ein Damoklesschwert. Denn der stammt von keinem Geringeren als VW-Markenchef Thomas Schäfer. Diese Aussage wirkt offenbar bis heute nach. Markus Haupt bemüht sich, optimistisch zu klingen. „Wir setzen auf Seat!“, sagt der CEO der spanischen VW-Tochter mit fester Stimme. Dabei sind zwei Aspekte interessant. Da ist zum einen das Personalpronomen „wir“. Wenn man einmal davon ausgeht, dass der Seat-Chef nicht im Pluralis Majestatis spricht, kann man davon ausgehen, dass der ehemalige VW-Produktionsvorstand für den gesamten Konzern spricht. Um diesen Worten Nachdruck zu verleihen, erhält die fünfte Generation des Seat Ibiza ein Facelift.

Die Bezeichnung Facelift trifft es beim Ibiza ganz gut. Schließlich ist ein beträchtlicher Teil der Verbesserungen kosmetischer Natur und es gibt keine tiefgreifende technische Neuerung. Vor allem müssen die Seat-Fans bis zum Jahr 2027 warten, ehe der Mild-Hybrid-Antrieb, den es bereits im VW Golf gibt, seinen Weg in den spanischen Kleinwagen findet. Damit verpasst der VW-Konzern beziehungsweise Seat eine echte Chance, denn diese Version würde sich vermutlich sehr gut verkaufen. Stattdessen muss sich derIbiza mit einem neuen Gesicht, eben einem Facelift begnügen. Die schmalen Voll-LED-Scheinwerfer (jetzt serienmäßig) und die neue Frontschürze stehen dem kleinen Spanier und hauchen ihm optische Dynamik ein. Nicht nur das. Die Optik-Retusche hat auch Substanz: Die Voll-LED-Technik bringt laut Seat im Abblendlicht eine bis zu doppelt so große Reichweite und sind im Fernlicht bis zu dreimal heller wie das bisherige Eco-LED-System. Auch das Heck mit den LED-Rückleuchten sowie die neuen Alufelgen, die bis zu 18 Zoll groß sind, sehen frischer aus. Trotzdem wirkt der Seat Ibiza nach wie vor vertraut. Und das ist gut so. Schließlich will man die Kundschaft nicht vergraulen.

Im Innenraum tut sich mehr. Nach wie vor fällt der klassenübliche Hartplastikanteil auf. Anders lässt sich ein Einstiegspreis von 20.890 Euro für den Ibiza Style 1.0 MPI mit 59 kW / 80 PS nicht realisieren. Da die Verarbeitung der Elemente solide ist und selbst beim Durchfahren großer Schlaglöcher nichts knarzt oder scheppert, fällt dies nicht allzu sehr ins Gewicht. Dafür gefallen die guten Sitze mit neuen Textilbezügen und das neue Lenkrad liegt dank des perforierten Lederbezugs gut in der Hand. Beim Infotainment merkt man, dass die VW-MQB-A0-Plattform, auf der der Ibiza basiert, bereits acht Jahre alt ist. Uns gefällt die klassische Handbremse. Den 9,2-Zoll-Infotainment-Touchscreen ziert ein dicker Plastikrahmen wie bei einem LED-Fernseher aus den 2000er-Jahren. Dafür kommt man mit der Bedienung schnell klar. Dass in einem Kleinwagen mit einer Länge von 4,07 Metern hinten keine opulenten Platzverhältnisse herrschen, dürfte klar sein. Dennoch herrscht im Fond keine klaustrophobische Enge und auch Erwachsene finden Platz. Allerdings ist das Kofferraumvolumen mit einem Volumen von 355 Litern nicht allzu üppig bemessen und die Ladekante ist hoch.

Dass bewährte Technik durchaus ihre Vorzüge hat, merkt man am Fahrwerk der FR-Version, mit der wir unterwegs waren. Die Feder-Dämpfer-Abstimmung ist straffer als bei den Basisversionen, aber dennoch komfortabel. Die Abstimmung ist harmonisch und lässt auch in schnellen Kurven Spaß zu. Immerhin beschleunigt der Seat Ibiza FR mit 110 kW / 150 PS und einem maximalen Drehmoment von 250 Newtonmetern in 6,0 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h und ist bis zu 220 km/h schnell. Das 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (DQ 200 7F) erledigt seine Aufgabe unauffällig. Schiebt man den Automatikhebel in die S-Stellung, wirkt der Antritt um etwa 70 km/h geschmeidiger. Ansonsten stehen die Fahrmodi Eco, Normal, Sport und Individual zur Auswahl. Diese sind bei der FR-Variante serienmäßig, ebenso wie die Zwei-Zonen-Klimaanlage, Sportsitze, getönte Heckscheiben, Parksensoren vorn und hinten sowie eine Rückfahrkamera. Seat nennt noch keinen Preis. Dieser dürfte sich am aktuellen Modell orientieren und bei rund 30.000 Euro liegen. Sobald der Ibiza im Januar des nächsten Jahres beim Händler steht, wird auch dieses Geheimnis gelüftet.

Datenblatt Seat Ibiza 1.5 TSI

  • Typ: Kleinwagen
  • Motor: Vierzylinder-Turbobenziner
  • Hubraum (cm3): 1.498
  • Leistung in PS (kW) bei U/min-1: 150 (110) bei 5.000 bis 6.000
  • Max. Drehmoment (Nm) bei Umin-1: 250 bei 1.500 bis 3.500
  • Höchstgeschwindigkeit (km/h): 220
  • Beschleunigung 0-100 km/h (sek.): 6,0
  • Getriebe: 7-Gang-DSG
  • Antrieb: Vorderrad
  • Treibstoffsorte: Super
  • Tank (L): 40
  • Verbrauch EU-Drittelmix (l/100 km): 6,0
  • CO2-Ausstoß (g/km): 134
  • Gewicht, Herstellerangabe (kg): 1.168
  • max. Zuladung (kg): 512
  • Abmessungen (L/B/H): 4.070 / 1.780 / 1.447 (L/B/H)
  • max. Ladevolumen (L): 355
  • Preis (Euro): ca. 30.000 
  • Basismodell (Euro): 20.890
  • Abgasnorm: EU 6 EB

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