In diesem Jahr scheint es die Aussteller auf der IAA besonders hart zu treffen. Niemand hat derzeit so recht Lust auf Autos. Man weiß nicht, ob Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor langfristig überhaupt noch eine Zukunft haben. Der größte Teil der Neuheiten auf der 67. Internationalen Automobilausstellung wird jedoch genau solche Fahrzeuge zeigen. Die Zeit der Hybriden scheint vorbei zu sein, noch bevor diese so recht begonnen hat. Die Modelle stehen schwer wie Blei in den Autohäusern und wurden schneller als es die meisten erwartet hätten, von Elektrofahrzeugen abgelöst. Die kommen nur langsam auf dem Markt und werden abgesehen von Teslas Model 3 - jüngst selbstverständlich ohne jeden Messebezug in Kalifornien präsentiert - kaum nachgefragt. Ihre Zeit scheint erst zu kommen. Das knappe Dutzend Autohersteller, die diesmal nicht zur IAA reist, kann sich angesichts der schwierigen Branchenstimmung nur beglückwünschen. Die gesparten Millionen lassen sich für andere Events und Marketingmaßnahmen bestens investieren. Kaum anzunehmen, dass einer von ihnen in zwei Jahren wieder auf der IAA-Zug aufspringen wird. Noch schwieriger dürfte es mittelfristig auch für andere große Automessen wie in Detroit, Genf, Tokio oder Paris aussehen.
Messeauftritte verpuffen
Schließlich sind die weltweiten Autoshows nur noch ein Schatten ihrer selbst. Ihre Bedeutung für die Autoindustrie wird künstlich am Leben erhalten. Echte Neuheiten auf den Messen sind in Anbetracht des gigantischen Finanzaufwandes dünner denn je. Hier macht die IAA als europäische Leitmesse keinen Unterschied zu den anderen Veranstaltungen. Der Kostenaufwand für die Hersteller ist gigantisch. Ein Messeauftritt, wie ihn die großen heimischen Automarken des VW-Konzerns, Daimler oder BMW in Frankfurt in eigenen Hallen präsentieren, kostet mit allem drumherum wie Standpersonal, Lichttechnik und Umbau zwischen Presse-, Fachbesucher- und Publikumstagen weit mehr als 25 Millionen Euro. Einige IAA-Auftritte sollen bereits die 50-Millionen-Euro-Marke geknackt haben. Der Nutzen, den man hieraus ziehen kann, ist nur schwer abzuschätzen. Fraglos geht es um deutlich mehr als die neuen Fahrzeuge an sich. Auf einer Messe wie der IAA stehen insbesondere Markenimage und Positionierung im Vordergrund. Betont weiche Faktoren, die sich im Nachgang nur schwer kontrollieren lassen. Dabei ist die IAA viel mehr als eine Automesse an sich. Es geht um den wichtigsten deutschen Industriezweig, eine Visitenkarte Deutschlands, wenn nicht gar Europas.
Dabei spielt die Musik im weltweiten Autogeschäft längst woanders. Der europäische Markt ist gesättigt und bekanntermaßen besonders herausfordernd. Die großen Konzerne verdienen ihr Geld längst in Ländern wie China, Indien, Südkorea oder den USA. Hier interessiert sich kein einziger Kunde für einen lichtstarken Messeauftritt mit stolz vortragenden Konzernchefs unter dem Frankfurter Messeturm. Das gilt mehr denn je für die internationalen Medien. Die meisten Neuheiten sind bereits im Vorfeld bekannt und die Messe interessiert medial nicht einmal mehr bis zum ersten Wochenende.
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- Veröffentlicht: 04. August 2017