Braucht man in Zeiten von TV, allgegenwärtigem Internet und grenzenloser Informationen für automobile Neuheiten überhaupt noch eine eigene Automesse? Wohl kaum. Dabei ist der derzeit laufende Genfer Salon oder die Jahresauftaktmesse in Motorcity Detroit noch eine kleine Nummer. Auf Messen wie der Frankfurter IAA, die im Zweijahres-Rhythmus Mitte September stattfindet, oder dem Pariser Salon wird ganz anders aufgefahren. Die großen Hersteller planen bis zu zwei Jahre im Voraus am nächsten Messeauftritt. Messestand, neue Fahrzeuge, technische Innovationen und Choreographie der Präsentation werden zentimetergenau aufeinander abgestimmt. Gleichzeitig wurden die Neuheiten in den letzten Jahren jedoch immer dünner. Trotzdem verschlingen Messeauftritte der großen Hersteller in Frankfurt, Peking, Tokio oder Paris zweistellige Millionenbeträge. Dabei stehen längst nicht mehr die neuen Autos im Vordergrund. Hier ist den Konzernen das Risiko viel zu groß, die eigenen Neuheiten würden auf der Leistungsschau untergehen. Die wichtigsten Neuheiten werden schon ein paar Tage oder Wochen vor der Messe präsentiert. Ein paar Fotos, die Appetit machen sollen auf das neue Modell oder ein paar eindrucksvolle Filmschnipsel sind da genau richtig.
Trendige Nerds
Statt der klassischen Shows zieht es immer mehr Firmen auf anderes, bisher weitgehend unbekanntes Messeterrain. Auf der Suche nach einer neuen Kundenansprache werden Messen wie die Consumer Electronic Show (CES) in Las Vegas, die Möbelmessen in Norditalien, die New York Fashion Week oder eben die SXSW immer wichtiger. Autos sind hier nicht mehr als schmückendes Beiwerk, doch man präsentiert sich in einem anderen, ungewöhnlichen Umfeld; bestenfalls mit Anspruch, Ambiente und Charme. Immer größer werden die Messeauftritte der Automarken auf der CES in Las Vegas. Hierbei geht es weniger darum, in der Szene der IT-Nerds neue Kunden zu gewinnen. Vielmehr präsentieren sich Hersteller als innovative Zukunftsfirmen.
Dagegen sind Automessen wie der Genfer Salon, die Detroit Motorshow oder die IAA in Frankfurt eine alte, ganz alte Welt. Noch haben viele Autohersteller nicht den Mut, hier komplett loszulassen; doch immer mehr springen ab. Für die IAA haben unter anderem bereits Nissan, Peugeot, Citroen, Volvo und DS abgesagt. Doch waren die Messen einst Schaufenster für Innovationen und Mobilität von morgen, herrscht im Frankfurter Messezentrum oder dem Genfer Palexpo gähnende Langeweile. Die Messen des Jahres 2017 unterscheiden sich kaum von denen vor 30 oder 40 Jahren. Ein paar Autos im Scheinwerferlicht und eine Branche, die sich selbstgefällig den dicken Bauch streichelt. So läuft das Ganze auf der South by Southwest in der 900.000-Einwohner-Metropole Austin nicht. Auch SXSW ist alles andere als neu. Vor 30 Jahren als Musikfestival gegründet, kamen die Besucher lange Jahre nur wegen der Rockstars. Ab Mitte der 90er Jahre wurde der Event im ungewöhnlich liberalen Austin (US-Bundesstaat Texas) schritt für Schritt zu einem Multimediafestival. Heute arbeiten, socializen, diskutieren und nicht zuletzt feiern mehr als 60.000 Besucher des Festivals in den verschiedensten Bereichen von Musik, Filmen und Hightech Tag und Nacht. Hier lernten Ideen wie Twitter oder Meerkat das laufen.
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- Veröffentlicht: 12. März 2017