AMG, von der schwäbischen Tuningschmiede zum ernst genommenen Sportwagen-Ableger von Mercedes erwachsen, greift die Zuffenhausener ernsthafter denn je an. Von den knapp 100.000 verkauften Modellen, die AMG im Jahre 2016 verkaufen konnte, sind ebenfalls nur ein kleiner Teil die Sportwagenversionen des GT, die bisweilen nicht mehr als Buchstabenderivate sind. Doch auch wenn der Abstand zwischen beiden (Sub-)Marken noch üppiger als üppig erscheint, hat greift Mercedes mit der Außenstelle Affalterbach gefährlich an. Zum 50. Geburtstag lassen AMG-Chef Tobias Moers unter strengem Blick der Daimler-Oberen den Supersportwagen auf die bestbetuchten Kunden los, der mit ernsthafter Formel-1-Technik ausgestattet ist. Finanziell nah an einem Himmelfahrtskommando, aber in Sachen Image katapultiert sich AMG damit in die erste Sportwagenliga mit Porsche, Ferrari, Königsegg, Aston Martin, Bugatti und McLaren. Von dem AMG Project One, bisweilen mit der internen Bezeichnung R50 versehen, werden gerade einmal 275 Fahrzeuge gebaut; jeder rund 2,8 Millionen Euro teuer. Für den Antrieb soll ein 1,6 Liter großer V6-Turbomotor mit elektrischer Unterstützung sorgen. Seine Leistung: über 1.000 PS und mehr als 350 km/h Höchstgeschwindigkeit. Etwas Derartiges hat Porsche aktuell nicht im Programm, denn der 887 PS starke Supersportler des 918 Hybrid ist Vergangenheit. Seine Weltpremiere wird der Hypersportler von Mercedes-AMG auf dem Frankfurt IAA feiern. Porsche setzt dagegen viel Zeit und Geld in den Hoffnungsträger Mission E, der ab 2019 insbesondere Tesla mit seinem Model S unter Druck setzen soll.
Im Herbst 2018 kommt nach SLS, GT und dem Hypersportler R50 noch ein weiteres Modell aus dem Hause AMG. Auf dem Genfer Salon in diesem März zeigten die Affalterbacher eine überzeichnete, aber seriennahe Studie eines viertürigen GT. Der sportliche und deutlich emotionalere Bruder des blassen Mercedes CLE, der in diesem Herbst den Mercedes CLS ablösen soll, hat nur einen Gegner im Fokus: den Porsche Panamera. Erst am Rande stehen die neuen Viertür-Coupés Audi A7 und BMW 8er GT. AMG schaut eben längst nur noch beiläufig Richtung Garching und Neckarsulm zu M GmbH und der Quattro GmbH, die sich mit dem verwirrenden Namen Audi Sport schmücken. Porsche ist der Gegner, den es anzugreifen gilt. Da fällt kaum noch ins Gewicht, dass ein großer Teil der verkauften AMG-Modelle die blassen 43er-Versionen sind; ein geschickt verpackter 400er-Motor mit AMG-Designdreingaben.
Fotos: Marcel Sommer
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- Veröffentlicht: 04. Mai 2017