Doch Tesla ist nicht der einzige, der den Elektromarkt in Wallung bringt. Volvo verkündete er publikumswirksam als marktbeeinflussend seinen schrittweisen Ausstieg aus der reinen Verbrennerlandschaft. Ab 2019 soll alles elektrisiert werden, was fahren kann - vieles jedoch erst einmal mit Hybridmodulen. Da jubelt nicht jeder Händler. In einigen Regionen haben die Schweden einen Dieselanteil von über 70 Prozent. Auch Renault und Nissan erwärmen sich unter Carlos Ghosn seit 2007 schrittweise für die Elektrotechnik. Doch nach wie vor hängt fast alles an den Akkupreisen. "Derzeit kostet eine Kilowattstunde uns rund 80 Dollar", sagt Renault-Elektroexperte Eric Feunteun, "doch die Preise sinken langsam und das wird uns neue Möglichkeiten geben." Ein Akkupaket für ein Langstreckenfahrzeug kostet so 4.000 bis 10.000 Euro als reine Herstellungskosten.
Blick auf die IAA
Bei den elektrisierenden Rahmenbedingungen hapert es ebenfalls noch. Doch immerhin gibt es in Deutschland über 7.000 Ladesäulen, mehr als 80.000 in Europa. Da sind auch längere Strecken mittlerweile ohne Angstschweiß auf der Stirn zu realisieren. "Unser Renault Zoe ist die Nummer eins in Deutschland", legt Eric Feunteun nach, "unsere Kunden kennen wie dabei sehr genau. Sie fahren durchschnittlich 60 Kilometer am Tag. 60 Prozent nutzen den Wagen in der Stadt, schätzen in erster Linie die Ruhe und zwischen den Ladungen liegen 1,6 Tage." Neben der Ungewissheit etwas Neues auszuprobieren, die eingefahrenen und bestens bekannten Benziner- oder Dieselpfade zu verlassen sowie den hohen Kaufpreisen gibt es für potenzielle Kunden jedoch noch andere Hemmschwellen. "Insbesondere müssen die Ladegeschwindigkeit und die Reichweite der Elektroautos steigen", so Feunteun, "doch hier sind wir auf einem guten Weg. Auch die Vernetzung ist wichtig."
Die IAA wird nicht zur großen Elektromesse werden, doch einige interessante Fahrzeuge werden hier zum ersten Mal offiziell zu bestaunen sein. Dazu gehören insbesondere Hersteller wie Mercedes und Jaguar, die mit dem EQ C sowie dem i-Pace neue Elektroautos enthüllen werden, die kommendes Jahr im Handel stehen. Die schwarze Motorhaube des Mercedes EQ C, die sich über die Windschutzscheibe bis ins Dach zieht, kennt man bereits vom BMW i3. "Das Serienauto wird über beide Achsen angetrieben und die Motorleistung wird bei bis zu 300 Kilowatt liegen", erläutert Jörg Weinhold, Produktmanager des EQ C, "die Reichweite: 500 Kilometer. Wir können die Motorleistung je nach Betriebszustand beliebig zwischen beiden Achsen hin- und herschieben. Das Akkupaket zwischen den beiden Achsen ist dabei besonders gut für die Fahrdynamik wie zum Beispiel bei der Kurvenfahrt." BMW hat seine Elektrolethargie nach dem Frühstart von i3/i8 beendet und plant ebenfalls einen Tesla-Fighter, der noch vor dem mehrfach avisierten Elektro-Crossover (2021) kommen könnte. Porsche wird seinen Tesla-Gegner Mission E erst Ende 2019 auf die Straße bringen. Noch in diesem Herbst wird die zweite Generation des Nissan Leaf vorgestellt. Deutlich schicker und leistungsfähiger als bisher dürfte er weltweit für einen Elektroboost sorgen.
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- Veröffentlicht: 06. Juli 2017